1. Internationaler Scheurebepreis 2016

1. Internationaler Scheurebe-Preis 2016 verliehen
Foto: Torsten Silz
Die Gewinner des 1. Internationaler Scheurebe-Preises stehen fest: In der Kategorie „Trocken bis Feinherb“ holte sich das Weingut Gerhard Hochdörffer aus Landau-Nußdorf (Pfalz) den Titel. In der Kategorie „Lieblich“ landete das Weingut Fleischmann aus Gau-Algesheim (Rheinhessen) ganz oben auf dem Siegerpodest. Das Weingut Hans Tschida aus Illmitz (Burgenland) errang den 1. Platz in der Kategorie „Edelsüß“. Und das Wein- und Sektgut Rothmeier aus Landau-Mörlheim (Pfalz) setzte sich in der Kategorie „Perl- und Schaumweine“ durch. Insgesamt waren zu dem Wettbewerb, den der Mainzer Fachverlag Dr. Fraund mit seinen Fachzeitschriften das deutsche weinmagazin und WEIN+MARKT zum Jubiläum „100 Jahre Scheurebe“ organisierte, 456 Weine angetreten, davon kamen 40 aus dem Ausland. Die von Dr. Julius Georg Scheu in Alzey gekreuzte Neuzüchtung, die 2016 ihren 100. „Geburtstag“ feiert, ist etwas in Vergessenheit geraten und steht heute im Schatten berühmterer Rebsorten. Doch das könnte sich jetzt ändern. Denn der 1. Internationale Scheurebe-Preis zeigte eindrucksvoll, was die oft unterschätzte und unterbewertete Scheurebe drauf hat. Die Weine aus der „wilden Tochter“ von Riesling und Bukett-Traube (auch Sylvaner Musqué bzw. Muskatsilvaner genannt) machen im Idealfall in allen Geschmacksrichtungen - von trocken bis edelsüß - eine gute Figur. Darüber hinaus können daraus feinaromatische Perl- und Schaumweine entstehen, die bestens in die heutige Zeit passen. Die Bandbreite ist beeindruckend und immens. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen plötzlich ihre Scheu vor Scheu abgelegt haben, sich als Scheurebe-Fans outen und bekunden, dass sie schon immer gewusst haben, welches Potenzial in der Rebsorte steckt. Auch etliche Erzeuger schätzen die Kreuzung als authentische heimische Aromasorte.

Die drei Erstplatzierten der jeweiligen Kategorien

Foto: Torsten Silz
Kategorie Trocken bis Feinherb
1. Platz 2015er Qualitätswein Weingut Gerhard Hochdörffer, Landau-Nußdorf (Pfalz)
2. Platz 2015er Qualitätswein Trocken Wein- und Sektgut Rothmeier, Landau-Mörlheim (Pfalz)
3. Platz 2015er Heßlocher „Vom Kalkriff“ Qualitätswein Trocken Weingut Stephan Wernersbach, Dittelsheim-Heßloch (Rheinhessen)
Foto: Torsten Silz
Kategorie Lieblich
1. Platz 2015er Gau-Algesheimer Goldberg Spätlese Weingut Fleischmann, Gau-Algesheim (Rheinhessen)
2. Platz 2015er Spätlese Weingut am Stein, Würzburg (Franken)
3. Platz 2015er SE Qualitätswein Weingut Hartmann, Kirrweiler (Pfalz)
Foto: Torsten Silz

