Jeder Quadratmeter zählt

HESSEN

Foto: Isabell Spieß
„Rund 50 ha Fläche werden in Deutschland täglich umgewandelt, davon die Hälfte versiegelt. Damit wird alle zwei Monate die Rebfläche des Rheingaus verbraucht“, zeigte Johannes Dries vom Dezernat Weinbau im Regierungspräsidium (RP) Darmstadt bei einer Informationsveranstaltung Anfang Juli im Weingut Leitz in Geisenheim auf. Weingüter können diesem Verlust entgegenwirken und das nicht nur in ihren Weinbergen. Maßnahmen, wie Winzer die Biodiversität auf und um bebaute Betriebsflächen steigern können, zeigten Experten anhand von Vorträgen und einem Best-Practice-Beispiel bei der Infoveranstaltung auf.
Weitere Projektteilnehmer gesucht
Das Weingut Leitz hatte erstmals im „Wetterfax“ vom Projekt „100 nachhaltige Bauernhöfe“ des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) gehört. Mittlerweile ist der Betrieb einer von sieben Weinbaubetrieben (insgesamt 108 Betriebe aus Landwirtschaft, Garten- und Weinbau), die an dem vom Land geförderten Projekt teilnehmen. Wie Charlotte Wenz, Biodiversitätsberatung beim Projekt „100 nachhaltige Bauernhöfe“ erklärte, gehe es bei dem 2021 gestarteten Programm um eine maßnahmenbezogene Nachhaltigkeitsbetrachtung und die Vernetzung von Betrieben. Für teilnehmende Betriebe biete der LLH Fortbildungsangebote, Beratung oder gebe Auskunft zu Fördermöglichkeiten, was komplett kostenfrei und unverbindlich sei. Auch wenn die Zahl von 100 Betrieben bereits übertroffen sei, nimmt die Initiative gerne weitere auf (mehr Infos: www.nachhaltige-­bauernhoefe.de).
Von Flächenbegrünung bis Nisthilfen
Dr. Karsten Mody von der Hochschule Geisenheim gab den Anwesenden Tipps, wie sie die Artenvielfalt auf ihren Betrieben erhöhen können. Gemeinsam mit Fair'n Green arbeitet die HGU derzeit beim Projekt AmBiTo an einem digitalen Tool für den Weinbau, das auch Maßnahmen zur Biodiversitätssteigerung enthält. Biodiversität bedeutete nicht nur, den potenziellen Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhöhen, sondern habe auch weitere Vorteile wie eine verbesserte Bodengesundheit oder die Förderung des ökologischen Gleichgewichts Weinbau, so der Mitarbeiter vom Institut für angewandte Ökologie.
„Neben dem Weinbau sind auch andere Bereiche beeinflussbar“, sagte Mody, der anhand von Beispielen im Vortrag und direkt vor Ort im Betrieb zeigte, wo und wie Weingüter auf und um bebaute Flächen die Biodiversität erhöhen können. Dazu zählen Maßnahmen wie Flächen- oder Dachbegrünungen, Baumpflanzungen, Trockenmauern, Nisthilfen oder das Management invasiver Pflanzen. „Jeder Quadratmeter zählt“, fasste Mody zusammen und ergänzte, dass auch jede kleine Fläche mit kleinteiligen Maßnahmen dazu beitragen könne, die Biodiversität zu erhöhen. isp