Vereinigte Hagel: Wachstum trotz Rekordschadensjahr

Foto: Andrea Kerth
Anfang Dezember gab die Vereinigte Hagel in Worms bei der Bezirksversammlung der Bezirksdirektion Alzey ihren Mitgliedern Einblick in die Schadenszahlen und die Geschäftsentwicklung im In- und Ausland. Das Jahr 2023 verur­sachte eine Rekordschadenssumme, denn viele Wetterextreme führten europaweit zu Schadenszahlungen in noch nie dagewesener Höhe. Dem nassesten Frühling seit zehn Jahren folgte in Deutschland Trockenheit im Frühsommer und ab der zweiten Julihälfte Niederschläge, die lokal mit heftigen Gewittern und Hagelschlag einhergingen.
Aufgrund überregional heftiger Schäden rechnet die Vereinigte Hagel unternehmensweit mit einer Schadensquote von etwa 100 %. Trotzdem habe die Vereinigte Hagel trotz gesunkener Produktpreise und Hektarwerte im Jahr 2023 weiteres Wachstum erzielen können. Dies sei ein Ergebnis aus wachsendem Risiko und Absicherungsbedürfnis sowie bedarfsorientierter Beratung.
Vereinigte Hagel gut aufgestellt
Vorstandsmitglied Wolfgang Willersinn berichtete, dass die Vereinigte Hagel trotz des Rekordschadensjahres in einer guten wirtschaftlichen Lage sei: „Verluste wurden durch neue Abschlüsse wieder ausgeglichen und wenn man europaweit schaut, sind wir durch umsichtiges Wirtschaften und durch die Verteilung der Risiken über die verschiedene Schadensgruppen in einer guten Position.“
In Vertretung von Bezirks­direktor Dr. Christian Kaiser stellte Norbert Schäfer die vorläufigen Geschäfts- und Schadenszahlen für 2023 vor. In Deutschland sei die versicherte Fläche um 0,1 % auf 4,9 Mio. ha gewachsen, während gleichzeitig die Versicherungssumme insgesamt um 6,7 % und der Vorbeitrag um 2,1 % gesunken sei. Für Deutschland liege die Schadensquote für das Jahr 2023 bei 80,7 % bei einer Schadensumme von 122,6 Mio. €. In der Bezirksdirektion Alzey sei die versicherte Fläche mit 206.525 ha zum Vorjahr fast gleichgeblieben, nur bei der Versicherungssumme ergebe sich durch „etwas Abrieb bei den Ackerbaukulturen“ ein leichtes Minus. Der Vorbeitrag liege bei rund 16,8 Mio. €, das ist 1 % weniger als im Vorjahr.
Vor allem das Sturmtief Lambert sorgte im Juni für massive Schäden in vielen Kulturen. Und von der Hagelfront, die am 26. August durch den Wonnegau zog, waren 1.200 ha verschiedener Kulturen betroffen, davon 1.018 ha Weinberge. „Da musste es mit der Aufnahme der Schäden sehr schnell gehen“, erklärte Norbert Schäfer und dankte den Sachverständigen für ihren flexiblen Einsatz. „Denn parallel rollten auch schon die Vollernter durch die Gemarkung.“ Kaum sei der letzte Schaden dieses Hagelereignisses reguliert gewesen, traf am 12. September ein weiterer massiver Hagelschlag den Wonnegau. „Dass dieselben Flächen in kürzester Zeit zweimal dermaßen getroffen werden, haben wir so auch noch nicht erlebt“, sagte Schäfer. Insgesamt wurden im Jahr 2023 über alle Kulturen hinweg etwas unter 33.000 ha in der Bezirksdirek­tion geschädigt und die Schadenssumme auf 87,2 Mio. € geschätzt.
Wahlen und Ehrungen der Direktion Alzey
Die Versammlung wählte Franz-Josef Nattermann zum Delegierten für die Mitgliederversammlung 2024 und Gunther Hiestand als Stellvertreter. Als Vertreter im Aufsichtsrat bestätigte die Versammlung Wolfgang Willersinn. Als Sachverständige bestätigte der Bezirksverein Alzey Andreas Hack und Gunter Stilgenbauer. Für sein langjähriges Engagement wurde Reinhard Lawall mit der Goldenen Ehrennadel der Vereinigten Hagel ausgezeichnet. Die Silberne Ehrennadel für langjährige Tätigkeit ging an Andreas Mohr und Christoph Unverzagt.
Ero: Mehr als 50 Jahre Weinbau-Mechanisierung
Michael Erbach, Geschäftsführer der Ero GmbH, zeigte in seinem Vortrag die Entwicklung des Familienunternehmens. 1969 ging es mit dem Laubschneider mit rotierenden Messern los. In den 80er Jahren wurde der erste selbstfahrende Ero-Traubenvollernter entwickelt und 2002 kam mit dem Ero-Grapeliner SF200 der erste Vollernter mit Display, Softwaresteuerung und einer Straßengeschwindigkeit von 40 km/h auf den Markt. Mittlerweile zählt Ero zu den international führenden Unternehmen im Bereich der Weinbaumaschinen und -geräte. Seit 2018 produziert Ero im neuen Werk in Simmern (Hunsrück), beschäftigt 300 Mitarbeitende und exportiert in mehr als 35 Länder. „Durch eine umfangreiche Maschinenausstattung wie etwa unsere Laserschneidanlagen, CNC-Drehmaschinen, Schweiß­roboter und die Pulverbeschichtungsanlage haben wir eine hohe Fertigungstiefe“, erklärte Michael Erbach. „Durch 80 % Eigenfertigungsanteil und stabile Lieferketten erreichen wir damit auch in schwierigen Zeiten große Flexibilität und Unabhängigkeit.“ Gerade hat Ero den französischen Hersteller Ferrand SAS übernommen, um das Portfolio um Bodenbearbeitung- und Unterstockpflege­geräte zu ergänzen. Gleichzeitig sollen die internationalen Ero-Vertriebskanäle für den Absatz der Ferrand-Systeme genutzt werden.
Neben dem Einsatz erneuerbarer Energien ist auch die Digitalisierung ein großes Thema für das Unternehmen: Ero ist am Start Up VineForecast beteiligt und in einer eigenen Abteilung entwickeln 20 Mitarbeiter mittlerweile digitale Steuerungstechnik. Für 2024 kün­digte Michael Erbach verschiedene Produktneuheiten an: So soll mit dem Ero Vitipulse Duo zum Beispiel ein Entlauber mit zwei Druckluftentlauberköpfen auf den Markt kommen. ak