Von Porto bis Barcelona – „Hauptsache Italien!“

Foto: Dr. Oliver Schmidt

Team Weinsberg on tour: Die Abschluss-Exkursion führte die Weinsberger-Techniker nach Portugal und Spanien. Dr. Oliver Schmidt und Friedrich Lörcher von der LVWO berichten über die Exkursion. Nach der zweijährigen Ausbildung zum Staatlich geprüften Techniker für Weinbau und Oenologie haben die Weinsberger Schüler schon einen ganz schönen Marathon hinter sich. Die Schulzeit ist intensiv und rückblickend verfliegt die Zeit. Die Abschlussexkursion ist der krönende Abschluss der Mühen und findet traditionell nach den einwöchigen, schriftlichen Prüfungen statt. Danach kommen nur noch mündliche Prüfungen und die Abschiedsveranstaltung mit der feierlichen Überreichung der Urkunden. Hinterher beginnt für die meisten das Berufsleben.

Andi Möller...
„Hauptsache Italien!“
Fußballfans kennen dieses legendäre Zitat. Befragt in welchem Verein er denn gerne Fußball spielen würde, antwortete Andi Möller: „Madrid oder Mailand, Hauptsache Italien“. Was hat das mit der Exkursion zu tun? Grundsätzlich ist die Tatsache, dass man gemeinsam unterwegs ist, fremde Länder und Kulturen kennenlernt und viele Eindrücke sammelt schon ein großer Wert. Zudem ist diese intensive Zeit phantastisch für die persönliche Bindung aller Teilnehmer. Die Exkursion hätte auch nach Italien oder Timbuktu führen können, aufmerksames Beobachten auf Studienreisen kann unglaublich anregend sein.

Warum Portugal und Spanien?
Die Klassengemeinschaft hatte wie immer höchst unterschiedliche Ziele und Vorstellungen. Übersee oder Europa? Diesseits oder jenseits des Äquators? Einige machten sich für Kanada stark, andere wollten nach Frankreich. Letztlich hat sich die Gruppe nach intensiven Beratungen und Abwägungen für ein europäisches Ziel entschieden. Was letztlich den Ausschlag für Portugal und Spanien gab war die Tatsache, dass dort noch die wenigsten Schüler bislang waren.

Portugal setzt auf Naturkork
Gleich nach der Landung pilgerten die Schüler vom Flughafen direkt zu Amorim um uns dort die Korkproduktion anzusehen. Wir haben viel gesehen und gelernt sowie in einer offenen Diskussion die weitere Entwicklung des Naturkorks in Zeiten von Schraubverschluss & Co. diskutiert. Es wurde berichtet, dass die Forschung der letzten zehn Jahre enorme Fortschritte gemacht hat und die Korkproblematik überwunden ist. Wie immer wird die Zukunft zeigen wie es weiter geht. Es bleibt spannend.

Schwerpunkt Portwein
In Portugal lag der Schwerpunkt auf Portwein. Der Startpunkt Porto liegt malerisch am Douro, der hier in den Atlantik fliesst. Das Dourotal ist berühmt für seine Landschaft und die Weine aus Steillagen. Im Moment ist das Dourotal dabei touristisch durchzustarten. Der Fernwanderweg GR 14 „Senda del Duero“ ist sehr beliebt. Auch Rad- und Schiffstouristen finden viele Angebote.

Porto ist sehenswert
In der Stadt Porto ist der Name Programm: Hier hat man nicht sondern hier ist man Portwein. Sie haben die Stadt erwandert, den Markt, Cafés, Restaurants und Kneipen besucht, den Atlantikstrand ausprobiert und last but not least die traditionellen, meist englischen Porthandelshäuser besucht (Graham´s Port Lodge & Sandeman). Diese altehrwürdigen Betriebe sind stark konzentriert in der Stadt Vila Nova de Gaia, welche genau gegenüber von Porto am Douro liegt. Portwein ist einfach kultig.