Kategorie Edelsüß
1. Platz 2010er Trockenbeerenauslese Weingut Hans Tschida, Illmitz (Burgenland, Österreich)
2. Platz 2006er Sommerhäuser Steinbach Trockenbeerenauslese Weingut Schloss Sommerhausen, Sommerhausen (Franken)
3. Platz 2015er Auslese Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim (Pfalz)
Foto: Torsten Silz
Kategorie Perl- und Schaumweine
1. Platz 2014er Sekt b.A. Trocken Wein- und Sektgut Rothmeier, Landau-Mörlheim (Pfalz)
2. Platz 2013er Sekt b.A. Halbtrocken Weingut Werner Pitthan, Zotzenheim (Rheinhessen)
3. Platz Secco Blanc Perlwein b.A. Weingut Axel Schäfer, Neustadt-Mußbach (Pfalz)
Die Resonanz auf die Ausschreibung übertraf dabei alle Erwartungen
Der Mainzer Fachverlag Dr. Fraund mit seinen Fachzeitschriften das deutsche weinmagazin und WEIN+MARKT hat deshalb das Jubiläum „100 Jahre Scheurebe“ genutzt, um die Rebsorte mit dem 1. Internationalen Scheurebe-Preis stärker ins Rampenlicht zu rücken. Die Resonanz auf die Ausschreibung übertraf dabei alle Erwartungen. Insgesamt gingen bei dem Wettbewerb 283 Betriebe mit 456 Weinen an den Start. Die meisten Weine kamen erwartungsgemäß aus Rheinhessen. Aus der Heimat der Scheurebe stammten 191 Kandidaten. Ebenfalls stark vertreten: die Pfalz mit 91 und Franken mit 62 Gewächsen. Alle anderen deutschen Anbaugebiete (bis auf die Ahr) waren ebenfalls mit mindestens einem Wein vertreten. Abgerundet wurde das Teilnehmerfeld von 38 Weinen aus Österreich und 2 Weinen aus der Schweiz. Um das gewaltige Verkostungspensum zu bewältigen, wurden 60 Jury-Mitglieder aufgeboten, die die Weine am 22. April in den Räumen der DLG-TestService GmbH in Gau-Bickelheim verdeckt probierten und nach dem 20-Punkte-Schema bewerteten – und zwar in 14 Gruppen. Schließlich wurden 57 Weine ausgewählt und in einer zweiten Verkostungsrunde erneut bewertet. Die Summe aller abgegebenen Bewertungen ergab ein ebenso verblüffendes wie positives Ergebnis. 42 Prozent der Weine übersprangen die 14-Punkte-Schwelle, ab der die Weine mit einem „gut bis sehr gut“ bedacht werden. Acht Weine erreichten mehr als 17 Punkte, die auf der internationalen 100-Punkte-Skala das Äquivalent zu 92 Punkten bedeuten; sie hätten somit bei den großen OIV-Wettbewerben der Welt Großes Gold gewonnen. Weitere 24 Weine ließen die 16-Punkte-Schwelle (90 Punkte) hinter sich. Die Leistungsdichte war also enorm. Entsprechend eng ging es auf den vorderen Plätzen zu. „Wäre dieser Wettbewerb ein Marathonlauf mit 456 Teilnehmern gewesen, wären die Sieger nur mittels eines Zielfotos zu ermitteln gewesen. Aber leider muss irgendwo ein Strich gezogen werden – auf dem Siegerpodest ist schließlich nur Platz für drei Teilnehmer“, erklärte Verkostungsleiter Klaus Herrmann (WEIN+MARKT). Und so gab es in vier Kategorien jeweils drei nominierte Titelaspiranten.
Keine Scheu vor Scheu
Auf den 1. Platz in der Kategorie „Trocken bis Feinherb“ kam schließlich der 2015er Scheurebe Qualitätswein des Weinguts Gerhard Hochdörffer aus Landau-Nußdorf (Pfalz), gefolgt von einem 2015er Scheurebe Qualitätswein trocken des Wein- und Sektguts Rothmeier aus Landau-Mörlheim (Pfalz) sowie einem 2015er Heßlocher „vom Kalkriff“ Scheurebe Qualitätswein trocken vom Weingut Stephan Wernersbach aus Dittelsheim-Heßloch (Rheinhessen). In der Kategorie „Lieblich“ eroberte eine 2015er Gau-Algesheimer Goldberg Scheurebe Spätlese des Weingutes Fleischmann aus Gau-Algesheim (Rheinhessen) die Spitzenposition, gefolgt von einer 2015er Fassprobe Scheurebe Spätlese vom Weingut am Stein aus Würzburg (Franken) und einem 2015er SE Scheurebe Qualitätswein des Weingutes Hartmann aus Kirrweiler (Pfalz). Mit seiner 2010er Scheurebe TBA holte sich das Weingut Hans Tschida aus Illmitz (Burgenland, Österreich) den Titel in der Kategorie „Edelsüß“, gefolgt von einer 2006er Sommerhäuser Steinbach Scheurebe TBA des Weinguts Schloss Sommerhausen aus Sommerhausen (Franken) und einer 2015er Scheurebe Auslese des Weinguts Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan aus Deidesheim (Pfalz). In der Kategorie „Perl- und Schaumweine“ lag der 2014er Scheurebe-Sekt b. A. trocken des Wein- und Sektgutes Rothmeier aus Landau-Mörlheim (Pfalz) vor dem 2013er Scheurebe-Sekt b. A. halbtrocken des Weingutes Werner Pitthan aus Zotzenheim (Rheinhessen) und dem „Secco Blanc“ Scheurebe Perlwein b. A. des Weingutes Axel Schäfer aus Neustadt-Mussbach (Pfalz). Die jeweils drei Erstplatzierten durften ihre Preise (Urkunden und Gewinnerpokale von Schott-Zwiesel) am 7. Mai in Empfang nehmen. Übergeben wurden die Auszeichnungen von Bettina Siée (Chefredakteurin das deutsche weinmagazin), Klaus Herrmann (WEIN+MARKT) und dem früheren ZDF-Intendanten Markus Schächter, der Träger der Alzeyer Georg-Scheu-Plakette ist. Würdig eingebettet war die Preisverleihung in einen Gala-Abend mit 220 Teilnehmern, der im Rahmen des Jahrestreffens der deutschsprachigen Weinbruderschaften im Hofgut Auf der Laubenheimer Höhe (Mainz) über die Bühne ging. Mit von der Partie u. a. Michael Ebling (Oberbürgermeister der „Great Wine Capital“ Mainz), Landrat Claus Schick sowie Peter Eugen Eckes (Weinkulturpreisträger 2016 und Motor des Jubiläums 200 Jahre Rheinhessen). Prof. Leo Gros, Emeritus der Hochschule Fresenius und erfahrener Weinauktionator, war es dabei vorbehalten, eine informative, launige Laudatio auf die Scheurebe zu halten.

Impressionen aus der Scheurebegala vom 7. Mai 2016