Amerikanische Rebzikade erstmals in Deutschland

Gefahr durch Flavescence dorée

Die Amerikanische Rebzikade, Scaphoideus titanus, wurde erstmals in einem deutschen Weinbaugebiet nachgewiesen. Im August wurden in Baden an 18 Fallenstandorten über 250 Zikaden mit Gelbtafeln gefangen. Die Standorte des Gelbtafel-Monitorings kön­nen unter www.vitimeteo.de eingesehen werden.
Die 5 bis 6 mm kleine Amerikanische Rebzikade verbringt ihren gesamten Lebenszyklus an Reben, bevorzugt auf verwilderten Unterlagsreben, und ernährt sich vom Phloemsaft der Pflanze. Die Tiere überwintern in Form von Eiern auf dem Rebholz. Im Mai/Juni schlüpfen die Larven, die sich auf der Blattunterseite aufhalten und an den Pflanzen saugen. Ende Juli/Anfang August häuten sich die Zikaden und werden zu erwachsenen Tieren. In diesem Stadium können die Zikaden gut fliegen und sich theoretisch mehrere 100 Meter in der Umgebung ausbreiten.
Durch Weinbaumaschinen (Laubschneider) oder Wind kann eine Verbreitung der Larven oder erwachsenen Tiere über größere Entfernung erfolgen. Im Spätsommer kommt es zur Paarung der Zikade und zur Eiablage, wobei ein Weibchen zehn bis 15 Eier legen kann.
Goldgelbe Vergilbung oder Flavescence dorée
Die Amerikanische Rebzikade verursacht keine direkten Schäden an den Reben, kann jedoch den Erreger der Goldgelben Vergilbung, auch Flavescence dorée (FD) genannt, von einer Rebe auf die nächste epidemieartig übertragen. Aufgrund des enormen Schadpotenzials für den Weinbau wird die Flavescence dorée in der EU als Unionsquarantäne­krankheit eingestuft und ist meldepflichtig. Verwechselt werden kann die Krankheit mit der Schwarzholzkrankheit, die in deutschen Anbaugebieten verbreitet ist.
Zu den typischen Symptomen beider Rebkrankheiten gehören das frühe Verfärben und Einrollen der Blätter. Während sich bei weißen Rebsorten die Blätter von den Blattadern über die Spreite hinaus gelb verfärben, kommt es bei den roten Sorten zunächst zur Rotfärbung einzelner, durch Blatt­adern scharf abgegrenzter Bereiche. Die befallenen Triebe verholzen im Sommer nur unvollständig und sterben durch Frost im Winter ab. Auch die Entwicklung der Traube ist gestört, was zur Verrieselung, einer Verzögerung der Reife und letztendlich zum Schrumpfen sowie Abfallen der Beeren führen kann. Die beschriebenen Symptome werden frühestens nach der Blüte, meistens jedoch erst im Spätsommer oder gar im Herbst, sichtbar.
Auffällige Reben der Weinbauberatung melden
Auffällige Reben, besonders in Junganlagen, bitte der Weinbauberatung oder dem WBI Freiburg melden. In den betroffenen Rebflächen in den Gemarkungen Schliengen, Bad Bellingen, Rheinweiler und Bamlach wird eine Anwendung von Insektiziden empfohlen. Die Insektizidbehandlung sollte aufgrund der bevorstehenden Eiablage der Zikade so schnell wie möglich durchgeführt werden. Wegen der bevorstehenden Lese sollte auf die Einhaltung der Wartezeiten der Pflanzenschutzmittel geachtet werden. Zur Bekämpfung der Zikade wurde Karate Zeon über eine Notfallzulassung vom BVL genehmigt. Eine weitere Notfallzulassung für Mospilan SG wurde durch das DLR Rheinpfalz beantragt, liegt allerdings bislang nicht vor. Es liegt auch noch keine Notfallzulassung für ein Insektizid zur Bekämpfung der Amerikanischen Rebzikade im Öko-Weinbau vor.
Ein Insektizideinsatz (Notfallzulassung Karate Zeon) gegen die Amerikanische Rebzikade ist derzeit nicht verpflichtend, wird aber empfohlen. Sollte Flavescence dorée nachgewiesen werden, ändert sich die Rechtsgrundlage und eine Bekämpfung mit Insektizid wird verpflichtend. WBI