Nur wenige Tage vor seiner Pressekonferenz am 25. Februar wählte der Württemberger Weinbauverband einstimmig einen neuen Präsidenten (s. DWM 5/25). Dafür nahm sich der Vorstand nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Hermann Hohl vor einem Jahr viel Zeit, da ein neues, den aktuellen Aufgaben entsprechendes Anforderungsprofil geschaffen und ein verbandsinterner Findungsprozess gestartet wurde, der ausdrücklich die junge, vorzugsweise weibliche Generation ins Amt führen sollte. Doch dieser Versuch scheiterte.
Mammutaufgabe für Rembold
Auf den nun gewählten Dietrich Rembold (58), seit 2016 Vorstandsvorsitzender der Lauffener Weingärtner und selbst Wengerter, wartet eine Mammutaufgabe, denn Württemberg sieht sich mit einem erheblichen Strukturwandel und großen, der aktuellen Marktsituation geschuldeten Absatzproblemen konfrontiert. Deshalb soll die Anbaufläche und damit die Produktion dem Markt angepasst und bis zum Jahr 2030 um 20 % reduziert werden bei gleichzeitiger Erhaltung der Kulturlandschaft. Ziele sind: Ausbau des Weintourismus, Förderung von Zusatzeinkommen für die Erzeuger, Einführung einer Rotationsbrache und deren finanzielle Förderung sowie Einführung einer Drieschenverordnung und Beibehaltung der finanziellen Unterstützung für Versicherungsaufwendungen.
In der Vermarktung sollen die Besonderheiten des Württemberger Weins deutlicher in den Vordergrund gestellt werden, da eine Preisführerschaft für Württemberg aufgrund der Produktionsbedingungen und der Kostenstrukturen nicht erreichbar sei. Rembold zeigt sich zuversichtlich, dass diese Krise überwunden werden kann. „Aber wir müssen jetzt da durch“, so sein Appell an die Mitglieder.
Das im Januar vom Baden-Württembergischen Weinbauminister Peter Hauk vorgestellte „Sofortprogramm Weinbau“ bewertet der Weinbauverband Württemberg als einen Ansatz in die richtige Richtung. Vor allem die angekündigte Einführung einer Drieschenverordnung zur Pflege unbewirtschafteter Weinbauflächen sei dringend notwendig. Auch die Einführung einer von der EU finanziell geförderten Rotationsbrache soll nach den Vorstellungen des Verbands die Wengerter motivieren, einen Teil ihrer Flächen für einige Jahre brach liegen zu lassen und gleichzeitig „ökologisch aufzuwerten“. Die Gelder dafür seien bereits vorhanden und sollen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2027 unter Kofinanzierung des Landes frei werden.
Strukturwandel in vollem Gange
Magdalena Dreisiebner von der LVWO Weinsberg skizzierte aktuelle Daten. Demnach ist die Zahl der Weinbaubetriebe seit 1995 von 18.300 auf 6.550 im Jahr 2024 zurückgegangen. Derzeit werden in Württemberg 446 Weingüter, 29 Genossenschaften, 13 Erzeugergenossenschaften, 21 Kellereien im Gebiet und 6 Kellereien außerhalb des Gebiets gezählt.
Die Anbaufläche ist seit 2016 von 11.400 ha auf 10.850 ha im Jahr 2024 geschrumpft. Davon sind 425 ha derzeit nicht bewirtschaftet. Schwarzriesling, Kerner, Silvaner und Müller-Thurgau sind immer weniger gefragt. Die Fläche der Rebsorte Trollinger ist seit dem Jahr 2000 um 900 ha kleiner geworden auf derzeit 1.700 ha. Damit ist der Lemberger nun die Rotweinsorte Nummer Eins in Württemberg. Nur der Riesling konnte unter den traditionellen Sorten noch zulegen. Dementsprechend geht die Erntemenge seit einigen Jahren (bei teilweise großen Schwankungen) tendenziell zurück. Piwis erfreuen sich in Württemberg zunehmender Beliebtheit, wobei die Weinsberger Züchtung Sauvitage mit 60 ha die Nase vorn hat vor dem Freiburger Souvignier Gris mit 50 ha. Insgesamt stehen die neuen Sorten momentan auf rund 300 ha. he