Nachhaltiger Rebschutz: Recycling per Handy-App

An der FH Worms starteten Winzer Richard Gruenewald (rechts) und Prof. Dr. Bernd Ruhland gemeinsam mit der Studentenarbeitsgruppe in die heisse Phase des Recycling-App-Projekts.
An der FH Worms starteten Winzer Richard Gruenewald (rechts) und Prof. Dr. Bernd Ruhland gemeinsam mit der Studentenarbeitsgruppe in die heisse Phase des Recycling-App-Projekts. Foto: Kerth
Pflanzenschutzmittel reduzieren und einsparen Wenn es um nachhaltiges Arbeiten geht, steht der Rebschutz ganz besonders im Fokus. „Es muss uns gelingen, den Aufwand an Pflanzenschutzmitteln deutlich und langfristig zu reduzieren“, erklärt Winzer Richard Grünewald vom Wormser Weingut Grünewald & Schnell. „Natürlich steht die Sicherung von Ernte und Traubenqualität an erster Stelle, aber es gibt bei der Mittelmenge wirklich Einsparpotenziale. Das sieht man schon an den teils sehr hohen Verlustmengen beim Spritzen“, erläutert Grünewald. „Das ist nicht nur ökologisch bedenklich, sondern geht auch ins Geld. Wer auf Recycling-Technik setzt, kann hier meines Erachtens bis zu 35 % der Mittel einsparen!“
Um das zu erreichen, startete am 24. April an der Fachhochschule Worms ein besonderes Projekt in die heiße Phase: Die Recycling-App fürs Handy! Nach Richard Grünewalds Idee sollen die Winzer per Datenerfassung am Sprühgerät und via Funkübertragung aufs Handy präzise Infos über den aktuellen Mitteleinsatz erhalten. „Smartphones liegen im Trend und was wir hier machen, ist die Umsetzung des Precision Farming in den Weinbau“, so der Initiator. Grünewald erklärte die Technik des Projektes an seinem Recycling-Sprühgerät aus dem Hause LIPCO. „Mit Recycling geht weniger Mittel verloren, da die Verlustanteile ja auf der andern Zeilenseite übers Sauggebläse wieder ins System gelangen.“ So wird also pro Fläche weniger Mittel benötigt. Und indem man die Mittelkonzentration in der Spritzbrühe senkt, kann man das jeweilige Recyclingpotenzial ausschöpfen. „Aber dazu muss man halt erst die aktuelle Recyclingquote kennen, die sich aus dem Verhältnis der Durchflussmengen in der Recycling- und der Düsenleitung ergibt. Hier soll die App dem Winzer helfen, die genaue Quote und die daraus folgende Reduzierung zu errechnen.“
Die Infos für die Recycling-App liefern Sensoren am Sprühgerät und per W-LAN sollen die Daten dann aufs Smartphone. „Die Logik bleibt ganz klar auf dem Handy“, erklärte Prof. Dr. Bernd Ruhland vom Fachbereich Informatik an der FH Worms. „Martin Ullrich, Raphael Braun, Mirko Mitschke und Paul Lützner aus dem Studiengang Mobile Computing kümmern sich jetzt um Sensorik und Programmierung. Unsere Studenten werden eine klar strukturierte App mit offener Architektur erstellen. Denn dann kann die App später weiterentwickelt werden, zum Beispiel um Funktionen wie etwa die Dokumentation der Schlagdaten auf dem PC.“ Um das App-Projekt zu stemmen, ist neben dem Weingut Grünewald & Schnell, der FH Worms und der Firma LIPCO auch das Software-Unternehmen Weinbau online mit an Bord. „Sobald eine lauffähige App steht, geht der Spaß ja erst richtig los“, so Richard Grünewald. „Denn die Daten müssen ja auch archiviert werden, um entsprechende Rückschlüsse daraus ziehen zu können.“ Bis zum Ende dieser Saison soll es aber erstmal eine Recycling-App geben, die in der Praxis gefahren wurde. Richard Grünewald hat ein klares Ziel: „Wir brauchen eine funktionierende App, die bezahlbar und damit marktfähig ist. Denn Nachhaltigkeit ist cool und das wollen wir nicht nur den jungen Winzern zeigen.“
ak