Der Weinmarkt trübt die Stimmung gewaltig

RHEINHESSEN

Die Stadthalle in Alzey war am 10. Februar gut besucht. Die Winzer der Region wollten bei der Kreisversammlung Alzey/Worms hören, ob es Lösungen für den niederliegenden Weinmarkt gibt oder ob der Agrardiesel mit der CDU tatsächlich wiederkommt. Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Eberhard Hartelt, blickte in seinem Hauptreferat „Neue Regierung, neue Agrarpolitik?! Über die Rollenverteilung in Mainz, Berlin und Brüssel“ nach vorne.
Zur Europäischen Agrarpolitik äußerte sich Hartelt zuversichtlich angesichts der Tatsache, dass der neue EU-Kommissar Christophe Hansen aus Luxemburg von einem Bauernhof stammt. Doch noch sind die Folgen der ehemaligen EU-Mitarbeiter auszubaden. Dazu gehört das Nature Restoration Law (NRL), die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur. Diese Verordnung liegt derzeit bei den Mitgliedsstaaten und soll von allen verabschiedet werden. Inhaltlich käme diese Verordnung einem Paradigmenwechsel gleich, bemerkte Eberhard Hartelt.
Noch weniger zuversichtlich zeigte sich Hartelt mit der Si­tuation in Berlin. Wenn es eine Koalition mit der CDU geben werde, dann werde der Deutsche Bauernverband (DBV) den Kanzlerkandidaten an sein Zugeständnis, Agrardiesel wieder einzuführen, erinnern. Hartelt verwies auf die zehn Kernanliegen, die der DBV zur Bundestagswahl aufgestellt hat. Dazu gehören etwa die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Binnenmarkt oder eine ernstgemeinte und wirksame Initiative zur Entbürokratisierung (mehr dazu unter www.bauernverband­.de/topartikel/dbv-kernanliegen-­bundestagswahl-2025).
Projekt mit Apollofalter liegt auf Eis
Mit dem Schulterschluss Artenvielfalt habe man Fortschritte gemacht in der Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz. Leider scheint dies nicht bundesweit auf Akzeptanz zu stoßen. Denn eines der Projekte im Rahmen des Schulterschluss Artenvielfalt sollte der Erhalt des Apollofalters an der Mosel sein. „Leider hat nun die Deutsche Umwelthilfe und ein kleiner Schmetterlingsverein das Land Rheinland-Pfalz verklagt, da es die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln auf den Steillagen der Mosel genehmigt, was den Apollofalter beeinträchtigen würde“, erklärte Hartelt. Nun liege alles auf Eis.
Rheinhessen noch gut aufgestellt
Jens Göhring, der Vizepräsident im BWV und rheinhessischer Weinbaupräsident, ging in seinem Vortrag auf die aktuelle Lage am Weinmarkt ein. Die Konsumzurückhaltung, der demografische Wandel sowie die europäische Alkoholpolitik zeigen ihre Wirkung. „Und doch ist Rheinhessen noch gut aufgestellt“, sagte Göhring, denn hier habe man, was von den Kunden noch gewünscht werde: Rosé- und Weißweine. Dennoch habe der Sog auch das größte deutsche Anbaugebiet getroffen.
Kurzfristig könnte die Rotationsbrache helfen, doch die Ministerien in Berlin halten an der aktuellen GAP fest und geben noch keine Genehmigung dafür. In Mainz habe die Landesregierung schnell und flexibel den Anbaustopp auf 0,05 % gesenkt und 1 Mio. € zur Absatzförderung aufgestockt. 10 % der Werbeeinnahmen von den Winzern behält erst mal das Ministerium ein. Ein Weg sei eine effizientere Weinwerbung gemeinsam von Rheinhessenwein und DWI, auch über die Regionen in Rheinland-Pfalz hinweg.
Göhring ärgerte sich über die Situation im Herbst als keiner wusste, wie viel Wein noch in den Kellern lag. „Wir hätten so dringend verlässliche Zahlen gebraucht. Und dann sind es auch noch Leute aus unserer Branche, die so langsam liefern“, gab er zu bedenken. Im August wären die Zahlen wichtig gewesen, nicht erst im November und vor allem mahnte er: „Manchmal reden wir uns die Dinge selbst schlecht.“ Er bat die Branche darum mitzuhelfen, dass man früher verlässlichere Zahlen bekomme, um eine Ungewissheit im Herbst zu vermeiden. zep