Jahr(gang) mit vielen Herausforderungen

PFALZ

Foto: Isabell Spiess
Oidium, Green Deal, rückläufiger Weinmarkt – bisher war das Jahr herausfordernd für die Weinbranche. Nun komme noch ein schwieriger Herbst auf die Winzer zu, wie die Experten vom Bauern- und Winzerverband RLP, der Landwirtschaftskammer (LWK) RLP und des DLR Rheinpfalz am 29. September auf der Veranstaltung „Aus der Forschung für die Praxis – Herbst 2023“ den Teilnehmenden am DLR Rheinpfalz aufzeigten.
Das Szenario für einen schwierigen Herbst sei bereits eingetreten, blickte Bernd Weik, DLR Rheinpfalz, auf die Voraussetzungen für die Lese. Die Winzer kämpften mit vielen Herausforderungen wie Oidiumschäden (inklusive Sekundärinfektionen), fortlaufende und ungleichmäßig verteilte Niederschläge, Hagelschäden in der Nordpfalz und den ansteigenden Zahlen der Kirschessigfliege. Wer aber im Weinberg gut gearbeitet habe, könne trotz der Herausforderungen einen guten Jahrgang einfahren. Weik hatte für die teilnehmenden Winzer einige Tipps für den Keller parat. Aufgrund der zunehmenden Fäulnis komme es in diesem Herbst auf Schlagkraft an. Eine SO2-­Gabe bei faulem Lesegut sei unverzichtbar, genauso wie eine Geschmacksschönung und Negativselektion bei oidium­belastetem Lesegut.
Keine vermarktungs­unfähigen Altbestände
Wie Dr. Thomas Weihl von der Landwirtschaftskammer in Neustadt anhand aktueller Zahlen aufzeigte, gab es von Januar bis Juli 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von 8,5 % in der Menge der Anstellungen bei der Qualitätsweinprüfung in Rheinland-­Pfalz. Die Verluste gingen vor allem auf das Konto der größeren Gebiete (v.a. Rheinhessen mit -10,8 % und Mosel mit -8,1 %), auf Rotwein (speziell Dornfelder mit -16,6 %) und Winzer-/Erzeugergemeinschaften (-17,4 %). Die derzeitige Restmenge in den Kellern aus den Jahrgängen 2021 und 2022 beliefe sich auf rund 2,3 Mio. hl, was dem Niveau von 2019 und 2017 entspreche. Es gebe laut Dr. Weihl keine Überlagerung, sprich keine vermarktungsunfähige Altmenge. Auch die Einschätzung, dass derzeit nichts auf dem Fassweinmarkt gehe, sei falsch. „Wir haben keinen Bestandsaufbau, der nachhaltig belastet“, ergänzte er.
Keine Rodungen und Krisendestillation
Über aktuelle weinbaupolitische Themen informierte Dirk Gerling, BWV-Bezirksgeschäftsführer. Die Krisendestillationen und Rodungsprogramme in Süd­europa seien zwar hierzulande Thema gewesen, aber als „reine Präventivmaßnahme nicht zu diskutieren“. Denn dafür gebe es weder Voraussetzungen noch nachhaltige Sorgen am Markt. Er riet den Teilnehmern, sich dennoch über den aktuellen Markt Gedanken zu machen und langfristiger zwecks Abnahme zu planen.
Viel Arbeit gebe es aktuell bei der Schutzgemeinschaft. Hinsichtlich der Profilierung im Rahmen des neuen Weingesetzes stünden den drei Interessengruppen (Weingüter, Kellereien und Erzeugergemeinschaften) in der Schutzgemeinschaft noch viele Aufgaben bevor. Speziell hinsichtlich der Rebsortenprofilierung für die Einzellagen seien viele Positionen und so eine Blockadesituation vorhanden. „Gibt es bis zum Ende der Übergangsfrist 2026 keine Einigung, dürfen keine Einzellagen vermarktet werden“, meinte Gerling, zeigte sich aber über eine rasche Klärung zuversichtlich.
Intensiv habe der Deutsche Weinbauverband beim Thema neue Kennzeichnungsverordnung gearbeitet. Mit dem E-Label stehe der Branche eine zukunftsfähige Variante zur Verfügung. „Gehen Sie davon aus, dass der Großteil des 23er Jahrgangs davon ausgeschlossen ist“, richtete Gerling seinen Blick auf die Unklarheiten. Zudem sollen laut Gerling die Ökoregelungen in der Gemeinsamen Agarpolitik (GAP) attraktiver gestaltet werden, die Winzer in der bisherigen Form kaum nutzten.
Weiterhin intensiv diskutierte Themen seien die Sustain­able Use Regulation (SUR) und das Naturwiederherstellungsgesetz im Rahmen des Green Deals. Hier konnte mithilfe der Betriebe ein Komplettverbot von Pflanzenschutz abgewandt werden. Nun diskutiere Brüssel über Folgeabschätzungen. „Was am Ende kommt, ist noch offen“, ergänzte Gerling. isp