Der Weinverkauf hat sich verändert

RHEINHESSEN

Erstmals gab die Schutzgemeinschaft Rheinhessen in einer Online-Pressekonferenz einen Überblick über die aktuelle Situation der Weinbranche in Rheinhessen. Zur Weinvermarktung in der Corona-Krise liegen noch keine belastbaren Zahlen vor, aber die Auswirkungen verstärken den Absatz über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und die Online-Vermarktung. Das Marketing fokussiert sich auf eine stärkere Ausrichtung auf profilierte Herkünfte. „Die Reben stehen gut da“, erklärte Ingo Steitz, Präsident des Weinbauverbandes Rheinhessen. Durch die Pandemie mussten sich die Betriebe auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen, teilweise gebe es Probleme bei der Beschaffung von Arbeitskräften. Die Weinmosternte 2019 lag in Rheinhessen mit 2,4 Mio. hl unter dem Vorjahr (-16,5 %) und etwas unter dem langjährigen Mittel. Bundesweit lag die Erntemenge mit 8,3 Mio. hl etwa 5 % unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Vor dem Hintergrund der guten Vorjahresernte ist eine unterbrechungsfreie Marktbeschickung mit den Weinen des Jahrgangs 2019 gewährleistet, darin stimmen Steitz und Wolfgang Trautwein, Verbandsvorsitzender der Rheinhessischen Weinkellereien, überein.
Veränderter Weinmarkt
Während der Absatz über den für Rheinhessenweine wichtigen LEH zulegen konnte und sich die Vermarktung der Winzer direkt an den Endkunden stabil darstellt, ist der Verkauf über Fachhandel und Gastronomie komplett eingebrochen. Betriebe, die sich auf Tourismus spezialisiert haben, erleiden hohe Einbußen. Trautwein berichtete von Stornierungen von Abfüllungen für diese Sparte. Die Marktdaten auf Basis der Qualitätsweinprüfung zeigen, trotz einer massiven Veränderung der Absatzwege, eine gewisse Stabilität. Die Ungewissheit über die Zukunft ist trotzdem zu greifen.

Sorgen bereitet der Export

Sorgen bereitet der für das Gebiet so wichtige Export. Nachdem die seit Oktober 2019 verhängten Exportzölle in die USA gedämpft haben, erschweren nun die seit der Corona-Krise eingeschränkten Logistikströme und Auflagen den Absatz auf den Auslandsmärkten. Die Online-Aktivitäten werden deutlich gesteigert, während Weinfeste, Messen und Events weiterhin nicht stattfinden können. Die Digitalisierung ist keine Einbahnstraße, sondern ein zukunftsträchtiges Medium zur Kommunikation mit den Kunden. Die Vertreter der Schutzgemeinschaft meinen, die aktuelle Situation zeige, dass die innovativen Wege zur Weinvermarktung und Absatzförderung forciert werden müssen. Die Branche wartet auf die Weingesetznovelle der Bundesregierung. Erwartet wird eine stärkere Ausrichtung auf profilierte Herkünfte. Es ist Aufgabe der Schutzgemeinschaften, die konkreten Kriterien für das jeweilige Gebiet abzustimmen und festzulegen. bs