Bei einer der frühesten und schnellsten Ernten aller Zeiten haben die Rheingauer Winzerinnen und Winzer ihre Schlagkraft bewiesen und zeigen sich mit der eingefahrenen Weinqualität sehr zufrieden. Dies berichtete der Rheingauer Weinbauverband auf seiner Herbstpressekonferenz am 26. September. Ein Manko des 2025er Jahrgangs seien die Erträge, die der Rheingauer Weinbaupräsident Peter Seyffardt aufgrund der Niederschläge und einer geringeren Auspressquote auf eine 15 bis 20 % geringere Menge als im langjährigen Mittel (etwa 70 hl/ha) schätzt. Da die Mostpreise mit 0,70 €/L deutlich unter den Produktionskosten von mindestens 1,20 €/L liegen, rechnet der Rheingauer Weinbaupräsident damit, dass die Betriebe ihre Flächen reduzieren, um weniger Fasswein zu verkaufen.
Lesetempo und Überblick entscheidend
Seyffardt verspricht den Verbrauchern einen „harmonischen, guten und fruchtbetonten Jahrgang“. Winzerinnen und Winzer zeigten sich hinsichtlich der Qualität euphorisch, so auch Theresa Breuer vom Weingut Georg Breuer in Rüdesheim: „Wir konnten quasi das gesamte Spektrum an Qualitäten nach Hause bringen: Burgunder in allen Farben mit recht ordentlichen Erträgen und Riesling bis hin zur Beerenauslese mit einer sehr stabilen, aber wohl integrierten Säure.“ Dabei seien das Lesetempo und der Überblick über die vielfältige Entwicklung der unterschiedlichen Parzellen der Schlüssel zu der diesjährigen Weinlese gewesen, so Breuer.
Bereits Anfang September starteten einige Betriebe mit den Burgundern in die Lese. Im weiteren Verlauf sorgten aber die anhaltenden Regenfälle mit teilweise bis zu 120 L/m2 dafür, dass manche Betriebe ihre Ernte innerhalb von ein bis zwei Wochen einfuhren. Hier profitierten die Rheingauer Winzer von ihrer guten Ausbildung und der Schlagkraft in den Betrieben, so Seyffardt. Zum Zeitpunkt der Herbstpressekonferenz Ende September waren bereits 90 % der Weinberge gelesen. Ansonsten lag der Termin immer mitten in der Lese, ergänzte der Präsident. Hauptsächlich Riesling mit Botrytisbefall, aber einer noch guten Qualität hinge noch am Stock.
In diesem Jahr sei der Steillagen-Vollernter vermehrt im Einsatz gewesen, berichtete Seyffardt. Aufgrund der Erhöhung des Mindestlohns werde er zukünftig wohl noch öfter fahren. Derzeit könne das Lohnunternehmen rund 1,8 ha pro Tag annehmen. Erfreuliche Nachrichten bezüglich der Afrikanischen Schweinepest hatte der Geschäftsführer des Rheingauer Weinbauverbands, Dominik Russler, dabei. Seit langer Zeit habe man im Gebiet kein infiziertes Schwein mehr gefunden.
Jahr ohne Wetterextreme
Prof. Dr. Manfred Stoll von der Hochschule Geisenheim blickte auf ein Vegetationsjahr mit Wetterdaten zurück, mit denen die Winzer weinbaulich gut umgehen konnten. Nach einem feuchten Winter begann die Saison bereits fünf Tage früher als im langjährigen Mittel (1991-2020), der Vorsprung beim Reifebeginn bezogen auf Riesling betrug sogar zehn und der Lesebeginn 20 Tage. „Das Zeitfenster wird immer kleiner“, sagte Stoll. Der August sei nicht so extrem gewesen wie die Vorjahre. Die Sonnenscheinstunden waren bis in den Sommer hinein ungebrochen hoch, erst die Niederschläge im September – doppelt so hoch wie der Durchschnitt – änderten das. 2025 herrschten zu keiner Zeit Bedingungen mit Extremstwerten, so Stoll. bla