Bayer – mit breitem Portfolio durch herausfordernde Zeit

Foto: Bayer CropScience
Beim Jahrespressegespräch Sonderkulturen stellte die Bayer CropScience Deutschland GmbH ihre Pflanzenschutz­empfehlungen für Sonderkulturen in der bevorstehenden Saison 2025 vor. Die Herausforderungen, wie Ertragssicherung, Zulassungssituation im Pflanzenschutz und Klimawandel bleiben unverändert groß. Karin Guendel Gonzalez, Geschäftsführerin der Bayer CropScience Deutschland GmbH, betonte, dass das Unternehmen auf Basis des höchsten Forschungsetats der Branche auf nahezu alle pflanzenbaulichen Fragestellungen Lösungen anbieten könne und weiterhin an Innovationen für Sonderkulturen festhalte.
Trotz enormer Investitionen in Forschung und Entwicklung, sind immer weniger Wirkstoffe verfügbar. Zum Beispiel wurde der letzte neue Wirkstoff in der EU im Jahr 2019 industrieübergreifend genehmigt. Seitdem sind aber 76 chemische Wirkstoffe weggefallen. Bei den biologischen Wirkstoffen sieht die Entwicklung ähnlich aus. Weitere 40 % der verfügbaren Wirkstoffe könnten in den nächsten zehn Jahren wegfallen.
Nach gesellschaftspolitischem Willen soll der Pflanzenschutzeinsatz reduziert werden. Daraus folgen verschärfte Datenanforderungen, gefolgt von Komplexität und Unsicherheiten bei der Zulassung beziehungsweise administrative Überlastung der Bewertungsbehörden. Die daraus resultierenden hohen finanziellen Risiken und Marktunsicherheiten führen zunehmend zu Investitionen der Industrie außerhalb der EU. Bayer hat seine Wurzeln in Deutschland, hier arbeiten mehr als 20 % der Mitarbeitenden. Guendel Gonzalez erklärte: Die Hälfte der Konzernausgaben wird in Forschung und Entwicklung in Deutschland investiert, 30 % der Ertragssteuern bleiben im Inland.“
Bayer investiert am Standort Monheim 220 Mio. Euro in die Forschung zur Umweltsicherheit. Es entsteht ein neuer Gebäudekomplex mit Laboren, Büros und einem Gewächshaus, der auf 28.000 Quadratmetern Platz für rund 200 Mitarbeitende bietet.
Risikobewertung statt Gefahrenbetrachtung
Von der neuen Bundesregierung fordert Bayer einen effizienteren Zulassungsprozess für Pflanzenschutzmittel. Statt einer reinen Gefahrenbetrachtung der Wirkstoffe müsse künftig auf Basis einer Risikobewertung die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels entschieden werden, fordert Guendel Gon­zalez. Die bislang bekannten Pläne des EU-Kommissars Christophe Hansen, stimmen zumindest hoffnungsfroh.
Bayer wünscht eine Entpolitisierung der Zulassung und in Deutschland einen einheitlichen Benehmens-Status der drei Bewertungsbehörden JKI, BfR und UBA, gebündelt unter einem Ministerium – es braucht eine Stärkung des BVL als zentrale Zulassungsbehörde.
Besonders bei den Sonderkulturen gibt es immer weniger Handlungsoptionen für die Erzeuger, zum Beispiel bei Fungiziden gegen Echten und Falschen Mehltau im Weinbau.
Wiederzulassungen – aufwendig, aber wichtig
Seit 2020 hat Bayer zahlreiche (Wieder-)Zulassungen von Pflanzenschutzprodukten für Sonderkulturen erlangt, die Markus Borkowski, Teamleiter für Sonderkulturen beleuchtete. Besonders freut sich das Unternehmen über die Listung von Glyphosat in der Annex-I-­Liste sowie die (Wieder-)Zulassungen in der Roundup-Familie. Zudem hat Bayer in diesem Zeitraum die Zulassung für das Insektizid Movento erwirkt.
