Eine erste Zwischenbilanz

Strafzölle und Corona beeinflussen Weinvermarktung

Die von den USA seit Oktober 2019 erhobenen Strafzölle und die Auswirkungen der Corona-Pandemie halten die Weinwirtschaft weiterhin in Atem. Die Ausfuhren in den wichtigsten Absatzmarkt für deutschen Wein gingen im Zeitraum von sechs Monaten, von November 2019 bis Mai 2020, um 12 % zurück und die Preise stehen unter Druck.

„Die US-Strafzölle auf deutsche Weine haben einen signifikanten Anteil am Rückgang der Weinexporte in die Vereinigten Staaten und Corona hat dies nun weiter verschärft“, sagt Albrecht Ehses, Geschäftsführer International und Wein bei der Industrie- und Handelskammer in Trier. Das trifft die Weinexporteure aus dem Bezirk Trier der Industrie- und Handelskammer ganz besonders, da rund die Hälfte aller deutschen Weine, die in die USA geliefert werden, von der Mosel kommen.

Die IHK Trier hofft auf ein Einlenken im Handelsstreit EU/USA nachdem es kürzlich Anpassungen der Vereinbarungen zwischen Airbus, Frankreich und Spanien mit Blick auf die WTO-Regeln gegeben hat. „Die ungerechtfertigten Zölle sind so zeitnah wie möglich aufzuheben“, fordert Ehses und verweist auf eine anstehende Entscheidung noch im August.

Mehr Weinabsatz im Lebensmittelhandel

Die Corona-Pandemie zeigt zusätzlich Auswirkungen auf den internationalen Weinhandel. Aufgrund des Lockdown ist auf vielen Auslandsmärkten der Weinabsatz in Restaurants und im Fachhandel drastisch eingebrochen. Dieser Rückgang konnte in einzelnen Ländern zum Teil durch steigende Verkaufszahlen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sowie im Online-Geschäft kompensiert werden, da die Menschen mehr Wein zu Hause konsumieren. Relativ stabil erwiesen sich dabei die skandinavischen Länder Norwegen, Schweden und Finnland, die eine hohe Nachfrage nach deutschen Weißweinen zeigen.

„Die Pandemie ist allerdings noch zu weit verbreitet, um neue Akzente in den Märkten setzen zu können“, bedauert der IHK-Geschäftsführer. „Leider fehlen aufgrund von Reisebeschränkungen bis heute Möglichkeiten zur persönlichen Weinpräsentation oder zur direkten Kundenansprache vor Ort.“

Verluste in Gastronomie weitgehend aufgefangen

Auch im heimischen Markt hat es laut IHK Trier große Veränderungen gegeben. Die Maßnahmen wegen der Corona-Pandemie haben zu einer Verschiebung des Weinabsatzes in den Lebensmittelhandel, in den Onlinehandel und die Direktvermarktung geführt.

Verluste in der Gastronomie konnten somit weitestgehend aufgefangen werden. „Gewinner sind die Unternehmen mit Listungen im LEH“, analysiert der IHK-Fachmann. Weingüter, die stark in Gastronomie, Fachhandel und Export verankert sind, seien insgesamt negativ betroffen.

Auch fehlten Weinfeste, Events und Verbrauchermessen. Die Lockerungen ab Mai würden aber erste positive Signale bei den Absätzen in Gastronomie und Fachhandel zeigen. Neben der Weinwirtschaft steht auch die gesamte rheinland-pfälzische Exportwirtschaft unter Druck. So vermeldete das Statistische Landesamt nach den Monaten März und April auch für den Mai einen starken Rückgang im Außenhandelsgeschäft. Die Ausfuhren lagen mit 3,54 Milliarden Euro um 25 % geringer als im Vorjahresmonat. Die Einfuhren verzeichneten im Mai sogar ein Minus um 30 %.

Auch Weinexport leidet unter der Corona-Krise

„Die Exporteinbrüche spiegeln sich auch bei den von der IHK Trier ausgestellten Außenhandelsdokumenten wider, die im März um 10 %, im April um 17 % und im Mai sogar um 26 % im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind.

Weniger Dokumente bedeutet auch weniger Exporte. Zwar sind absolute Zahlen daraus nicht abzuleiten, aber der Trend, dass die Exportwirtschaft in der Region Trier unter der Corona-Krise leidet, ist nicht von der Hand zu weisen,“ sagt IHK-Außenwirtschaftsexperte Jan Heidemanns. ihk