Ausnahme vom Mindestlohn gefordert

WÜRTTEMBERG

Foto: WVW
Anlässlich der Jahrespressekonferenz des Weinbauverbandes Württemberg zog Präsident Hermann Hohl Bilanz: „Die Erntemenge 2021 liegt durch Frost, Hagel und Pilz­infektionen etwa 20 % unter dem Ertrag des Vorjahres, die Qualität ist allerdings zufriedenstellend.“ Die Weinerzeuger vermissten die Wertschätzung der Verbraucher für den Wein, aber auch für die Pflege der Kulturlandschaft, erklärte Hohl. Wer regionalen Wein kauft, unterstützt die heimische Landschaft, was vielen nicht bewusst sei.
Das Thema Nachhaltigkeit wird im Weinbau seit langem gelebt, zum Beispiel werden keine Insektizide mehr eingesetzt und wo immer möglich, sind Rebanlagen begrünt.
Preise fangen gestiegene Kosten nicht auf
Die Weinpreise seien um fast 5 % gestiegen, aber das reiche nicht aus, um die gestiegenen Kosten aufzufangen. Die Kostensteigerung schätzt der Präsident auf 10 bis zu 15 %. Aber Preiserhöhungen in dieser Größenordnung würden weder vom Handel noch von den Verbrauchern akzeptiert.
Sorgen macht dem Präsidenten auch der Mindestlohn von 12 Euro/Stunde für Ungelernte. In terrassierten Steillagen fallen bis zu 1.000 Arbeitsstunden je Hektar und Jahr an. Der Mehraufwand werde nicht ausgeglichen, deshalb fordert Hohl eine Ausnahme von der Mindestlohnerhöhung für Saisonarbeitskräfte (SAK). Die Löhne in anderen Weinländern Europas seien deutlich niedriger. Hohl beklagt zudem Nachwuchs- und Fachkräftemangel.
Wie Magdalena Dreisiebner, LVWO Weinsberg, berichtete sind von 18.000 Weinbaubetrieben im Jahr 1995 noch 7.447 aktiv, das bedeute ein Rückgang von 60 % in 26 Jahren. Die Rebfläche ist in Württemberg bei 11.228 ha stabil, davon zwei Drittel rote und ein Drittel weiße Sorten. Die Leitrebsorten Trollinger (1.923 ha) und Schwarzriesling (1.225 ha) büßten beide an Fläche ein. Mit 2.107 ha ist Riesling die wichtigste Weißweinsorte. Trollinger und Riesling stehen auf knapp 40 % der württembergischen Rebfläche. Der Trend zum Weißwein halte an, Grauburgunder habe auf 289 ha zugelegt. Die Piwifläche ist in sechs Jahren um 68 % gewachsen – auf nunmehr fast 200 ha.
Dreisiebner berichtete von mittlerweile 479 Selbstvermarktern neben den 31 Genossenschaften und 18 Erzeugergemeinschaften. Immer mehr Kleinstbetriebe geben auf, Haupterwerbsbetriebe über 10 ha wachsen weiter. Mittlerweile bewirtschaften 46 Betriebe über 20 ha Rebfläche.
„Tripl3x-Weine“ erhalten Jungwinzerpreis 2022
Die Württembergische Weinkönigin Tamara Elbl überreichte den Jungwinzerpreis des Weinbauverbandes an „Tripl3x- Weine“. Florian Mai und Nico Borth aus Bretzfeld gründeten 2020 das Projekt Tripl3x-Weine. „Die Zusammenarbeit beflügelt uns“, sagte Nico Borth. Unter dem Slogan „3 Rebsorten, 2 Freunde, 1 Wein“ kreieren die Jungwinzer Cuvées aus je drei regionstypischen Rebsorten. Die fruchtigen, trinkfreudigen Weine sollen vor allem junge, bisher nur bedingt weinaffine Zielgruppen ansprechen. bs