Reaktionen der Praxis sind oft verhalten
„Die Reaktion der Praxis auf Wiederzulassungen ist leider verhalten“, sagte Borkowski. Die umfangreiche Arbeit, auf die diese Zulassungen fußt, werde kaum gewürdigt. Die Anwender seien enttäuscht über reduzierte Aufwandmengen oder fehlende Indikationen und hätten wenig Verständnis für die lange Dauer bis zu einer Wiederzulassung. Borkowski zeigte anhand von Beispielen auf, wie wichtig jedoch (Wieder-)Zulassungen für die Anbauer sind.
Fungizide – alle Wirkstoffgruppen nutzen
Im Weinbau verfügt Bayer derzeit über ausreichend Wirkstoffe zur Bekämpfung der beiden Hauptkrankheiten, jedoch ist dringend erforderlich, alle verfügbaren Wirkstoffgruppen zu nutzen – besonders in Jahren mit hohem Befallsdruck wie 2024. Bei Oidium sind in der Spritzfolge die SDHI-Fungizide wichtig. Bayer bietet als einziger Hersteller Formulierungen an, die einen SDHI-­Wirkstoff mit einem Partner kombiniert. So setzt das Unternehmen in der Luna-Familie effektive Maßnahmen zum Anti-Resistenzmanagement um.
Ein weiterer Bayer-Wirkstoff ist Spiroxamine, der über lange Zeit nicht im Markt verfügbar war. Bayer hat sich dafür eingesetzt, dass dieser Wirkstoff in Europa wieder gelistet wird und mit Prosper TEC ein wirksames Mittel zur Verfügung steht. Spiroxamine gehört einer eigenen, in der Resistenzentwicklung unproblematischen Wirkstoffgruppe an. Obwohl es ein generisches Spiroxamine-­Präparat auf dem Markt gibt, wäre der Wirkstoff ohne das Engagement von Bayer nicht verfügbar.
Bei Peronospora hat Bayer mit Profiler, basierend auf Fluopicolide, ein Produkt, das seit 2010 auf dem Markt ist, aber nach wie vor zu den stärksten im Segment zählt. Fluopicolide gehört ebenfalls einer eigenen Wirkstoffgruppe an. Dem Wettbewerb ist es bisher nicht gelungen, in dieser Gruppe ein vergleichbares Produkt zu entwickeln.
„Bei den CAA-Fungiziden standen im letzten Jahr noch sieben Fungizide zur Verfügung. Nach dem Wegfall einiger Wettbewerbsprodukte steht Bayer 2025 mit Melody Combi im Grunde alleine da. Hätte Bayer dieses Produkt nicht verteidigt, wäre eine ganze Wirkstoffgruppe weg gewesen“, so Borkowski. Der Verlust von Wirkstoffen in den letzten Jahren führe bei Oidium und Peronospora dazu, dass Anti-­Resistenzmanagement eine echte Herausforderung werde. In Jahren mit hohem Befallsdruck und einer langen Vegetationsperiode, wie 2024, ist der Einsatz aller Wirkstoffgruppen unerlässlich. Bayer sorgt mit der (Wieder-)Zulassung von Spiroxamine, Fluopicolide und Iprovalicarb dafür, dass die Vielzahl der Wirkstoffgruppen und damit wirksame Spritzfolgen erhalten bleiben.
Resistenzmanagement wird immer schwieriger
Bayer erwartet durch Wirkstoffverluste in den kommenden Jahren dramatische Auswirkun­gen auf den Anbau in Deutschland. Das Anti-Resistenzmanagement stellt bei zunehmend eingeschränkter Verfügbarkeit von Wirkstoffen und der erforderlichen Behandlungsintensität in Sonderkulturen eine erhebliche Herausforderung dar. Um wirksame Spritzfolgen zu gewährleisten, ist ein kontinuierlicher Wirkstoffwechsel unerlässlich. „Bayer engagiert sich nicht nur für die Entwicklung neuer Produkte, sondern setzt sich auch für den Erhalt bewährter Wirkstoffe ein. Jede Wiederzulassung ist ein Baustein zu einer nachhaltigen Pflanzenschutzstrategie“, so der Teamleiter Sonderkulturen.
