Michael Horper ist neuer Kammerpräsident

RHEINLAND-PFALZ

Foto: LWK RLP
„Eine Ära geht zu Ende“: Diesen Satz hörte man häufig bei der 59. Vollversammlung der Landwirtschaftskammer (LWK) Rhein­land-Pfalz in der Schweiz-­Halle in Bocken­au. Es war die letzte Veranstaltung für Ökonomierat Norbert Schindler, der sein Amt als Kammerpräsident nach 18 Jahren abgab. Zum Nachfolger wurde der bisherige Vizepräsident Ökonomierat Michael Horper gewählt.
Vielfältige Probleme im Agrarsektor
Die Reihen der Ehrengäste waren dicht besetzt, unter anderem mit Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt. Sie forderte in ihrer Ansprache eine Rückkehr zur kompromissorientierten Debattenkultur. „Kontroverses Schwarz-Weiß-Denken bringt uns nicht weiter. Wir müssen angesichts der vielfältigen Probleme im Agrarsektor diskutieren, aber die gemeinsame Lösung im Blick haben.“ Zu den größten Problemen gehören aus Sicht der Ministerin die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, die gestiegenen Energie- und Produktionskosten, der anhaltende Fachkräftemangel sowie die Inflation. „Auch durch den Klimawandel sehen wir uns zunehmend mit neuen Problemen konfrontiert. Die geplante EU-V­erordnung zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wurde abgelehnt. Das ist richtig so, denn das hätte unsere Betriebe vor unlösbare Schwierigkeiten gestellt“, sagte die FDP-Politikerin unter großem Applaus der Vollversammlung.
Die alten Probleme sind auch die neuen
Beim scheidenden Kammerpräsidenten Schindler bedankte sich Daniela Schmitt sehr herzlich für die vergangenen gemeinsamen Jahre: „Du wirst uns fehlen, lieber Norbert: deine Fachkenntnis, dein Einsatz und deine direkte Art. Du hast nie ein Blatt vor den Mund genommen und nicht um den heißen Brei herumgeredet. Dennoch warst du immer kompromissbereit und hast nach Lösungen gesucht“, würdigte Schmitt die 18-jährige Dienstzeit des Kammerpräsidenten Schindler.
Dieser blickte über die vergangene Legislaturperiode zurück und streifte die wesentlichen landwirtschaftlichen Themen dieser Zeit. Bauernproteste, Bürokratie, gesetzliche Einschränkungen und Klimawandel – die alten Probleme sind auch die neuen dieser Zeit. Er erinnerte auch die öffentlich-rechtlichen Medien an deren Bildungsauftrag: „Wir brauchen kompetente Berichterstattung ohne Ideologie! Das Wissen um die Landwirtschaft muss den Menschen nahegebracht werden“, forderte der scheidende Präsident.
Im Rahmen seiner Rede bedankte sich Schindler auch bei Ralph Gockel, der nach fast 36 Jahren die Landwirtschaftskammer verlässt und in Pen­sion geht. Wie sehr der gelernte Agrar-Ökonom von den Delegierten geschätzt wird, machte der lange Applaus deutlich.
Der bisherige Vizepräsident übernimmt
66 Jahre, zwei Kinder und fünf Enkel, verwurzelt in der Eifel, Landwirt durch und durch: So beschrieb sich Ökonomierat Michael Horper in seiner Bewerbungsrede. Dabei unterstrich er die Funktion der Landwirtschaftskammer als Fachanwalt für die Landwirtschaft, wies auf den Interessenausgleich mit der Allgemeinheit hin und forderte die Stärkung der Selbstverwaltung. „Vor allem gilt es, die finanzielle Ausstattung der Kammer auf belastbare Fundamente zu stellen. Da werden wir mit Mainz sehr deutlich reden müssen“, kündigte der später gewählte Präsident Horper intensive Gespräche mit der rheinland-pfälzischen Landesregierung an. Kommunalpolitisches Engagement, ein starkes Netzwerk, das bis auf europäische Ebene reicht und eine von Kindesbeinen an erworbene Fachkenntnis der landwirtschaftlichen Materie führte Horper weiterhin für seine Person an.
Landwirtschaft trägt auch Schindlers Handschrift
Der scheidende Präsident Schindler wurde mit stehenden Ova­tionen verabschiedet. „Du hast 18 Jahre lang den Kopf für uns hingehalten. Dabei hast du Großartiges für den Berufsstand in unserem Land und darüber hinaus geleistet. Die Landwirtschaft in Rheinland-­Pfalz trägt auch deine Handschrift“, sagte Horper in seiner Laudatio.
Die Vorstandswahlen gingen ebenso reibungslos über die Bühne wie die Wahl der Ausschüsse und deren Struktur sowie Größe. Erster Vizepräsident ist Ökonomierat Eberhard ­Hartelt, Präsident des BWV Rheinland-Pfalz Süd e.V. Zweiter Vizepräsident ist der Weinbaupräsident der Pfalz, ­Reinhold Hörner. Weitere Vorstandsmitglieder: Gudrun Breuer für die voll mitarbeitenden Familienangehörigen, ­Rüdiger Bohlander als Vertreter der Arbeitnehmer sowie Walter Clüsse­rath, Isabel Steinhauer-­Theis Astrid Schales, ­Harald Schneider, Jürgen ­Vogelgesang und Matthias Müller als weitere Vorstandsmitglieder.
LWK finanziell unter Druck
Im Rahmen der Vollversammlung wurden auch die Prüfung der Jahresrechnung 2022 sowie der Haushalts- und Stellenplan 2024 beschlossen. Dabei wurde deutlich, dass die Landwirtschaftskammer finanziell zunehmend unter Druck gerät. Kammerdirektor Dr. Markus Heil, der die Pläne vorstellte, machte dafür die wesentlichen Punkte deutlich: absehbar steigende Personalkosten durch Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst, die Versorgung der Pensionäre und drastische Minder­einnahmen in Bereichen der Selbstverwaltung, beispielsweise Beratung. Hinzu kommen die Unsicherheiten bei der Grundsteuerreform und säumige Kommunen, die mehrfach zur Weiterleitung der Beiträge aufgefordert werden müssen.
„Wenn die Landesregierung unsere Kammer nicht endlich besser ausstattet, gehen wir sehr schweren Zeiten entgegen“, appellierte der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Walter Wolf, an die Landesebene.
Zum Schluss bedankte sich der neue Erste Vize-Präsident Ökonomierat Eberhard Hartelt bei allen Beteiligten der Vollversammlung sowie bei dem bisherigen Vizepräsidenten Ökonomierat Heribert Metternich, der ebenfalls „Großes für die Landwirtschaftskammer geleistet“ habe. LWK RLP