Genossenschaften erwarten guten 2022er

Sommerlicher Weinempfang des DRV

Foto: Dirk Hasskarl
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) geht in allen Anbaugebieten von einer qualitativ herausragenden Ernte aus. Das betonte der Vorsitzende des DRV-Fachausschusses Weinwirtschaft, Henning Seibert, beim sommerlichen Weinempfang des Verbands. Der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft Moselland wies darauf hin, dass es bei der Menge große regionale Unterschiede geben könne.
„So gut die Aussichten für den Jahrgang sind, so schwierig sind die wirtschaftlichen Bedingungen für die Winzer sowie Genossenschaften“, machte DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp deutlich. Die steigenden Kosten für Energie, Dünger und Pflanzenschutz belasten die Unternehmen stark. Hinzu kommen hohe Preise für Flaschen, Verpackun­gen und Logistik sowie der gestiegene Mindestlohn. An Preis­anpassungen führe kein Weg vorbei und diese müsse der Handel mittragen. Die Regale jetzt vermehrt mit ausländischen Weinen zu bestücken würde der deutschen Weinwirt­schaft schaden.
Dr. Ophelia Nick, Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, versprach: „Wir werden als Bundesregierung alles tun, um die Folgen der Krise abzufedern. Wir haben auch die Weinbranche im Kopf.“ Mit Blick auf den Entwurf einer Europäischen Pflanzenschutzverordnung, nach der in sensiblen Gebieten kein Pflanzenschutz mehr zum Einsatz kommen dürfte, gab Nick Entwarnung: „Sie wird in dieser Härte nicht kommen.“ Deutschland habe im Vergleich zu anderen Ländern sehr viele Gebiete als sensibel eingestuft, die nicht in den europäischen Ansatz übernommen werden.
Wie Holzenkamp verdeutlichte könnte ein großer Teil aller Rebflächen in Deutschland dann nicht mehr bewirtschaftet werden. „Das kann keiner wollen.“ Der DRV fordert eine Folgenabschätzung und eine Anpassung der überzogenen Reduktionsziele.
Nährwert- und Zutatenangabe
Für Seibert ist eine praktikable Lösung auch bei der Nährwert- und Zutatenangabe, die Ende 2023 verpflichtend wird, zwingend notwendig. Vier Jahre lang habe sich der Weinsektor damit befasst und einen Vorschlag entwickelt: Auf dem Etikett sollen weiterhin Allergene und Brennwert ausgewiesen werden, die Zutatenliste und Nährwerttabelle sollen digital per E-Label veröffentlicht werden. Die ist laut Seibert für Verbraucher benutzerfreundlich und ermöglicht den Erzeugern Flexibilität, da sie während und nach der Produktion Anpassun­gen vornehmen können. Der Bundeslandwirtschaftsminister sieht dies anders. Schwierigkeiten eines Printetiketts für die Weinproduzenten werden nicht bedacht.
Mehr als 100 Gäste aus Politik, Ministerien, Genossenschaften, Weinwirtschaft und Verbänden folgten der Einladung des DRV zum Weinempfang in Nachbarschaft zum Brandenburger Tor. 22 Genossenschaftsweine aus acht deutschen und österreichi­schen Weinbaugebieten, darunter erstmalig alkoholfreie Weine, waren zu verkosten. Die Deutsche Weinkönigin Sina Erdrich gab ein leidenschaftliches Plädoyer für mehr Anerkennung der Arbeit der gesamten Landwirtschaft ab: „Die Landwirtschaft verdient viel mehr Wertschätzung.“ DRV