Durchschnittliche Menge und gute Qualität

RHEINHESSEN

Foto: Bettina Sieé
Die Schutzgemeinschaft Rheinhessen mit ihren Vertretern aus Weinbauverband, Kellereien, Winzergenossenschaften und Weinkommissionären sowie das DLR RNH und die Gebietsweinwerbung informierten bei ihrer traditionellen Herbstvesper in der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim über den Jahrgang 2023 und die aktuelle Marktsituation. „Die diesjährige Turbolese war in Rheinhessen bereits Ende September weitgehend abgeschlossen, so früh wie nie zuvor“, berichtete Jens Göhring, Präsident des Weinbauverbandes Rheinhessen. Die Winzer erlebten einen weiteren Jahrgang der Herausforderungen, der starke Nerven benötigte. Temperaturen von über 30 °C nachmittags erforderten eine Lese frühmorgens oder nachts. Hagel bei Worms und witterungsbedingte Fäulnis sorgten für eine extrem schnelle Ernte.
So zeigte sich in Rheinhessen die enorm hohe Schlagkraft der Betriebe, die in etwa zwei Wochen Hauptlesezeit den Jahrgang ins Kelterhaus schafften. Wichtig war in diesem Herbst die Kühlung der Moste für eine aromenschonende Gärung. Mit diesen Erfahrungen wird im Kelterhaus investiert – wie in eine weitere Presse, Vorklärung und Technik der Gärführung.
Erntemenge leicht unter langjährigem Mittel
Wie Wolfgang Trautwein, Vertreter der rheinhessischen Weinkellereien, berichtete, wird die Erntemenge in Rheinhessen auf etwa 2,5 Mio. hl geschätzt, was leicht unter dem langjährigen Durchschnitt wäre. Der 23er ist ein qualitativ guter Jahrgang mit stabilen Säurewerten, so Trautwein.
Alle Sorten waren gleichzeitig reif, was vor logistische Probleme stellte. Kellereien konnten nicht schnell genug handeln, aber starke Genossenschaften lagerten ein. Dornfelder war oft von Kirschessigfliege befallen und in wenigen Tagen verdorben, wenn nicht geerntet wurde.
Norbert Kießling, Geschäftsführer der Bezirkswinzergenossenschaft (BWG) Wonnegau in Monsheim und Vertreter der Genossenschaften in der Schutzgemeinschaft Rheinhessen, berichtete von Lagerproblemen der Winzer, sodass sie während der Ernte neue Mitglieder gewannen. Die BWG bekam durch 1.500 ha hagelgeschädigte Rebfläche nur 40 % der erwarteten Ernte angeliefert, allerdings hohe Mengen in wenigen Tagen.
Durch Kellereien vermarktet Rheinhessen viel im Lebensmitteleinzelhandel. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 zeigte die zur Qualitätsweinprüfung in Rheinland-Pfalz angestellte Flaschenweinmenge aus Rheinhessen bei Weiß- und Rotwein einen spürbaren Dämpfer.
Sinkender Weinabsatz im ersten Halbjahr 2023
Peter Rotthaus, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Weinkellereien, berichtete, dass ein Großteil des Exportweines aus Rheinhessen komme. Er stellte ein Wertplus von 4,7 % fest, obwohl sich die Exportmenge um 2,6 % reduzierte. Der Durchschnittserlös liege bei 3,27 €/hl und damit 23 €/hl über dem Vergleichswert.
Stefan Braunewell, Vorsitzender von Rheinhessenwein, berichtete von einem Rückgang des Weinabsatzes im ersten Halbjahr 2023. Weil die Durchschnittspreise leicht gestiegen sind, ging der Umsatz nur um 5 % zurück. Die Weine aus Rheinhessen legten innerhalb des Deutschland-Sortiments um 2,2 % zu und kletterten auf einen Marktanteil von 34,7 %. Zugleich stiegen die Durchschnittspreise um 9 % auf 3,65 €/l. Rheinhessen gewinnt im mittleren Preissegment.
Ende 2022 betrug die Rebfläche in Rheinhessen 27.312 ha. Weißweine haben einen Anteil von 73,5 %. Riesling (19,4 %) bleibt vor Müller-Thurgau (14,3 %) und Dornfelder (11,3 %). Burgundersorten machen zusammen 25 % der rheinhessischen Rebfläche aus. Mit Piwis sind 3 % bestockt, bei Neuanpflanzungen sind Cabernet blanc, Souvignier gris und Sauvignac vorn. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat 2023 für Rheinhessen 195 ha zusätzliche Rebfläche genehmigt. bs