Dourotal – keine Brachen zu sehen
Auffällig ist, dass im Dourotal mit seinen vielen, extremen Steillagen nicht ein brach liegender Weinberg zu sehen ist. Weinbau ist in Portugal nach wie vor eine attraktive Erwerbstätigkeit – speziell im strukturschwachen Hinterland. Die Schüler besuchten die „Quinta do Tedo“ und die „Quinta de Nápoles“, die der Familie Niepoort gehört. Quinta ist das portugiesische Wort für Bauernhof. Hier gibt es super Rotweine und phantastische Kollektionen von Portwein. Neben den bekannten Vintage-, Late Bottled Vintage-, oder Tawny-Ports versüßten auch White- und Rosé-Ports das Leben.

Rioja in Spanien
Dann verließen sie Portugal in Richtung Rioja. Hier wird einem einfach umwerfend viel geboten und die Weinsberger haben sich einige Rosinen für die Besuche herausgepickt.
Sie starteten in der Stadt Haro, die einen gewissen Kultstatus hat. Bekannt ist sie unter anderem durch das „Haro Wine Festival“, das ein Tag zuvor statt fand. Vielleicht eine Idee für das nächste Weinfest in Deutschland? Anregung unter www.youtube.de: „Batalla del Vino Haro“.
Explizit wurden die Betriebe La Rioja Alta und López de Heredia besucht. Speziell López de Heredia ist ein Hingucker, da hier die Original Technik aus dem 19. und 20. Jahrhundert verwendet wird und Weiß- wie Rotweine erst nach vielen Jahren Fasslagerung abgefüllt und vermarktet werden. Ein historisches, anregendes und wohlschmeckendes Erlebnis!
Der nächste Tag führte in drei unterschiedliche Betriebe.

Bodega Remirez de Ganuza:
Ein unglaublich sauberer, erst 1989 gegründeter Betrieb. Der Besitzer, Fernando Remírez de Ganuza, lebt und zelebriert Wein mit extrem viel Detailliebe – er hat ein kleines Eldorado geschaffen. Die Traubensortierlinie hat eher an einen Operationssaal erinnert als an ein Weingut.

Bodega Ysios
Ysios gehört zu den Pernod Ricard Bodegas. Hier hat besonders die Architektur gefallen.
Abschließend haben sie das Weingut und Weinhotel Marques de Riscal in Eltziego besichtigen dürfen. Das Weinhotel von Frank O. Gehry, in 2006 erschaffen, ist ein echter Hingucker. Überraschend viele Weintouristen nehmen diese Symbiose aus Wein, Essen und Kultur an. Übernachtungen kosten zwischen 300 bis 1 000 Euro. Auch das Weingut hat sehr gut gefallen und angeregt.

Penedès & Cava
Im Penedès angekommen ging es zur spanischen Cava-Hochburg Sant Sadurni d`Anoia. Dort besichtigten sie die Schaumweinproduktion von Freixenet. Fantastisch war, dass der technische Direktor von Freixenet höchstpersönlich führte. Es gab keine Geheimnisse, alle erdenklichen Fragen wurden geduldig und perfekt beantwortet.
Barcelona ist eine Wucht
Die Stadt inszeniert sich viel über den genialen Baumeister Antoni Gaudí. Er hat der Stadt einen unverkennbaren Charme gegeben und seine Sagrada Familia ist genial.

Priorat – Region bei Barcelona
Die Region Priorat ist 100 km südlich von Barcelona und genießt mittlerweile wieder einen exzellenten Ruf. Die Weinberge liegen in schroffem Gelände und man befindet sich wirklich abseits aller spanischen Hektik, wenn man dort in den Bergen zu Gast ist. Hier war Gelegenheit drei Betriebe zu sehen:
La Venus Universal (René Barbier, Sarah Pérez)
La Viyna del Vuit (Sarah Pérez)
Terroir al Limit (Dominik Huber)
Die Menschen, die hinter diesen Betrieben stehen sind allesamt Originale. Vielleicht nur so viel: Der Name von Dominik Hubers Weingut ist Programm: Terroir al Limit.

Fazit
Reisen bildet ungemein. Die Abschlussexkursion der Weinsberger Techniker nach Portugal und Spanien hat sehr bereichert. Sie haben viel gesehen, viel erlebt. Manches wird man versuchen zuhause nachzumachen und zu implementieren. Anderes wird man versuchen zu vermeiden und besser zu machen. Frei nach dem Motto: Heute bin ich Gast im Weingut, morgen bin ich Gastgeber. In jedem Fall kann man Andi Möller sinngemäß zustimmen: Von Porto nach Barcelona –Hauptsache unterwegs.