Krisendestillation in Württemberg

Hilfsprogramm der EU

Wie das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart mitteilte, sollen gut 8 Mio. Liter Württemberger Qualitätswein der Destillation zugeführt werden. Das entspricht etwa 8 bis 10 % der jährlich verkauften Menge an Württem­berger. Die überflüssigen Tropfen stammen von 49 Betrieben, sowohl von Weingütern als auch von Privatkellereien und Genossen­schaften. Letztere erzeugen 70 % der Württemberger Weine. Namen nennt die Behörde wegen des Datenschutzes nicht. Selbst große, stabile Unternehmen machen von der Möglichkeit, zu destillieren Gebrauch – ganz zu schweigen von kleineren Betrieben, „denen das Wasser schon lange bis zum Hals steht“, wie ein Insider weiß.
In die Destillation würden vor allem regionaltypische Rotweinsorten wie Trollinger und Schwarzriesling gegeben, die im Ländle selbst einst in großen Mengen konsumiert wurden. Im Zuge des Trends zu Weißwein und zu dichteren Rotweintypen bleiben heutzutage viele Wengerter auf diesen ehemaligen Brot- und Butter-­Weinen sitzen.
Über das Hilfsprogramm dürfen solche Betriebe mit einer Vergütung von 65 Cent pro Liter rechnen – abzüglich der Kosten für Transport und Des­tillation, anstelle der sonst üblichen bis zu fünf Euro pro Liter. Bis Ende Oktober mussten die Förderanträge dafür beim RP eingegangen sein. Nach Prüfung durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) sei mit der Auszahlung im Januar zu rechnen, heißt es. Das Geld kommt über Berlin aus Brüssel, genauer aus sogenannten Krisenreserven, mit denen die EU der Agrarwirtschaft „zur Abmilderung von Härten“ unter die Arme greift. Deutschland darf dieses Jahr mit insgesamt 36 Mio. Euro rechnen, die Weinbranche bekommt davon 6,5 Millionen Euro, wovon voraussichtlich 5,4 Millionen Euro nach Württemberg fließen. kk