Roundup feiert 50-jähriges Jubiläum
„Im Jahr 2025 feiert Bayer 50 Jahre Roundup in Deutschland“, sagte Frank Kuhmann, Kundenmarketingmanager für Sonderkulturen. Das nicht selektive Herbizid Glyphosat ermöglicht, Unkräuter effektiv zu bekämpfen und so Erträge zu sichern. In 50 Jahren habe Roundup Innovationen durchlaufen, die Formulierungen wurden optimiert, um die Anwendung sicherer zu gestalten.
Nach der erneuten Wirkstofflistung von Glyphosat stellte Bayer das neu zugelassene Roundup Future vor. Doch kurz nach der Neuzulassung legte die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) am 4. März 2025 Widerspruch gegen die Zulassung ein, sodass diese derzeit nicht wirksam ist. Bayer erwartet, dass die Zulassung zeitnah wieder in Kraft gesetzt wird.
Roundup Future ist das Nachfolgeprodukt für Round­up PowerFlex und vereint den bewährten Wirkstoff Glyphosat mit zukunftsgerichteter Netzmitteltechnologie, erläuterte Kuhmann. Roundup Future enthalte 500 g/l Glyphosat in einer verbesserten Formulierung und wirke schnell auf eine Vielzahl von Samen- und Wurzelunkräutern.
Tobias Bendig, Entwicklungs­manager für Sonderkulturen, verwies auf die Vorzüge der neuen Formulierung. Das innovative Netzmittel wirke auch bei schwierigen Anwendungsbedingungen zuverlässig, weil Glyphosat effizient durch die Blattoberfläche bis zur Wurzelspitze, ohne Brenneffekt, transportiert werde.
Bendig unterstrich das hohe Engagement von Bayer für die Wiedergenehmigung: „Wir haben entscheidend zur erfolgreichen Wiederzulassung von Glyphosat in Europa und der entsprechenden Produkte in Deutschland beigetragen.“ Neben dem Zusammentragen der Daten erinnerte Bendig an außergewöhnliche, öffentlichkeitswirksame Aktionen von Bayer, wie die Petition im Schulterschluss mit der Landwirtschaft vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium.
Oidium- und Peronospora- Bekämpfung im Weinbau
Hohe Niederschläge im Mai, immer wieder Regenereignisse in der Vegetationsperiode und dadurch Phasen mit hoher Luftfeuchte haben 2024 beste Bedingungen für Peronospora und Oidium im Weinbau ergeben. Dr. Torsten Griebel, Beratung und Marketing Sonderkulturen, ging auf die Leistungsfähigkeit und richtige Terminierung der Fungizide im Weinbau ein: „In Versuchen erwies sich der frühe Einsatz von Prosper TEC zur Eindämmung latenter Oidiuminfektionen in der Vorblüte als entscheidender Baustein und war ebenso wichtig wie die Verwendung von Luna Max zur abgehenden Blüte“, erklärte Griebel. Beide Produkte seien wichtige Säulen der Bekämpfungs- und Anti-­Resistenzstrategie bei Oidium.
Gegen Peronospora überzeuge sowohl Profiler mit seinen beiden voll- und teilsystemischen Wirkstoffen als auch Melody Combi mit hohem Folpetanteil in Kombination mit teilsystemischem Wirkstoff als Bausteine der Peronospora-­Strategie.
Allgemein bleibt festzuhalten, dass im Weinbau rechtzeitige Vorblüte- und Blüteanwendungen, kombiniert mit am Wachstum angepasste Spritzabstände für den Schutz vor Peronospora und Oidium unerlässlich sind. bs