„Piwis haben teilweise auch ein Qualitätsproblem“

SCHWEIZ

Foto: Thomas Güntert
In Hemishofen trafen sich rund 70 Teilnehmende zum alljährlichen Weiterbildungsmorgen des Blauburgunderlandes, dem Dachverband der Schaffhauser Winzer.
Hansueli Pfenninger erwähnte, dass im Kanton Schaffhausen die Rebfläche von 480 ha auf 465 ha zurückgegangen ist. Von den 11 ha Neuanpflanzungen wurden jeweils 2 ha mit Riesling-Silvaner und Spätburgunder bestockt. In manchen Kantonen wie beispielsweise im Wallis wird der Blauburgunder, wie der Spätburgunder in der Schweiz genannt wird, nicht mehr neu angepflanzt, weil der Wein durch den Klimawandel zu viel Alkohol und zu wenig Säure bekommt.
Piwis bei Neuanlagen im Trend
Ein Hype besteht hingegen bei den pilzwiderstandsfähigen Sorten, die in der Schweiz nicht mehr als Piwis, sondern als Robuste Rebsorten bezeichnet werden, weil die Resistenz gegen Pilzerkrankungen teilweise abnimmt und einige Sorten wieder Pflanzenschutz benötigen. Seit 2016 ist im Kanton Schaffhausen die mit Robusten Rebsorten bestockte Fläche von 27 ha auf 40 ha angestiegen, wobei allein im letzten Jahr rund 5 ha neu bepflanzt wurden. Bund und Kanton subventionieren bis zum Jahr 2030 die Pflanzung von 40 Robusten Rebsorten mit einem Maximalbetrag von 30.000 Franken pro Hektar (31.900 €/ha), wenn die Anbaufläche über 25 Ar und die Investitionen pro Hektar über 47.000 Franken (fast 50.000 €) betragen. Pfenninger gab zu bedenken, dass sich Piwis nur schwer vermarkten ließen und teilweise auch ein Qualitätsproblem hätten. „Wir haben noch keine gescheite Piwi-Sorte bei den Rotweinen“, betonte der Schaffhauser Fachstellenleiter Rebbau.
Hansueli Graf erwähnte in seinem Referat, dass in der Schweiz in den letzten Jahren der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln und der Einsatz von Herbiziden stark zurückgegangen sind. Mittlerweile werden mehr biologische als konventionelle Pflanzenschutzmittel eingesetzt und Wirkstoffe mit besonderem Risikopotenzial verschwinden sukzessive vom Markt. Der Pflanzenschutzberater erklärte, dass in den letzten 20 Jahren über 200 Wirkstoffen die Zulassungen entzogen und in den letzten zehn Jahren nur noch 41 Wirkstoffe neu genehmigt wurden.
Schrumpfender Markt
„Wir bewegen uns auf einem schrumpfenden Markt“, sagte Andrea Davaz von der Rimuss & Strada Wein AG. Im Jahr 2022 wurden in der Schweiz 165 Mio. l ausländischer und 90 Mio. l Schweizer Wein konsumiert, 7,6 % weniger als im Vorjahr. In Deutschland liegt der Rückgang lediglich bei knapp 4 %. Der ­Rimuss & Strada-Geschäftsführer zeigte sich trotz des allgemeinen Negativtrends sehr zufrieden. In den letzten sechs Jahren konnte er den Flaschenverkauf von Schaffhauser Wein jeweils um 10 % steigern und im letzten Jahr etwa 1,5 Mio. kg Trauben verarbeiten. „Wir möchten, dass der Produzent bei uns pro Hektar 30.000 Franken aus der Weinwirtschaft verdienen kann“, betonte er. Thomas Güntert