Badischer Weinbautag sieht Herausforderungen

BADEN

Foto: Badischer Weinbauverband/Haip
Die Mitgliederversammlung des Badischen Weinbauverbandes und der Badische Weinbautag fanden in Präsenz in der Ober­rheinhalle der Messe Offenburg-­Ortenau und zugleich online statt. Zu den 150 Besuchern in der Halle kamen in der Spitze 100 per Online-­Stream dazu. Rainer Zeller, Präsident des Badischen Weinbauverbandes, berichtete vom fast unüberwindbaren Berg an Bürokratie.
Große Sorgen mache die herbizidfreie Pflege der Steillagen und die Forderung der EU, jeglichen Pflanzenschutz in den Schutzgebieten zu verbieten und ansonsten um die Hälfte zu senken. Dies abzuwehren koste viel Zeit, die man eigentlich für andere Themen bräuchte. Er befürchtet ein Höfesterben und kritisierte die parteilose EU-Abgeordnete Sarah Wiener scharf. Das geplante Gesetz zur Wiederherstellung der Natur wäre das Ende des Weinbaus in Europa. „Das Biodiversitätsstärkungsgesetz verlangt uns sehr viel ab“, sagte Zeller. „Wir dürfen uns als Branche nicht spalten lassen“, mahnte Zeller. Viele Betriebe beklagen Kostensteigerungen bei nur moderaten Weinpreis­erhöhungen.
Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk schaltete sich online zu und versicherte seine Solidarität in der Rebschutzfrage. Er setze nicht auf den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, sondern auf technologischen Fortschritt. Hauk bedauerte, dass sich die badische Gebietsweinwerbung auflöst und appellierte an Weingüter und Genossenschaften, ein gemeinsames Marketing zu entwickeln. Baden brauche eine gemeinsame Werbung. „Ohne geht's nicht", ist der Minister überzeugt. Das Land fördere das Pheromonverfahren auf 18.000 ha in Baden. An einer Vereinfachung der Antragstellung werde gearbeitet. Außerdem werde die Umstrukturierung gefördert. Hauk kündigte zusätzlich eine Piwi-­Prämie an.
Landtagsabgeordnete sagen Solidarität zu
Vertreter der Landtags-Frak­tionen hatten sich online zugeschaltet. Reinhold Pix (Grüne) sieht sich fest an der Seite der Winzer. Er begreift, dass Pflanzenschutz gebraucht wird und versteht Wein als Genussmittel und Kulturgut. Das Biodiversitätsgesetz könne eine Blaupause für die EU sein. Auch Prof. Dr. Erik Schweickert (FDP) und Arnulf von Eyb (CDU) sprachen sich gegen die von der EU geplanten massiven Einschränkungen aus. Präsident Zeller forderte die Landespolitiker auf, ihre Haltung auch in Berlin und Brüssel deutlich zu machen.
Klaus Schneider, Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, ging auf das Bezeichnungsrecht ein und erklärte, warum die Branche das E-Label fordert. Auch mehrsprachig sei dann kein Problem. Die Bundesregierung möchte alle Angaben auf dem Etikett gedruckt sehen.
Schneider rief dazu auf, Mitglied bei Wine in Moderation zu werden. Nicht nur Genossenschaften, sondern alle Mitglieder sollten dringend auch Mitglied bei WiM werden. Bei der politischen Arbeit brauche er die Solidarität möglichst vieler Mitglieder. Der Weinbau habe in den letzten Jahren 35 % des Pflanzenschutzes eingespart, was nicht anerkannt werde.
Weinbauverband Baden ist stabil
Geschäftsführer Holger Klein berichtete vom abgelaufenen Geschäftsjahr 2022. Die Mitgliederzahl ist bei 453 stabil, davon 354 Weingüter und 73 Weingärtnergenossenschaften. Die badische Rebfläche wurde leicht ausgedehnt auf 15.494 ha. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Verbandes beschreibt Klein als solide. Der Badische Weinbauverband fördert im 110. Jahr seines Bestehens den Nachhaltigkeitsgedanken der Betriebe und zwar ökologisch wie ökonomisch. Als Träger der Schutzgemeinschaft der geschützten Ursprungsbezeichnung Baden arbeite der Verband an der Profilierung Badens als Burgunderland.
Kritisch sieht der Verband die Situation der Gebietsweinwerbung, die sich vor der Auflösung befindet. Ohne eine aussagekräftige Herkunftskommunikation könne das bisher gute Image der Region kaum aufrechterhalten werden.
Kilian Schneider zum Ehrenpräsidenten ernannt
Präsident Zeller ehrte zusammen mit Weinkönigin Jessica Himmelsbach verdiente Mitglieder. Hans Wöhrle (Lahr) und Harald Weiss (Schriesheim) erhielten für ihr langjähriges Engagement in den Verbandsgremien die Silberne Ehrennadel. Kilian Schneider (Oberbergen), ein Urgestein des badischen Weinbaus, wurde die Goldene Ehrennadel angesteckt und zum Ehrenpräsidenten ernannt. Am Nachmittag standen Vorträge zum Wassermanagement im Weinberg im Mittelpunkt. bs