Bei der Herbstpressekonferenz in Rhodt unter Rietburg stellte der Pfalzwein e.V. Ende Oktober die ersten Ergebnisse für den Jahrgang 2023 vor. Die Erntemenge wird auf 2,25 Mio. Hektoliter geschätzt, also rund 2 % weniger als im Vorjahr, und liegt damit im langjährigen Mittel. Geprägt war die Weinlese von einer schnellen Reife. Bereits rund vier Wochen nach dem Lesestart der Hauptrebsorten war die Ernte eingefahren. Dieser Turbo-Herbst bedeutete für viele Betriebe einen extrem hohen organisatorischen Aufwand und jede Menge Arbeit in Weinberg und -keller. „Wer dieses Jahr vor und während der Lese in die Selektion investiert hat, konnte gute Qualitäten reinholen“, erklärte Boris Kranz als Vorsitzender des Pfalzwein e.V.
Ertragsbild je nach Region unterschiedlich
Qualitativ konnte je nach Traubengesundheit laut Pfalzwein eine überdurchschnittliche Weinqualität erzeugt werden. Erwartet wird ein Jahrgang mit fruchtbetonter Note bei einer durchschnittlichen Ertragslage. „Das Jahr 2023 war geprägt durch ein Auf und Ab von Trocken- und Regenphasen“, sagte Dr. Jürgen Oberhofer vom DLR Rheinpfalz. Überdurchschnittliche Vorabschätzungen zur Menge wurden zu Beginn der Weinlese schnell relativiert.
Es zeigten sich unterschiedliche Ertragslagen in den Teilregionen wie auch bei den Rebsorten. So mussten Dornfelder und Portugieser früh geerntet werden, da sonst wegen der Kirschessigfliege und des hohen Pilzdrucks zu hohe Verluste entstanden wären. Bei den Burgunderrebsorten sei das Bild gemischt, während der Riesling Top-Qualitäten verspreche. „Gerade die fast gleichzeitige Reife vieler Rebsorten und teils noch hohen Temperaturen bei der frühen Lese stellten die Betriebe vor unterschiedlichste logistische Herausforderungen, die nur durch hohen persönlichen Einsatz und äußerst genaue Arbeit in der Vorlese, Lese, bei der Verarbeitung aber auch im Keller gelöst werden konnten“, konstatierte Dr. Oberhofer.
„Die jüngeren Winzerinnen und Winzer haben einen solchen Herbst noch nie erlebt – ein großes Kompliment an alle, die Tag und Nacht im Einsatz waren, um diese Herausforderungen zu stemmen. Und auch an unsere engagierten Saisonarbeitskräfte, denn ohne sie hätten wir den Herbst so nicht meistern können“, sagte Weinbaupräsident Reinhold Hörner.
Marktkonformer
Jahrgang erwartet
Dr. Thomas Weihl gab als Leiter der Weinbauamts Neustadt eine erste sehr vorsichtige Prognose zum Absatzpotenzial des neuen Jahrgangs. Nachdem die Anstellungszahlen zur Qualitätsweinprüfung zuletzt in Rheinland-Pfalz um 8 % und in der Pfalz um 6 % zurückgegangen seien, normalisieren sich die Anstellungszahlen zur AP-Prüfung, trotz Kaufzurückhaltung der Verbraucher wegen der Inflation und anderen Faktoren. „Wir sind zuversichtlich, dass auch die eher durchschnittliche Erntemenge des 2023ers normal auf den Markt kommen wird“, so Weihl.
Fokussierung auf die Kernwerte der g.U. Pfalz
Die Pfälzer Weinwerbung bleibt nach eigenen Angaben trotz insgesamt schwieriger wirtschaftlicher Vorzeichen strategisch auf Kurs. Laut Nielsen HomeScan Panel konnte die Pfalz im ersten Halbjahr im Vergleich zu 2022 ihren Marktanteil bei Deutschen Weinen um 1,3 % auf 22,2 % steigern. Und auch im Export konnte in Bezug auf Wert und Menge im ersten Halbjahr ein Zuwachs erzielt werden.
Die Fokussierung auf die Kernwerte der g.U. Pfalz und die damit verbundene langfristige Imagesteigerung sind laut Pfalzwein dafür von starker Bedeutung. Die Marke „Zum Wohl die Pfalz“ wurde einem Relaunch und damit einer bedachtsamen Modernisierung unterzogen. Die Kernwerte der Region, zusammengefasst unter dem Claim „Terroir der Lässigkeit“, seien klar formuliert und finden in unterschiedlichsten Projekten ihren Ausdruck: innerhalb der Branche etwa in Kooperationen mit Partnern wie den Masters of Wine oder der Sommelier-Union.
Zur Profilierung der Marke und damit der g.U. Pfalz trugen auch die erfolgreichen Präsentationen der Jungen Pfalz 23/24 in Hamburg und Mannheim bei. Und auch die im November geplanten Präsentationen der Jungen Pfalz in Berlin und ein Pfalzwein-Tag für Handel, Gastronomie und LEH in Hamburg mit 35 Pfälzer Weingütern haben laut Pfalzwein daran ihren Anteil. Dazu konnte auch mit einer flächendeckenden Promotion für die g.U. Pfalz in Düsseldorf mit Partnern wie Edeka Zurheide, Concept Riesling, Jacques“ Wein-Depot oder Influencer Toni Askitis ein attraktives und urbanes Publikum für die Herkunft und ihre Weine begeistert werden.
„Besonders freue ich mich auf das Roll-Out unseres neuen Schulungsprogramms im kommenden Jahr“, sagte Boris Kranz. „Die Inhalte zeigen eindringlich, welche herausgestellte Rolle unser Anbaugebiet spielen kann und wie deutlich etwa unsere Kernkompetenz, beste Rieslinge und Burgunder zu erzeugen, auch mit Zahlen untermauert ist.“
Pfalz-App schon bei 45.000 Downloads
Auch weintouristisch ist die Pfalzwein weiterhin aktiv und hat die „Zum Wohl.Die Pfalz“-App einem Relaunch unterzogen und erweitert. Gut 45.000 Downloads unterstreichen laut Pfalzwein, dass dieser Kommunikationskanal zunehmend wichtiger wird. Interessierte finden dort alle Inhalte wie bevorstehende Weinfeste, Vinotheken oder Gastronomie-Betriebe flächendeckend und mit weitgehenden, tagesaktuellen Inhalten vor.
Zudem können über die App laut Pfalzwein jetzt auch Weinerlebnisse wie Verkostungen und Führungen direkt gebucht werden. Pfalzwein/ak