Hagelabwehr Pfalz: Zweites Flugzeug gekauft

Foto: Hermann Fischer
Nachdem der Verein zur Hagelabwehr Vorder- und Südpfalz bereits 2013 mit einem eigens zu dem Zweck der Hagelabwehr umgerüsteten Flugzeug in der Pfalz vom Landeplatz Schweighofen aus tätig war, sollte zur optimalen Abwehr ein zweites Flugzeug beschafft werden. Auf dem Markt steht ein solches Flugzeug mit entsprechender technischer Ausrüstung leider nicht zur Verfügung. Daher ist man gezwungen, ein passendes Flugzeug ohne die Ausrüstung zur Hagelbekämpfung zu beschaffen und anschließend durch einen hierfür autorisierten Luftfahrttechnischen Betrieb umrüsten zu lassen. Hierfür sind allerdings aus Kosten- und Zeitgründen nur ganz wenige Flugzeugtypen, die bereits in der Vergangenheit mit einer Hagelbekämpfungseinrichtung zugelassen waren, geeignet. Nach sorgfältigen technischen und wirtschaftlichen Abwägungen ist die Wahl auf ein einmotoriges Flugzeug des amerikanischen Herstellers Cessna, genau auf die C182 Skylane, gefallen. Dieses viersitzige Flugzeug ist mit seinen 235 PS ausreichend leistungsstark und bietet genügend Platz zum An- und Einbau der notwendigen Aggregate für die Aufgabe. Ebenso kann es mit seinem robusten Dreibeinfahrwerk auch von kurzen Gras- oder Asphalt-Landeplätzen aus problemlos betrieben werden.

Passende Maschine gefunden
Wegen der sehr hohen Anschaffungskosten für ein neues Flugzeug und der nur geringen Nutzung im Jahresverlauf entschied man sich für ein Gebrauchtmaschine. Der Markt in Europa für solche Flugzeuge ist übersichtlich und so konnte innerhalb kurzer Zeit in dem zur Verfügung stehenden Angebot ein passendes Flugzeug gefunden werden. Nach einer ersten Vorbesichtigung durch den Piloten und Eigner des ersten Hagelflugzeugs, Paul Musso wurden die Kaufverhandlungen von dem Vereinsvorsitzenden Reinhold Hörner und dem Geschäftsführer Dirk Gerling soweit vorangetrieben, dass eine abschließende Besichtigung des Flugzeugs verbunden mit einigen technischen Tests und einem Probeflug für den 31. Januar 2014 mit der Verkäuferin vereinbart werden konnte, gutes Flugwetter vorausgesetzt. Der Standort des Flugzeugs war der Flugplatz Bohmte (Nähe Bad Essen), rund 30 km nördlich von Osnabrück. Wegen notwendiger Wartungsarbeiten stand das erste Hagelflugzeug leider für den Besuch nicht zur Verfügung, sodass sich Reinhold Hörner zusammen mit Paul Musso, Hermann Fischer und Markus Lüdtke mit dem Auto auf den Weg nach Bohmte machen musste.

Foto: Hermann Fischer

Tests und Probeflug bestanden
Dort angekommen wurde das Flugzeug sofort in Augenschein genommen. Die D-ELGT, eine C182R präsentierte überwiegend im Originalzustand, sogar der Lack und die Fensterscheiben sind in einem für das Alter sehr guten Zustand. Die intensive Begutachtung bestätigte den ersten Eindruck von Paul Musso und die Tests fielen ebenso zufriedenstellend aus wie der abschließende Probeflug. Getestet wurde neben dem Zustand des Motors (hier wurde eine Kompressionsprüfung vorgenommen) die Funktionen aller Instrumente einschließlich der Funk- und Navigationsgeräte. Auch wurden Fahrwerk, Bereifung und Bremsen und der Zustand der Flugzeugzelle einer Prüfung unterzogen. Nach dem positiven Ergebnis wurde der Vertrag unterschrieben und das Flugzeug samt aller Unterlagen in Empfang genommen. Paul Musso kümmerte sich inzwischen gemeinsam mit Markus Lüdtke um einen VFR-Flugplan nach Speyer.

Rückflug in die Pfalz

Wegen der früh einsetzenden Dunkelheit konnte nicht mehr zum Flugplatz Schweighofen geflogen werden, da dieser für Nachtlandungen nicht geeignet ist. Mit rund 240 Liter Flugbenzin an Bord war der etwa zweistündige Flug in zirka 2 500 m Höhe bei strahlendem Wetter kein Problem. Die Maschine landete in Speyer zur vorberechneten Zeit. Am folgenden Tag wurde sie nach Schweighofen überführt, wo sie bis zu ihrer Umrüstung in Österreich bleibt. Geplant ist die Überführung der Maschine nach Krems sobald als möglich, spätestens im März.

Umrüstung und Zulassung

In Krems sind die notwendigen Teile schon vorhanden, sodass der An- und Umbau zügig von statten gehen sollte. Daran schließt sich die notwendige technische Abnahme des Flugzeugs mit allen Anbauten durch die von der EASA (europäische Luftfahrtbehörde mit Sitz in Köln) als autorisierte österreichische Luftfahrtbehörde Austrocontrol an. Austrocontrol wurde von der EASA beauftragt, weil diese bereits den Umbau mehrerer Flugzeuge der gleichen oder ähnlichen Muster und auch die Modifikation des ersten Hagelflugzeugs des Vereins, einer C180 betreut hatte. Erst wenn diese abgeschlossen und das Ergebnis von der EASA bestätigt wurde, ist das Flugzeug einsatzbereit. Wenn alles planmäßig und zügig realisiert werden kann, müsste das Flugzeug noch rechtzeitig zur Hagelsaison wieder in der Pfalz zurück sein. Nach einer Einweisung durch Paul Musso freut sich Markus Lüdtke schon jetzt auf seine ersten Einsätze. Wegen des räumlich lang gezogenen Bekämpfungsgebiets von der südlichen Pfälzer Landesgrenze bis nach Bockenheim im Norden soll das neue Flugzeug auf dem Flugplatz Bad Dürkheim stationiert werden. Ein passender Hallenplatz ist dort bereits reserviert. Das zweite Flugzeug soll, wie bisher, weiterhin vom Flugplatz Schweighofen aus starten. Durch diese geschickte Standortwahl werden die Flugzeiten zu Einsatzorten im gesamten Bekämpfungsgebiet sehr kurz.

Hermann G. Fischer