Ein neidischer Herbst

BADEN

Mitte September lud der Badische Weinbauverband zur Herbstpressekonferenz in den Breisgau ein. Im Schmieheimer Weingut Schwörer verwies Agrarminister Peter Hauk auf den angelaufenen Antragszeitraum für die Frostbeihilfe bis 30. Oktober 2017. Die Ernteschätzung im badischen Weinbau liegt bei 70 hl/ha.
Existenz sichern
Die Herausforderungen im Wein- und Obstbau werden in den nächsten Jahren zunehmen. Darin waren sich die Vertreter des Badischen Weinbauverbandes mit Agrarminister Peter Hauk einig. Ziel der Landesregierung sei es, so Hauk, die Existenz des heimischen Weinbaus trotz der Änderungen des Klimas langfristig zu sichern. Als Möglichkeiten nannte er neben Liquiditätshilfen und eines Risikofonds auch die staatliche Förderung einer Mehrgefahrenversicherung, wie sie in manchen Ländern schon existiere. Außerdem technische Vermeidungsstrategien. Dazu gehören Hagelschutznetze, Frostberegnung oder Luftmassenverwirbelung durch Hubschraubereinsätze. „Im Winter wird es dazu eine Arbeitsgruppe mit Betroffenen und Beteiligten geben, um eine optimale Lösung zu finden“, so der Minister. Bis Ende Oktober können Wein- und Obstbaubetriebe einen Antrag auf Frostbeihilfe. Das Land rechne mit einem Auszahlungsbetrag zwischen 40 und 60 Mio. €. Die Beihilfe beträgt maximal 50 % vom Ertragsausfall und greift erst ab einer Schädigung von mindestens 30 %. Bei Familie Schwörer, auf deren 10 ha großes Weingut in Schmieheimer Ortslage der Weinbauverband die Presse eingeladen hatte, liegt der frostbedingte Verlust bei 50 %. Je nach Lage sehr unterschiedlich, überall müsse man jedoch jetzt bei der Lese besonders penibel sein. Der erste Vizepräsident des Weinbauverbandes, Franz Benz, bedankte sich für die schnelle Hilfszusage. Er betonte aber: „Für uns ist Prävention noch wichtiger als Nothilfe, denn unser Fokus muss auf dem Markt liegen. Wenn Marktanteile durch Unwetterschäden erst weggebrochen sind, ist es schwer, diese wieder zurückzugewinnen“.
Erntemenge ist unterdurchschnittlich
Verbandsgeschäftsführer Peter Wohlfarth ging auf den Witterungsverlauf im Weinjahr 2017 ein, das geprägt war von den verheerenden Frostnächten vom 19. bis 21. April. Der letzte Frost dieses Ausmaßes datiert auf das Jahr 1953. Die Reben entwickelten sich durch einen warmen Boden im Frühjahr sehr schnell, sodass der Frost stellenweise bis hin zum Totalausfall zuschlagen konnte. Danach sei die Witterung jedoch für die Rebenentwicklung optimal verlaufen und die Reben trieben neu aus. Gleichwohl war die Kulturführung durch die Nachfrostaustriebe anspruchsvoll und zeitintensiv. „Die Unterschiede im Ertrag reichen vom Totalausfall bis zu einem normalen Herbst mit sehr guten Mostgewichten und Qualitäten. Manche sprechen deshalb von einem neidischen Herbst“, so Wohlfarth. Der Niederschlag der vergangenen Wochen mache auch die Lese wieder sehr herausfordernd für die Winzer. Von Vorteil seien die kühlen Nächte, damit sich die Essigfäule in Grenzen hält. Bis zur ersten Oktoberwoche werde der Herbst zu 90 % eingebracht sein. Die Ernteschätzungen gehen derzeit von einem Ernteschnitt von 70 hl/ha für Gesamtbaden aus. Der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre lag in Baden bei 77,5 hl/ha. Barbara Sester