US-Präsident Donald Trump hat Zölle in Höhe von 20 % auf alles, also auch auf Weine, aus der EU erhoben. Der Verband der Deutschen Weinexporteure (VDW) verurteilt den Handelsstreit auf dem Rücken des Weinsektors scharf.
Der amerikanische Weinmarkt ist mit Abstand der bedeutendste Markt für die europäischen und deutschen Weinexporteure. Im Jahr 2024 waren die USA mit Weinimporten aus der EU im Wert von 4,9 Mrd. Euro (28 % aller Weinexportumsätze der EU) der größte Exportmarkt für EU-Weine. Auch für deutsche Weinerzeuger ist der Export in die USA, trotz sinkender Tendenz, nach wie vor ein wichtiges Standbein mit 133.000 hl im Jahr 2024 und einem Exportwert von etwa 63 Mio. Euro.
Rund 45 % der rund 13 Mio. Liter deutscher Weine, die in die USA exportiert werden, stammen von Exporteuren aus dem Bezirk der IHK Trier – überwiegend hochwertige Rieslinge von der Mosel, aus Rheinhessen und der Pfalz.
Nur Verlierer auf beiden Seiten des Atlantiks
Nach Einschätzung des Verbandes deutscher Weinexporteure werden die angekündigten Zölle auf EU-Weine den deutschen und europäischen Weinunternehmen schaden und insgesamt wirtschaftlicher Unsicherheit, Entlassungen, aufgeschobenen Investitionen und Preiserhöhungen führen. Durch die US-Strafzölle wird es erneut zu einem Einbruch im Exportgeschäft der deutschen Weinunternehmen kommen.
„Zölle in dieser Höhe können nicht an den Konsumenten weitergegeben werden“, erklärt Gerhard Brauer, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Weinexporteure. Auch für die USA werden Investitionstopps, Preiserhöhungen und eine damit verbundene höhere Inflation die Folge sein.
„Europäische Weine ins Visier zu nehmen, wird auf beiden Seiten des Atlantiks nur Verlierer hervorbringen“, sagte Marzia Varvaglione, Präsidentin des Comité Européen des Entreprises Vins (CEEV). „Wir fordern, dass sich dieser Handelsstreit nicht weiter hochschaukelt.“ Der amerikanische Weinmarkt ist mit Abstand der bedeutendste Markt für den europäischen und deutschen Weinsektor – es gibt keinen alternativen Weinmarkt, der den Verlust des US-Marktes ausgleichen könnte.
Verhandlungslösung gefordert
Als Reaktion auf diese Zölle äußerte sich Ursula von der Leyen Präsidentin der Europäischen Kommission, sehr besorgt um die Weltwirtschaft. Sie bekräftigte die Bereitschaft der EU zu Verhandlungen, bestätigte aber, dass Gegenmaßnahmen vorbereitet seien. Der Verband Deutscher Weinexporteure fordert, dass US-Weine aus der EU-Liste möglicher Produkte, die Gegenstand künftiger Vergeltungsmaßnahmen sein könnten, gestrichen werden.
„Die Tatsache, dass die EU stärker betroffen ist als andere Handelspartner, zeigt wieder die geopolitische Dimension dieses Handelskonflikts“, so VDW-Geschäftsführer Christian Schwörer. Im Ergebnis sind Konkurrenten auf dem US-Weinmarkt wie Chile, Argentinien, Neuseeland und Australien nur einem Strafzoll von 10 % ausgesetzt und daher im Vorteil.
Die Weinsektoren der EU und der USA arbeiten seit Jahren eng zusammen und unterstützen nachdrücklich den freien und fairen Handel und offene Märkte für Wein. „Die Einführung gegenseitiger Zölle auf den transatlantischen Weinhandel erscheint nicht gerechtfertigt, wenn man bedenkt, wie gering der Unterschied zwischen den Zöllen der EU und der USA auf Weinprodukte ist.
Gemeinsam mit den amerikanischen Kollegen hat sich der europäische Dachverband CEEV konsequent gegen die Einführung von Zöllen auf Wein in der ganzen Welt ausgesprochen und die Abschaffung der auf den Märkten geltenden Zöllen gefordert, fasst Schwörer zusammen.
„Die EU und die USA müssen sich um eine Verhandlungslösung bemühen, die Zölle auf Weinerzeugnisse verhindert. Diese Lösung könnte in Form eines fairen und auf Gegenseitigkeit beruhenden Handelsabkommens für Wein erfolgen“, fordert der Verband Deutscher Weinexporteure.
Zölle schaden auch den US-Weinkellereien
Die Zölle schaden allerdings auch den US-Weinkellereien, etwa im Kanada-Geschäft. Auf den kanadischen Markt entfielen zuvor 35 % aller US-Weinexporte mit einem Einzelhandelswert von mehr als 1,1 Mrd. US-Dollar. Robert P. Koch, Präsident und CEO des Wine Institute of California, sagte: „Die Ankündigung neuer Zölle wird es den amerikanischen Weingütern erschweren, wieder Zugang zu Kanada, unserem mit Abstand wichtigsten Exportmarkt, zu erhalten."
Verschiedene Protagonisten der Weinbranche haben sich in großer Breite mit den möglichen Folgen für den Absatz der EU-Weine beschäftigt: Positive Folgen für den Handel prognostiziert trotz eher niedrigen Fassweinpreisen auf beiden Seiten des Atlantiks momentan keiner.
Die verkündeten Zölle fallen je nach Land unterschiedlich aus: English Sparkling wird in den USA mit 10 % Zoll belegt, ebenso Weine aus Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, Neuseeland. Südafrika bekommt dagegen 30 % Zollaufschlag. In der härtesten Stufe landet China mit kumulierten 54 % Zoll. Der US-Dollar (USD) hatte bei der Amtseinführung von Präsident Trump Anfang Januar 2025 beinahe Parität mit dem Euro (1 USD = 0,98 Euro). Am 3. April lag der Kurs bei 0,90 Euro. bs