Der EU-Weinsektor und auch die deutsche sowie regionale Weinwirtschaft stehen vor großen sozialen, wirtschaftlichen und klimatischen Herausforderungen. „Der anhaltende Rückgang des Weinkonsums in Europa stellt die Branche vor erhebliche Probleme“, schreibt die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) in ihrer Stellungnahme an das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL). Um diesen Herausforderungen zu begegnen und eine zukunftsfähige, nachhaltige sowie wettbewerbsfähige Weinwirtschaft zu sichern, fordert die IHK die richtigen Prioritäten in der weinpolitischen Entscheidungsfindung zu treffen.
GAP muss sich stärker am Markt orientieren
„Im Interesse der Weinwirtschaft setzen wir uns für eine stärkere Marktorientierung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein“, betont IHK-Geschäftsführer Albrecht Ehses. Ziel müsse es sein, die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu steigern und gleichzeitig die Verwaltungsprozesse zu verschlanken. Besonders dringend sei die Vereinfachung von Förder- und Kommunikationsmaßnahmen, damit nationale Förderprogramme effizienter und flexibler genutzt werden können. Dies würde es Weingütern, Genossenschaften und Kellereien erleichtern, Förderprogramme für den Absatz in Drittländern zu nutzen.
Aktuell werden diese Maßnahmen durch komplizierte, bürokratische Vorschriften behindert. Eine deutliche Vereinfachung und Flexibilisierung der Regelungen sei notwendig, um die internationale Marktpräsenz der Unternehmen langfristig zu sichern und eine starke Identität für deutsche Weine in Drittländern zu etablieren. „Es braucht dringend Handlungsbereitschaft sowohl in Brüssel als auch auf nationaler Ebene“, so Ehses.
Harmonisierung der Vorschriften in der EU
Der EU-Binnenmarkt müsse gestärkt und Vermarktungskosten gesenkt werden. Dies könne durch eine Harmonisierung der Vorschriften, die Vereinfachung der Verbrauchssteuerregelungen, die Förderung der Digitalisierung und die Erleichterung des elektronischen Handels erreicht werden.
Eine durchsetzungsstarke EU-Handelsstrategie sei ebenfalls unerlässlich, um neue Märkte zu erschließen, Handelsbarrieren wie Zölle und Abgaben weiter abzubauen und den Weinsektor vor handelspolitischen Konflikten zu schützen.
Von zentraler Bedeutung sei auch eine wissenschaftlich fundierte, ausgewogene EU-Gesundheitspolitik, die moderaten Weinkonsum von Alkoholmissbrauch unterscheidet und den Wein als kulturelles Erbe Europas anerkennt.
Albrecht Ehses, IHK Trier