Die Krise ist nicht nur vorübergehend

BADEN

Fehlende Planungssicherheit, überbordende Bürokratie und kritische Marktbedingungen machen den Winzern das Leben zunehmend schwer, wie der Badische Weinbauverband am 5. Februar bei der Neujahrs­pressekonferenz aufzeigte.
„Wir können so nicht weitermachen“
Für die Beibehaltung der „grünen Nummer“ und des Agrardiesels gehen Landwirte, auch aus Baden-Württemberg, seit Anfang Januar bundesweit auf die Straße. „Wir machen deutlich, dass wir so nicht weiterarbeiten können“, betonte Weinbaupräsident Rainer Zeller. Überhaupt stellten sich Winzer derzeit die Frage, ob das Weitermachen noch lohne. Steigende Kosten und überbordende Verordnungen und Auflagen würden die Wirtschaftlichkeit massiv beeinflussen, sodass immer mehr Nebenerwerbler aufgeben. Zeller zeigte sich dennoch optimistisch: „Ziel ist eine Zukunft für unseren Berufsnachwuchs.“
Schrumpfender Weinmarkt
Geschäftsführer Holger Klein untermauerte die Ausführungen mit aktuellen Marktzahlen. So sei der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein im zurückliegenden Jahr um eine Flasche auf 19,9 l zurückgegangen. „Wir haben den Trinkhöhepunkt überschritten“, erklärte der Geschäftsführer. Angesichts hoher Produktions- und Lohnkosten könne man mit den niedrigen Preisen der ausländischen Konkurrenz, wie zum Beispiel 50 Cent für einen Liter Fasswein, nicht mithalten, so Klein.
Flächenmäßig noch keine Auswirkung
Noch habe sich die Krise allerdings nicht merklich auf die Flächenentwicklung ausgewirkt. Vorläufige Zahlen der Weinbaukartei zeigten eine nur leichte Verringerung der bestockten Rebfläche in Baden um 44 ha auf aktuell 15.702 ha. In den zurückliegenden zehn Jahren ist die Rebfläche um etwa 150 ha, also um rund 1 % der Anbaufläche, geschrumpft. Mittelfristig, so Klein, sei allerdings damit zu rechnen, dass insbesondere Nebenerwerbsbetriebe aufgrund schlechterer Rentabilität aufgeben würden. Große Betriebe wiederum würden zur Verkleinerung tendieren, um Kosten, unter anderem für Fremdarbeitskräfte, zu sparen.
Weißweine weiter auf dem Vormarsch
Badens Anteil weißer Traubensorten von aktuell 62 % ist in den letzten 20 Jahren um 500 ha auf 9.675 ha gewachsen. Im Sortenspiegel steht Grauburgunder, der auch den höchsten Zuwachs an Neupflanzungen aufweist, mit 15,3 %, beziehungsweise 2.400 ha Ertragsrebfläche, an erster Stelle – ­gefolgt von Müller-­Thurgau (13,8 %) und Weißburgunder (10,6 %). An neunter Stelle steht Souvignier gris: Die Piwi-­Sorte wird aktuell zwar auf nur 125 ha kultiviert, die Fläche ist jedoch im Vergleich zum Vorjahr um 44 % gewachsen. Bei den Rotweinen dominiert der Spätburgunder, der auf 5.031 ha steht, was 32 % der insgesamt 38 % Fläche roter Rebsorten entspricht.
Fachfrau an Bord
Im Rahmen der Neujahrspressekonferenz stellte Geschäftsführer Holger Klein die neue Referentin für Herkunftskommunikation vor: Katrin Lang, ehemalige Deutsche und Badische Weinkönigin, konnte der Weinbauverband für die neu geschaffene Stelle gewinnen. Dazu hat der BWV gemeinsam mit der Weinwerbung ein Konzept für die kommenden zwei Jahre entwickelt, das durch freiwillige Abgaben aller Weinbaubetriebe finanziert werden soll. Die Stelle für Herkunftskommunikation ist neu eingerichtet worden, nachdem klar war, dass die Gebietsweinwerbeorganisation Badischer Wein GmbH ihre Aktivitäten zum 31. Dezember 2023 einstellen musste.
Seit Januar 2024 repräsentiert Katrin Lang Badens Winzer und deren Weine auf Messen, knüpft Kontakte zur STG und TMBW bei Fragen rund um Marketing und Weintourismus, pflegt die Social Media-­Kanäle und trägt so die Themen der Branche nach außen. Petra Littner/red