Konfliktfall Rad- und Wirtschaftswege

RHEINLAND-PFALZ

Foto: LWK RLP
Die Ausweitung des rheinland-pfälzischen Radwegenetzes ist nicht nur wichtig in touristischer Hinsicht, sondern auch ein wachsendes Problem für die Landwirtschaft. „Bei den Anfragen zu Radwegen geht es fast immer um die Vereinbarkeit von Radverkehr und landwirtschaftlichem Verkehr“, berichtet Berater Oliver Strub von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.
Kollidierende Interessen
Es gibt zahlreiche Beispiele, wo Interessen von der Ortsgemeinde, die durch den neuen Radweg den regionalen Tourismus ankurbeln möchte, und den Winzern und Landwirten, deren Flächen nahe entlang des geplanten Radweges liegen, kollidieren. Dazu kommt der Landesbetrieb Mobilität (LBM), der 3,5 Meter breite Wirtschaftswege mit kombinierter Nutzung vor schmalen Radwegen bevorzugt, die den schweren Maschinen der Landwirte möglicherweise nicht lange standhalten.
Auch die Förderpolitik spielt eine Rolle. Gerade erst hat das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau die neuesten Förderbescheide für Radwege veröffentlicht. 23 Radwegprojekte im ländlichen Raum werden mit insgesamt rund vier Millionen Euro gefördert – Nachschub für Diskussionen auf allen Ebenen.
Die Landwirtschaftskammer schaut bei solchen Vorhaben im Vorfeld genau hin, so Oliver Strub: „Wir befragen die Leute vor Ort, die die Region genau kennen. Wenn es von Seiten des Berufsstandes Bedenken gegen einen geplanten Radweg gibt und wir diese Einschätzung teilen, äußern wir das im Planungsverfahren.“ Doch das klingt einfacher als es sich in der Praxis darstellt.
Trennung von Rad- und Wirtschafts­wegen
„Da bekommt man zum Thema Radweg keine einheitliche Meinung hin“, berichtet Strub, der die grundsätzliche Meinung der Landwirtschaftskammer zu gemischt genutzten Radwegen auf den Punkt bringt. Eine Trennung von Radwegen und landwirtschaftlich genutzten Wirtschaftswegen ist anzustreben, je höher die Nutzungsfrequenz beider Seiten ist. Ist eine räumliche Trennung nicht möglich, kann mit Trassen oder parallelen Erdwegen gearbeitet werden.
„Falls zusätzliche Anforderungen des Naturschutzes für den Ausgleich die Problematik verschärfen sollten, gibt es allerdings auch genug konstruktive Vorschläge von Landwirtschaft und Weinbau, die Kompensation flächensparend, also produktionsintegriert, umzusetzen“, betont Ralph Gockel, Abteilungsleiter Raumordnung und Bildung bei der LWK.
Die Berater der Landwirtschaftskammer betonen: „Die Trennung von Radverkehr und landwirtschaftlichem Verkehr ist keine grüne Idee, sondern ein Schutz für den Berufsstand. Gleichzeitig gilt das auch für die Bevölkerung, die zunehmend Landschaft und Natur für sich entdeckt. Wir werben deshalb bei den Planern sehr um Verständnis für die Landwirtschaft, deren Arbeitsumfeld zunehmend von freizeitlichen Aktivitäten vereinnahmt wird. LWK RLP