Optimistische Stimmung im Jubiläumsjahr

ProWein Nachbericht 2024

Foto: Isabell Spiess
Drei Tage lang traf sich vom 10. bis 12. März 2024 die Weinwelt in Düsseldorf. Bei vielen Ausstellern und Besuchern war die Stimmung trotz des derzeit stagnierenden Weinmarkts positiv. Für Unmut sorgten erneut die horrenden Hotelpreise und Probleme mit der Infrastruktur.
Zum 30-jährigen Jubiläum begrüßten die Veranstalter dieses Jahr 47.000 Fachbesucher aus 135 Ländern und 5.400 Aussteller aus 65 Ländern. Somit verzeichnete die ProWein einen Rückgang zum letzten Jahr (49.300 Besucher und 5.764 Aussteller) und konnte bei Weitem nicht an die Rekordzahlen aus 2019 anknüpfen (61.500 Besucher und 6.905 Aussteller). Die Zahlen waren aber nebensächlich, denn die Aussteller lobten explizit die Qualität der Kontakte.
Deutsche Aussteller zufrieden
Während etwa die Frankreich- und Italienhallen weniger frequentiert waren, zeigten sich die Hallen 1 und 4 mit deutschen Ausstellern gut besucht. Viele deutsche Aussteller waren zufrieden mit der diesjährigen ProWein und lobten die vielen guten Gespräche mit ihren Kunden. „Es war nicht nur Bestandskundenpflege, wir konnten auch Neukunden gewinnen“, sagte Markus Nordhorn vom Weingut Hammel, Kirchheim/Weinstraße, als Aussteller bei der Pfälzer Gebietsweinwerbung. „Das Publi­kum war sehr konzentriert, mit weniger Probierern“, so Nordhorn. Ein positives Fazit zog auch Peter Hinkel vom Weingut Dr. Hinkel aus dem rheinhessischen Framersheim, das am Gemeinschaftsstand Rheinhessenwein e.V. angesiedelt war. „Das negative Bild über die ProWein, das oftmals zu hören war, können wir nicht bestätigen – im Gegenteil“, so Hinkel. Laut dem Jungwinzer blickten die Händler positiv nach vorne. Die Branche sei generell motiviert, wieder durchzustarten.
Auch Verbände mit positivem Fazit
Von „drei erfolgreichen Messetagen“ sprach der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), der mit knapp 100 Mitgliedsbetrieben vor Ort war. Speziell die angestrebte Nachhaltigkeitszertifizierung aller Mitglieder bis zum Jahr 2025 fand laut dem Verband große Beachtung in Düsseldorf.
Die Messe-Bilanz der rund 40 Betriebe aus der Mosel-Region fiel trotz etwas geringerer Besucherzahl positiv aus, weil die Qualität der Kontakte stimmte, so der Moselwein e.V.. Über viele Fachgespräche freuten sich die neun Weingüter am Gemeinschaftsstand der Ahr. Ob es sich das kleine Weinanbaugebiet zukünftig leisten kann, in Düsseldorf präsent zu sein, ist noch fraglich, kündigte Carolin Groß, Referentin beim Ahrwein e.V, an: „Die Kosten für die Teilnahme an der ProWein steigen jährlich, was für ein kleines Weinbaugebiet wie die Ahr nicht leicht zu stemmen ist.“
Erstmals übernahm der Badische Weinbauverband die Organisation des Messeauftritts, nachdem die badische Gemeinschaftsweinwerbung Ende des Jahres 2023 ihre Aktivitäten einstellte. Katrin Lang, die seit Jahresbeginn die neue Stelle als Referentin für Herkunftskommunikation innehat, sieht die Premiere für gelungen.
Die Vortragsreihe Talk & Taste etwa zu alkoholfreiem Wein oder Piwis am Stand vom Weincampus Neustadt waren gut besucht. Viele Interessenten habe es für den berufsbegleitenden MBA Wine, Sustainability & Sales gegeben, einige Aussteller informierten sich über den dualen Bachelorstudiengang Weinbau & Oenologie für ihre Azubis. „Die ProWein 2024 war von lebendigem Austausch geprägt. In vielen Gesprächen standen neben Trends der Weinwirtschaft immer wieder Studiums- und Forschungsthemen im Fokus“, so Prof. Dr. Jon Hanf, Professor für International Marketing Management am Institut für Wein- und Getränkewirtschaft sowie Studienbereichsleitung für Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim.
Piwis im Mittelpunkt
Passend zum ProWein-Motto Nachhaltigkeit präsentierte das Deutsche Weininstitut Piwis unter dem Motto „Grapes for the future“. Am ProWein-Sonntag zeichnete das DWI die drei besten Weine aus seiner Piwi-­Verkostung mit über 200 eingereichten deutschen Piwi-Weinen aus. Als Sieger ging der 2022er Souvignier Gris trocken aus der AUFTAKT-Linie des Weinguts Abthof aus dem rheinhessischen Hahnheim hervor. Die Winzergenossenschaft Britzingen Markgräflerland aus Baden freute sich über Platz zwei für ihren 2022er Souvignier Gris Eiswein. Das Weingut Rainer Antweiler aus Volx­heim in Rheinhessen kam mit seinem 2023er Sauvignac feinherb auf den dritten Rang.
Zum zweiten Mal war die Zukunftsweine-Bewegung auf der ProWein vertreten und sogar am generell schwächeren Dienstag noch gut besucht. Angesiedelt waren die Piwi-Winzer am Gemeinschaftsstand von WEIN+MARKT und DAS DEUTSCHE WEINMAGAZIN, wo die Masterclasses rund um Weinfehler, Portwein oder Zukunftsweine oft ausgebucht waren.
Wichtiges Standbein mit ProSpirits
Die Leitmesse avancierte wie gewohnt zur Trendschau. Gute Stimmung und viel Betrieb gab es in den Spirituosen-Hallen. Mit ProWein-Spirits hat sich die Messe ein wichtiges Standbein geschaffen, das aufgrund des Erfolgs zukünftig wohl einen größeren Schwerpunkt einnehmen wird. Im Trend Hour Tasting rückten die Weinjournalisten Stuart Pigott und Paula Sidore die Themen Dürre, Robotik, Piwis und alternative Verpackungen in den Mittelpunkt.
Wie in den Jahren zuvor drückten zwei Probleme die sonst positive Stimmung. Denn fast alle ProWein-Besucher – egal ob Teilnehmer oder Aussteller - monierten die horrenden Hotelzimmerpreise und die Probleme mit der Düsseldorfer Infrastruktur mit vielen Staus in Stoßzeiten. Der Streik der Bahn am Dienstag erschwerte zusätzlich die An- und Abreise. Die nächste ProWein findet vom 16. bis 18. März 2025 statt. isp