Ein Rückblick auf das Wirtschaftsjahr 2022

Lage der VDP-Prädikatsweingüter

Foto: Peter Bender
Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) blickte anlässlich der VDP-­Weinbörse in Mainz auf das Wirtschaftsjahr 2022 zurück. Der Verband hat seine 200 Mitgliedsbetriebe befragt und stellt die Ergebnisse vor. Nach dem Pandemieschock mit geschlossener Gastronomie und eingebrochenem Exportgeschäft haben sich die Vertriebswege 2022 deutlich normalisiert und weitestgehend erholt. Im Rückblick gilt die Zeit als „gut überstanden“.
Die Winzer des VDP berichten von einer kontinuierlich steigenden Nachfrage nach regionalen Weinen aus Deutschland. Besonders Sekte partizipieren von dem Trend, ebenso der Fine-Wein-Bereich – trockene und fruchtsüße Weine der Klassifikationsstufe VDP. „GROSSE LAGE“ sind rar und gesucht. Anhaltende Folgen aus Pandemiezeiten sowie dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sind Lieferschwierigkeiten, zum Beispiel bei Glasflaschen. Aber auch enorme Kostensteigerungen in allen Bereichen, vom Kompost bis zur Spedition oder auch Lohnkosten, machen den Weingütern zu schaffen. Diese deutlichen Mehrkosten können nicht über erhöhte Preise weitergegeben werden. Jedoch wird eine Preisanpassung mittelfristig von Nöten sein, um die Betriebe in die Zukunft führen zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass Spitzenqualitäten viel Handarbeit erfordern und etliche Mechanisierungsoptionen nicht möglich sind.
Nach den eher schwächeren Jahrgängen der letzten vier Jahre, stand mit durchschnittlich 62 hl/ha im Jahr 2022 den VDP-Betrieben wieder ein wenig mehr Weinmenge für die Vermarktung zur Verfügung. Wegen der qualitätsfördenden Maßnahmen freilich weniger als das deutschlandweite Ertragsniveau, das bei etwa 90 hl/ha im Jahr 2022 lag.
73 % der VDP-Weine wurden 2022 im Inland verkauft, das entspricht gegenüber dem Vorjahr (79 %) einem Rückgang um 6 % und so einer Steigerung oder besser Erholung des Exportanteils von 21 % auf 27 %.
Fast die Hälfte konnte Ab-Hof-Umsatz steigern
Zusätzlich konnten 40 % der VDP-Weingüter im Inland mehr Wein absetzen. Der Ab-Hofverkauf ist für die Weingüter im VDP weiterhin sehr wichtig, wenn auch der Absatz­anteil über diesen Weg je nach Betriebsausrichtung sehr unterschiedlich ausfällt – von 3 bis 80 % Absatz ab Hof ist alles zu finden und liegt im Durchschnitt bei 30 %. Fast die Hälfte der Weingüter konnten ihren Umsatz ab Hof im vergangenen Jahr nochmals steigern (47 %).
Der Absatz über Gastronomie und Fachhandel ist bei 26 % stabil. Nicht gemessen werden kann der indirekte Absatz über den Fachhandel an die Gastronomie. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hat durch die Normalisierung des Außer-Haus Konsums im letzten Jahr Umsatzeinbußen bei Wein hinnehmen müssen. Dennoch ist es jedem vierten Betrieb gelungen, seinen Umsatz im LEH zu steigern. Insgesamt ist der Absatz der im LEH agierenden VDP-Weingüter um 1 % auf 9 % gesunken. Der Absatz über den Discount bleibt bei unter 1 % verschwindend gering.
Vier von fünf Weingütern im VDP haben einen eigenen Webshop, über welchen sie 12 % ihrer Weine absetzen. Viele möchten in Zukunft den Absatz über ihren eigenen Onlineshop, über intensive Kundenansprache, Podcasts oder Onlineverkostungen fördern. 64 % der VDP-Weingüter arbeiten mit externen Onlinehändlern zusammen und vermarkten pro Weingut etwa ein Zehntel ihres Gesamtabsatzes.
Der Export hat im letzten Jahr deutlich an Absatzdynamik gewonnen. Mit 27 % kehrt der Anteil der Weine auf das Niveau der Vor-Pandemie-Zeiten zurück, auf die exakten Zahlen des Jahres 2019. Jeder vierte VDP-Wein wird exportiert. Neben den sehr wichtigen trockenen Weinen erfreuen sich im Export auch die fruchtsüßen Prädikatsweine großer Beliebtheit. Der Anteil der klassischen Prädikatsweine von Kabinett bis Trockenbeerenauslese liegt im gesamtdeutschen Weinmarkt bei 5 bis 6 %. Innerhalb des VDP verzeichnen die frucht- und edelsüßen Prädikatsweine jedoch einen durchschnittlichen Anteil von etwa 10 %. Der Anteil der Prädikatsweine an der Mosel (40 %) sowie im Rheingau (15 %) ist traditionell hoch.
Skandinavien zählt zu wichtigsten Märkten
Zu den wichtigsten Exportmärkten des VDP zählen Skandinavien, allen voran Dänemark und Norwegen, sowie die USA. Große Bedeutung haben auch die Niederlande, Belgien und die Schweiz. Im asiatischen Raum werden Japan, Südkorea, Singapur, Taiwan und Thailand als Chancenmärkte gesehen, während China seit dem Höhepunkt 2018 etwas rückläufig ist. Auch für Großbritannien werden nach jahrelanger Schwäche gute Chancen im Premiumbereich gesehen.
Eine zukünftig höhere Bedeutung erwarten die VDP-­Weingüter für ungewöhnliche Exportländer, wie Israel, Italien, Kanada und Mexiko. Aber auch die Nachbarn Polen, Tschechien und die Slowakei werden als attraktive Auslandsmärkte eingeschätzt. Deutsche Terroirweine sind als „Cool Climate“ Weine weltweit gefragt, denn sie sind dank ihres Herkunftscharakters nicht austauschbar.
Laut der zuletzt veröffentlichten Zahlen in Deutschland (DWI) wurden über alle Einkaufsstätten hinweg rund 10 % weniger Wein eingekauft, was zu einem Umsatzrückgang von 6,5 % geführt hat. Der Konsum günstiger Weine ist stärker vom Absatzrückgang betroffen. Der Gesamtumsatz des VDP konnte nach den leichten Umsatzeinbußen des vorherigen Jahres auf rund 489 Mio. Euro steigen. Pro Betrieb entspricht das einem Umsatzvolumen von 2,45 Mio. Euro. Nahezu in allen Stufen haben die Preise im Durchschnitt um maximal einen Euro zugelegt. Deshalb ist zu erwarten, dass viele Weingüter gezwungen sein werden, die Preise im Jahr 2023 nochmals anzupassen. red