Die Weintanks in den Winzerkellern sind, bedingt durch den geringen Abverkauf des 24er Jahrgangs, zum Großteil noch belegt. Rebsorten, die Abnehmer fanden, waren Grauburgunder, Riesling und Spätburgunder rosé. Was sich auch immer wieder verkaufen lässt, sind Mixgetränke aus Rot- und Weißwein, zum Preis von 40 Euro/hl. Bei Standardsorten, wie Müller-Thurgau, Silvaner, Kerner und Dornfelder, war die Nachfrage eher unbedeutend oder sie wurden weit unter dem Herstellungspreis vermarktet. Diese Rebsorten machen einen Großteil der Weinbestände aus. Laut Einkäufer einer großen Kellerei, sind diese Rebsorten beim Verbraucher nicht mehr gefragt.
Rückläufiger Weinkonsum
Hinzu kam der rückläufige Weinkonsum, der sich schon mit dem 2023er Weinjahrgang andeutete. Abrupt begann in den Jahren 2024 und 2025 der Einbruch des Weinabsatzes, aber in diesem Umfang war das nicht vorhersehbar.
Ursache für den Rückgang war zum Teil Corona. Während der Pandemie gab es keine Urlaubsreisen, Lokale waren geschlossen und viele Menschen waren im Homeoffice. Da war es naheliegend, sich Wein nach Hause zu bestellen. Mit dem Ende der Pandemie fuhren wieder viele in Urlaub und damit begann der Absatzrückgang von deutschem Wein.
Negative Berichte über Risiken des Weinkonsums
Hinzu kommen in der letzten Zeit ständig negative Berichte über die Risiken des Weinkonsums. Ein weiterer Grund für den Konsumrückgang ist auch der demografische Wandel (Babyboomer erkranken, trinken weniger Wein und es gibt immer weniger Menschen im „Weintrinker-Alter“). Neue Bürger, die einwandern, haben eine negative Einstellung zum Wein. Es wird einfach weniger Wein getrunken.
Weinbau ist Wirtschafts- und Wohlstandsfaktor
Der Weinbau ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschafts- und Wohlstandsfaktor für die Weinregionen. An ihm hängen die regionale Hotellerie mit Gastronomie und der Einzelhandel durch den Weintourismus. Weiterhin gibt es viele Zulieferer- und Handwerksbetriebe, die von den Weinbaubetrieben profitieren.
Von den derzeit gezahlten Fassweinpreisen können die Winzer langfristig nicht überleben – einige auch kurzfristig nicht. In Fachkreisen wird schon von einer Insolvenzwelle nach dem Herbst gesprochen. Bis etwa vor zwei Jahren, gab es immer wieder mal Rebsorten, die nicht kostendeckend erzeugt wurden. Dafür gab es aber auch immer wieder Rebsorten, wie Grauburgunder, mit höheren Preisen, welche die Bilanz ausglichen.
Die Rebenlandschaft, die von den Winzern bei ihrer täglichen Arbeit kostenlos gepflegt wird, ist für Touristen Anlass, die Region zu besuchen. Nebenbei profitiert auch die Gastronomie davon.
Mit Hilfe von Saisonarbeitskräften, Wein für den Fassweinmarkt zu erzeugen, ist allerdings nicht mehr kostendeckend, zumal der Mindestlohn steigt. Auch größere Betriebe, mit über 100 Hektar Reben, die Wein für den Fassweinmarkt erzeugen, kommen mit den aktuellen Fassweinpreisen nicht mehr zurecht. Unter anderem sind die Lohnkosten zu hoch, um kostendeckend wirtschaften können.
Viele Fragen sind offen, wenn Flächen brachfallen
Wie entwickelt sich der Fassweinpreis für einzelne Rebsorten weiter? Dazu kommt der Unsicherheitsfaktor, wie sich die Nachfrage der Konsumenten entwickelt. Wie könnte man die Nachfrage nach Wein beleben? Was machen Winzer, die altersbeding ihre Weinberge verpachtet haben und damit im Alter ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen oder sollen, wenn sie unerwartet ihre verpachteten Flächen, nach Ablauf der Pachtzeit, zurückbekommen? Es ist schwer, neue Pächter zu finden und ebenso schwer, Rebland zu verkaufen und wenn, dann zu Tiefstpreisen.
Werden Rebflächen nicht mehr bewirtschaftet, entstehen Drieschen, in denen ein erheblicher Infektionsdruck durch Rebkrankheiten, Schädlinge und Reblaus entsteht. Samenflug und unerwünschter Unkrautbewuchs breitet sich auf den Nachbarflächen aus. Drieschen sind verboten und können zwangsgeräumt werden.
Mehr Werbung könnte im Einzelfall helfen
Wie sieht unsere Landschaft mit weniger Rebflächen in Zukunft aus? Ohne Veränderungen durch einen Strukturwandel wird es in Zukunft nicht gehen. Was könnten wir alternativ anpflanzen? Was verträgt sich gegenseitig? Jede zweite Rebzeile entfernen? Erntemenge reduzieren? Wer pflegt eventuelle Brachflächen? Können Grünflächen Monokultur auflockern? Mehr Werbung und Saisonweine könnten im Einzelfall helfen. Fakt ist, die laufenden Fixkosten, Steuern und anderes bleiben und müssen durch Einkünfte gedeckt werden. Egal, was die Bewirtschafter pflanzen, sie brauchen ein Einkommen. Rudolf Litty, Marktberichterstatter, Klingenmünster