Ein Kabinett-Jahrgang mit Mengeneinbußen

MOSEL

Das Anbaugebiet Mosel zog bei der Herbstpressekonferenz in Bernkastel-Kues Bilanz: Der 22er ist ein Kabinett-Jahrgang mit unterdurchschnittlicher Menge. Henning Seibert, Vorsitzender des Moselwein e.V. und Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Moselland, stellte fest, dass der Regen im September zu spät kam. So wurden die Hoffnungen auf einen überragenden Jahrgang nicht erfüllt, aber der 22er wird insgesamt als gutes, zufriedenstellendes Weinjahr angesehen. „Die Qualität bewegt sich beim Riesling überwiegend im Qualitätswein- und Kabinettbereich und verspricht marktgerechte Weine mit moderatem Alkoholgehalt“, sagte Seibert.
Die Ernte an Mosel, Saar und Ruwer wird auf 688.000 hl geschätzt, das sind 7 % weniger als das zehnjährige Mittel. 90 % sind weiße Sorten. Davon 61 % Riesling mit 422.000 hl. Rotweinsorten brachten 58.250 hl, die Hälfte davon ist Spätburgunder. Burgundersorten nehmen inzwischen 14 % der Rebfläche an der Mosel ein.
„Corona hat uns gebeutelt“, so beschreibt Seibert die Marktentwicklung. Der Absatz in der Gastronomie ging zurück, dafür machte der LEH Umsatzsprünge. Wegen der deutlich gestiegenen Kosten müssten die Fassweinpreise steigen, aber der Handel reagiere äußerst zurückhaltend. In Deutschland macht sich angesichts steigender Energiepreise und hoher Inflation eine Konsumzurückhaltung im LEH bemerkbar.
Moselwein geht in 100 Länder der Welt
Ein Viertel der jährlichen Qualitätsweinerzeugung wird ins Ausland verkauft, so Geschäftsführer Ansgar Schmitz. Insgesamt wurden 214.000 hl von der Mosel in rund 100 Länder der Welt geliefert. Der Wert betrug 90 Mio. € und entspricht 28 Mio. Flaschen. Der Durchschnitts­preis stieg um fast 0,30 €/l auf 4,22 € ab Keller. Damit war Moselwein einer der Treiber der Exportentwicklung deutscher Weine. Im vergangenen Jahr hatte die Ausfuhr von Moselwein um 36 % in der Menge und um 27,5 % im Wert zugelegt. Im ersten Quartal 22 verzeichnete der Moselweinexport ein Plus von 22,3 % im Wert und 12,2 % in der Menge. 43,1 % davon gingen 2021 in die USA (Wert 35 Mio. €). Bis April 2022 ist für die USA ein Plus von 6,4 % im Wert verzeichnet, in der Menge aber ein Rückgang um 6,6 %. China ist der zweitwichtigste Markt für Moselweine (12.000 hl im Wert von 7 Mio. €) und verdrängte Kanada und Norwegen auf die Plätze 3 und 4.
Bewässerung ist Thema der Zukunft
Weinbaupräsident Walter Clüsserath schätzt die Ernte an der Mosel 30 % unter dem Kontingent, wegen anhaltendem Wassermangel. Clüsserath ist mit der Wasserwirtschaft im Gespräch, weil Bewässerung immer wichtiger wird. „Rückhaltebecken oder Entnahme aus der Mosel? Das Thema wird uns noch lange Zeit beschäftigen“, so der Weinbaupräsident.
Maximilian Hendgen, Geschäftsführer des Weinbauverbandes, berichtete, dass die Ertragsrebfläche der geschützten Ursprungsbezeichnung Mosel aktuell 8.420 ha beträgt. Der Durchschnittsertrag lag 2022 bei knapp 85 hl/ha.bs