Weinerzeugung und Weinkonsum sinken

OIV

Hintergründe für die im dritten Jahr hintereinander zurückgehende weltweite Rebfläche gibt es viele: Dürre, Brände, Hitze, Starkregen, Pilzbefall und schwierige wirtschaftliche Bedingungen bei der Vermarktung. Die weltweite Weinbaufläche schrumpfte im Jahr 2022 (das aktuellste Datum für diese Werte) um 0,5 % auf 7,2 Mio. Hektar (Vorjahreswert: 7,3 Mio. Hektar). Hauptsächlich angetrieben wurde dieser Trend durch die Beseitigung von Rebflächen in den wichtigen Weinbauregio­nen auf beiden Hemisphären, wie der neue OIV-Generaldirektor Dr. John Barker auf seiner ersten Pressekonferenz zum Stand der weltweiten Weinbau- und Weinhandelsaktivitäten berichtete. Innerhalb der EU ging die Rebfläche demnach um 0,8 % auf 3,3 Mio. Hektar zurück. Die einzigen Länder, die sich diesem Trend entzogen und innerhalb der EU ihre Rebflächen vergrößerten, waren Italien, Deutschland und Griechenland.
Historisch niedrigste Weinernte seit 1961
Extreme klimatische Bedingungen und weit verbreitete Pilzkrankheiten hätten im Jahr 2023 viele Weinberge weltweit stark in Mitleidenschaft gezogen, was zu einer historisch niedrigen globalen Weinproduktion von 237 Mio. hl geführt habe. Dies bedeute einen Rückgang um 9,6 % gegenüber 2022 und stelle die niedrigste Produktion seit 1961 dar. Die OIV korrigierte die Prognosen für das Jahr 2023 nach unten.
Ganz oben in der Rangliste landete im vergangenen Jahr Frankreich mit 48 Mio. hl (+4,4 % zum Vorjahr) vor Italien mit 38,3 Mio. hl (-23,9 %), Spanien mit 28,3 Mio. hl (-20,8 %) und den USA mit 24,3 Mio. hl (+8,5 %). Prozentual zweistellige Mengenverluste gab es auch in Chile (-11,4 %), Australien (-26,2 %), Südafrika (-10 %), Argentinien (-23 %), Russland (-10 %), China (-33 %) und Griechenland (-34,4 %). Zweistellige Zuwächse gegenüber dem Vorjahr verzeichneten nur Rumänien (+21,2 %), Brasilien (+12,1 %) sowie Moldawien (+27 %).
16 Mio. hl mehr erzeugt als getrunken
Ein Gleichgewicht bei Produktion und Konsum zeichne sich maximal in einzelnen Märkten, aber keinesfalls weltweit ab, erklärte Barker. Laut der OIV wurden selbst im schwierigen Erntejahr 2023 noch 16 Mio. hl mehr produziert als getrunken. Der weltweite Weinkonsum im Jahr 2023 wird auf 221 Mio. hl geschätzt. Das entspricht einem Rückgang von 2,6 % gegenüber den bereits niedrigen Zahlen von 2022. Sollten sich die vorläufigen Zahlen bestätigen, wäre es der niedrigste Wert seit 1996.
Der Anstieg der Produktions- und Vertriebskosten, der durch den Inflationsdruck verursacht wurde, führte zu höheren Weinpreisen für die Verbraucher, die ohnehin schon in etlichen Ländern mit einer geringeren Kaufkraft zu kämpfen hatten. Obwohl die Gesamtmenge des weltweit exportierten Weins auf 99,3 Mio. hl zurückging (-6,3 %), wurde dies durch einen hohen Exportwert ausgeglichen, der 36 Mrd. Euro erreichte – der zweithöchste jemals verzeichnete Wert.
Der Durchschnittspreis pro Liter Wein im Export erreichte sogar ein Rekordhoch von 3,62 Euro. Gegenüber dem Durchschnittspreis von 2020 wurde von der OIV ein Plus von 29 % errechnet, das jedoch von den Kostensteigerungen gefressen wurde.
Flaschenweine (definiert als Weine mit weniger als 2 Liter Gebindegröße) machten zuletzt 53 % der Exportmenge aus und erreichten 67 % des Exportwertes. Fassweine (mehr als 10 Liter) repräsentierten 33 % der weltweiten Exportmenge und 7 % des Exportwerts. Bag-in-Box-Weine (zwei, bis 10 Liter) stellten 4 % der internationalen Weinhandelsmenge. Den Schaumweinanteil im internationalen Handel schätzt die OIV auf 11 % der Menge und 25 % des Umsatzes.
Die größten Produzentenländer, aber auch einige der größten Verbraucherländer sitzen in Europa. Die EU stand laut OIV im vergangenen Jahr für 107 Mio. hl Verbrauch (Vorjahr: 111 Mio. hl) und damit für 48 % des weltweiten Konsums. Die größten konsumierten Mengen wurden in den USA (33,3 Mio. hl), Frankreich (24,4 Mio. hl), Italien (21,8 Mio. hl), Deutschland (19,1 Mio. hl) und Großbritannien (12,8 Mio. hl) verzeichnet.
Die größten Weinimporteure blieben im Jahr 2023 Deutschland (13,6 Mio. hl), Großbritannien (12,3 Mio. hl) und die USA (12,3 Mio. hl). Die nach Wert bedeutendsten Importmärkte waren die USA (6,2 Mrd. Euro), Großbritannien (4,7 Mrd. Euro) und Deutschland (2,6 Mrd. Euro). ja