Neue Sorten erobern die Schweizer Rebberge

SCHWEIZ

Foto: Thomas Güntert
Der bekannte schweizer Rebschulist Martin Auer erklärte bei einer Rebbegehung in Uesslingen (Thurgau), dass sich in der Schweiz in den letzten 30 Jahren die Anbaufläche von rund 14.500 ha nicht verändert hat und 80 Rebsorten zugelassen sind.
Passende rote Piwi-Sorte gesucht
Bei den roten Sorten ist die bestockte Fläche von 7.676 ha auf 8.086 ha angestiegen. Pinot Noir ist nach wie vor die Hauptsorte, wobei sich die ursprüngliche Fläche von 4.522 ha um 820 ha reduzierte. Die übrigen roten Rebsorten sind hingegen von 283 ha auf 1.685 ha angestiegen, wovon 271 ha mit Piwis bepflanzt sind. Davon sind Divico (35 %), Cabernet Jura (14 %) und Regent (11 %) die Hauptsorten. „Da spielt die Musik, aber wir warten immer noch auf die rote Piwi-­Sorte, die Spaß macht“, sagte Auer.
Chasselas und Müller-­Thurgau rückläufig
Die Anbauflächen der weißen Sorten sind in den letzten 30 Jahren von 7.196 ha um 764 ha zurückgegangen. Die Haupt­sorte ist Chasselas, die überwiegend in der Westschweiz angebaut wird. Im Jahr 1995 war damit über ein Drittel der gesamten Rebfläche der Schweiz bestockt, seither sind aber über 2.000 ha wieder verschwunden. „Vom Bund gab es Beiträge von 10.000 Franken pro Hektar, wenn man den Chasselas ausgerissen hat“, sagte Auer. Ähnlich ist es der Deutschschweizer Hauptsorte Müller-Thurgau gegangen. Eine stetige Zunahme auf niedrigem Niveau gab es für Chardonnay und Sauvignon blanc. Mittlerweile wird in der Schweiz auch vermehrt Riesling angebaut, der wegen seiner Säure bisher kaum gefragt war.
Bei den übrigen weißen Sorten gab es eine Zunahme von über 1.000 ha, wobei knapp 250 ha mit Piwis bestockt sind. In dieser Kategorie haben sich neben den bereits etablierten Sorten Johanniter (17 %), Solaris (15 %) und Muscaris (12 %) die neuen Sorten Souvignier gris (18 %) und Sauvignac (13 %) innerhalb kurzer Zeit erfolgreich in den Weinmarkt eingebracht.
Alkoholfrei und Naturweine vernachlässigbar
Thomas Wettach bemerkte, dass Naturweinen und alkoholfreien Weinen in den Medien eine laut ihm zu große Beachtung geschenkt werde. „Naturweine sind absatzmäßig total vernachlässigbar“, sagte der Leiter Einkauf bei der schweizer Weinkellerei Rutishauser-Divino. Ähnlich ist es bei alkohol­freiem Wein, der bereits vor über 100 Jahren beim Schnapsbrennen als Neben- oder gar Abfallprodukt entstanden ist. „Wenn ich keinen Wein trinken will, dann trinke ich etwas anderes“, sagte Wettach und bemerkte, dass in der Schweiz aktuell vor allem Weißweine und leichte Roséweine aus der Region gefragt seien.
Thomas Güntert