Der Trägerverein des pfälzischen Pilotprojekts zur optimalen Hagelabwehr hat ein zweites gebrauchtes Flugzeug erworben und möchte das bisher schon umgebaute und für Einsätze genutzte Flugzeug erwerben. Dies führte der 1. Vorsitzende Rheinhold Hörner bei der Mitgliederversammlung in St. Martin aus. Bisher ist die in Schweighofen stationierte Cessna gemietet. Der Pilot, der Mitbesitzer des Flugzeugs ist, wurde bei Bedarf von dem Wetterinstitut von Karlsruhe aus zur „Gewitterwolkenimpfung“ gegen Hagelbildung beauftragt. Das gekaufte zweite Flugzeug soll in Bad Dürkheim stationiert werden, dadurch sollen sich die Flugzeiten zu den Einsatzorten minimieren. Für die Flugzeuge stehen bisher drei Piloten zu Verfügung, drei weitere werden zur Zeit ausgebildet. Hörner möchte um Engpässe zu vermeiden, zehn Piloten zur Verfügung haben.
Im Kontakt mit Karlsruhe
In den Einsatzmonaten Mai bis September steht eine Rufbereitschaft in ständiger Verbindung mit dem Wetterradar in Karlsruhe. Diese leitet auch die Einsätze und versorgt in der Einsatzzeit die Piloten mit allen nötigen Daten (Mitglieder im Verein können sich zur eigenen Information auch selbst über www.radar-info.de beziehungsweise info@radar-info.de, die jeweils aktuellen Wetterdaten abrufen). Das Wetterinstitut erkennt die Gewitterzellen einige Stunden bevor diese im Gebiet Schäden anrichten und kann so die Piloten schnell an die genauen Einsatzkoordinaten lotsen.
Wolkenbeimpfung im Ernstfall
Im Ernstfall kommen die zwei am Flugzeug montierten Rauchgasgeneratoren zum Einsatz, diese führen zur schnellen Verdampfung der an der Wolkenbasis ausgebrachten Silberjodid-Aceton-Lösung, wodurch sich Kristalle bilden und in der Folge vom Aufwind in die Gewitterwolke getragen werden. Die Anzahl der natürlich vorkommenden Kondensationskerne in den Gewitterzellen wird durch diese erprobte Methode stark erhöht. Dadurch kann sich das überschüssige Feuchte-Angebot in den Wolken feiner verteilen und die Ausbildung extrem großer Hagelkörner wird reduziert. Die kleinen Hagelkörner können in den Gewitterwolken schmelzen und als schwere Regentropfen auf dem Boden auftreffen.
Erfahrungen aus Baden-Württemberg
Gastredner war Landrat Fuchs, Hagelabwehr im Rems-Murr-Kreis (Region Stuttgart), um über die Erfahrungen aus Baden-Württemberg zu berichten. Hier werden 3 000 ha Reben und 1 000 ha Obstbäume mit zwei Flugzeugen betreut. Bereits seit 1982 wird die Hagelabwehr betrieben. Nach Fuchs sind die Anzahl der Hagelschäden im Schutzgebiet deutlich zurückgegangen, während es im übrigen Baden-Württemberg immer wieder zu größere Hagelschäden kam. Die Finanzierung ist aufgeteilt: 45,4 % auf die Kommunen (diese ist Abhängig von der Gemeindefläche und Einwohner), 44,3 % fallen auf den Weinbau/Obstbau, mit 10,3 % beteiligen sich Firmen und Versicherungen. Die Kosten belaufen sich auf
50 €/ha beim Weinbau und 25 €/ha für Obstbau. Die Organisation läuft über das dortige Landratsamt und wird von einem Beirat, in dem die jeweiligen Vertreter beteiligt sind, überwacht. Die Aktionen werden wissenschaftlich begleitet und gesichert. Wie Fuchs berichtete, rechtfertigt sich der Einsatz der Hagelflieger, auch wenn die Hagelschäden nicht ganz verhindert werden können. Jedes Jahr wird erneut über das Projekt informiert und damit eine Transparenz in die Bevölkerung von Baden-Württemberg getragen.
In der Pfalz arbeitet der Verein ohne Landeszuschüsse und ist auf seine Mitglieder und Spenden angewiesen um die Kosten zu tragen; diese entstehen neben den Fixkosten, je nach Anzahl der notwendigen Flugeinsätze. Die Hagelabwehr findet immer mehr Unterstützung. So konnte sich Hörner über eine Spende von allen VR-Banken der Südpfalz und Mittelhaardt über eine Scheck von 10 800 Euro freuen, die an diesem Abend von dem Vorstandsmitglied Markus Laux überreicht wurde.
Bisher hohe Akzeptanz
Hörner ist zufrieden mit dem im Jahr 2013 erstmals richtig gestarteten Projekt, das bisher eine große Akzeptanz erfuhr und für das es jetzt zu werben gilt. Denn neben Winzern, Obstbauern, Gemüsebauern und Kleingärtnern werden damit auch gewerbliche Investitionen wie der KFZ-Handel, Biergärten, Photovoltaik, Freizeitparks, privates Eigentum wie Haus, Fahrzeug, Garten und auch Kommunen mit ihren Parks, Friedhöfen und öffentlichen Plätzen geschützt. Es können daher auch Kommunen, Privatpersonen und Firmen Mitglied werden. Der Jahresmitgliedsbeitrag beträgt für Privatpersonen 20 €, für die Landwirtschaft 2 €/ha, Gemüse-/Tabakbau 5 €/ha sowie Weinbau 10 €/ha. Für Firmen richtet sich der Beitrag nach der Anzahl der Beschäftigten beziehungsweise bei den Kommunen nach den Einwohnern. Bisher sind zirka 600 Mitglieder und 43 Gemeinden im „Verein zur Hagelabwehr Vorder- und Südpfalz e.V.“ – 1 000 Mitglieder ist das Ziel vom Vorsitzenden Rheinhold Hörner, um die Kosten längerfristig zu bestreiten.
Weitere Infos: www.vereinhagelabwehr.de