Zahlreiche Bundestagsabgeordnete und Vertreter der Bundes- und Landesministerien sowie weitere Gäste waren der Einladung des Deutschen Weinbauverbandes e.V. (DWV) zu einem Parlamentarischen Abend im Hause der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz in Berlin gefolgt, um sich zu informieren, wie der Weinbau mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ umgeht. Anschließend tauschten sie sich bei Weinen aus allen deutschen Anbaugebieten aus.
Der Staatssekretär des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, Hans-Joachim Fuchtel, ging auf die Rolle widerstandsfähiger Rebsorten vor dem Hintergrund des Klimawandels ein: Hinter den Winzern liege ein schwieriges Weinjahr. Dass der Ertrag trotz ungünstiger Witterung nur leicht unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liege, sei der harten Arbeit und dem Können der Winzer zu verdanken. Es zeige sich aber auch, dass die Herausforderungen steigen.
Piwis sind Schlüssel zur Anpassung des Weinbaus
In pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwis) sieht Fuchtel den Schlüssel zur Anpassung des Weinbaus an den Klimawandel sowie zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Er verspricht, dafür zu werben, dass die Branche bei der Arbeit an den Produktspezifikationen auch die neuen pilzfesten Rebsorten einbezieht.
Die Deutsche Weinkönigin Sina Erdrich, griff diese Aspekte auf und appellierte an die Politik, mehr Gelder in die Forschung zu geben: „Im ökologischen Weinbau müssen uns Mittel an die Hand gegeben werden, mit denen wir unsere Pflanzen schützen können, ohne die Natur zu belasten und trotzdem – auch in einem Jahrgang wie 2021 – gute Erträge einfahren können.“ Dass Weinbaubetriebe in den letzten Jahren wachsen mussten und kleinere weggebrochen seien, bereitet Sina Erdrich große Sorgen. In ihren Augen müsse es ein gesundes Wachstum an biologisch arbeitenden Betrieben geben, damit keine Existenzen gefährdet würden.
Herausforderung, die Ziele 2030 zu erreichen
Einen Blick in die Zukunft warf der Hauptredner des Abends, Hofrat Franz G. Rosner von der Höheren Bundeslehranstalt und dem Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg in Österreich. Er fand klare Worte, welchen Brückenschlag das Thema Nachhaltigkeit schaffen müsse: Der europäische Green Deal versuche die existenzielle Bedrohung durch Klimawandel und Umweltzerstörung abzuwenden und eine moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft zu schaffen. Die europäische Weinwirtschaft stehe vor großen Herausforderungen, die Ziele 2030 zu erreichen und steigenden Konsumentenerwartungen zu erfüllen. Anhand des Zertifizierungstools „Nachhaltig Austria“ präsentierte er bisherige Ergebnisse.
DWV-Präsident Klaus Schneider erklärte, dass der Deutsche Weinbauverband das Thema Nachhaltigkeit gemeinsam mit der Politik gestalten wolle. „Wir wollen Nachhaltigkeit im Weinbau ideologiefrei und wissensbasiert mit Leben füllen und nicht als bloße Worthülse vorantragen“, so der Präsident. Der Deutsche Weinbauverband sei sich der Herausforderung bewusst und werde deshalb einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsstrategien setzen. Zusätzlich forderte er die Unterstützung der Politik: „Der Berufsstand kann diese gewaltige Aufgabe – insbesondere finanziell – nicht allein in der erforderlichen, kurzen Frist bewältigen.
Agrarpolitische Maßnahmen, wie in der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), der Strategie „Farm to Fork“ und „Fit for Fiftyfive“ gefordert und gefördert, müssten Ökologie und Ökonomie vereinbaren und langfristig auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit erfüllen. Auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene müssten die Besonderheiten des Weinbaus und die sektorspezifischen Aspekte der Rebe Berücksichtigung finden.
Der Deutsche Weinbauverband fordere eine offene und freie Diskussion. „Gleichzeitig muss die wirtschaftliche Perspektive aller Betriebe, die einen Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft leisten, zukunftsfähig sein.“ DWV