SUR bereitet Weinbauverband Sorgen

NAHE

Foto: Norbert Krupp
Von ernsten Sorgen geplagt zeigten sich Weinbaupräsident Dr. Thomas Höfer und Geschäftsführer Harald Sperling in der Herbst-Pressekonferenz des Weinbauverbandes Nahe: Die jüngste Empfehlung des Umweltausschusses des Europaparlaments, den Einsatz aller chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel in sensiblen Gebieten pauschal zu verbieten, könnte sich bei vielen Winzern, deren Flächen in Schutzgebieten liegen, existenzbedrohend auswirken. Mit knapper Mehrheit hat der Ausschuss für die Vorschläge von Sarah Wiener (Grüne) zur Sustainable Use Regulation (SUR) gestimmt.
Der Weinbaupräsident erklärt: „Der SUR-Vorschlag sieht vor, in sensiblen Gebieten ganz auf konventionelle Spritzmittel zu verzichten. 80 % der Bad Kreuznacher Gemarkung liegen in Wasserschutzgebieten und wären davon betroffen, ebenso Weinberge in Laubenheim oder Langenlonsheim. Höfer bewertete den Vorschlag als „enttäuschend, verletzend und desaströs“.
Harald Sperling, Geschäftsführer des Weinbauverbandes, merkte an, dass noch ein wenig Hoffnung bestehe: Es bleibe abzuwarten, wie das Europaparlament die Vorschläge im nächsten Jahr umsetzt und wie sie national ausgelegt werden. Die Bundesländer hätten dann zu definieren, auf welchen „sensiblen Gebiete“ (Wasserschutz, Naturschutz usw.) dies anzuwenden sei. Sollten die Empfehlungen ohne Einschränkungen umgesetzt werden, hält der Weinbauverband extreme Einbußen in Landwirtschaft und Weinbau für wahrscheinlich. Höfer sieht gar den Fortbestand von Betrieben bedroht.
Zufrieden trotz neidischem Herbst
Der Weinbauverband hatte aber auch positive Botschaften: „Mit dem Weinjahr 2023 können wir zufrieden sein, auch wenn wir einen neidischen Herbst hatten“, so der Weinbaupräsident. An der Nahe begann die Lese etwa eine Woche früher als bisher. Die drohende Fäulnis der Trauben bestimmte den Lesebeginn. Dann habe die trockene Wärme der Fäulnis entgegengewirkt. In vielen Lagen waren Sonnenbrandschäden entstanden. In den Wochen vor der Ernte breitete sich die Kirschessigfliege (KEF) aus. Die Erkenntnis, dass die KEF, je nach Mikroklima, auch weiße Burgundertrauben befalle, sei für betroffene Winzer erschreckend gewesen.
Die Erntemenge 2023 sei gegenüber 2022 um 5-8 % gestiegen und der Prädikatsweinanteil liege bei 25 %. Nach Schätzungen des Weinbauverbands wurden 2023 an der Nahe 4.240.000 hl Most geerntet. Davon entfallen rund 3.262.000 hl auf Weißwein- und 979.000 hl auf Rotweinsorten.
Produktspezifikationen definiert
Die Schutzgemeinschaft Nahe hat detaillierte Produktspezifikationen für die geschützte geografische Angabe (g.g.A.) „Nahegauer Landwein“ sowie Weine der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) „Nahe“ (für Qualitäts- und Prädikatsweine) definiert. Für Weine der g.U. wurde der Höchstertrag auf 15.000 l/ha festgelegt, für Weine mit g.g.A. auf 10.500 l/ha.
Die durch die Schutzgemeinschaft vereinbarten Vorschläge zur Profilierung des Anbaugebietes Nahe wurden bereits durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) genehmigt. Sie sollen am 22. November ab 18 Uhr bei einer öffentlichen Veranstaltung des Weinbauverbandes im DLR Bad Kreuznach vorgestellt werden. Norbert Krupp