Pfalz: Wissenschaftliche Institute in Neustadt

Foto: Imke Brammert-Schröder
Die Forschung im Bereich Weinbau und Oenologie sowie der Phytomedizin am DLR Neustadt nimmt, nicht zuletzt durch den dualen Studiengang, einen starken Platz ein. Dies ist nun auch nach außen sichtbar: Die beiden Forschungsabteilungen dürfen sich offiziell Institut für Weinbau und Oenologie sowie Institut für Phytomedizin nennen.
Staatssekretär Dr. Thomas Griese vom Mainzer Landwirtschaftsministerium hatte nicht nur die Umbenennungsurkunden mit im Gepäck, als er zur Feierstunde in der Aula des DLR in Mußbach kam. Er überbrachte auch die positive Botschaft, dass die zurzeit offenen Stellen am DLR wieder besetzt werden können. Prof. Dr. Ulrich Fischer, Leiter des Instituts für Weinbau und Oenologie, hofft, dass es nicht bei einem Lippenbekenntnis bleibt, denn ohne die Wiederbesetzung dieser Stellen sei die Forschung nicht möglich.
Forschung für die Praxis
Der eigentliche Grund für den Besuch Grieses, nämlich die Umbenennung der Forschungsabteilungen in wissenschaftliche Institute, war für den Staatssekretär ein „persönliches Anliegen.“ Er habe sich über den Landesrechnungshofes geärgert, der behauptete, dass am DLR keine Forschung betrieben werde. Die Arbeit sei angesichts der fortschreitenden Klimaänderungen und ihren Folgen wichtiger denn je. Als Schlagworte nannte er die Forschung zu pilzlichen Erkrankungen und der Kirschessigfliege. „Die Forschungsergebnisse fließen hier direkt in die Praxis ein“, lobte Griese und verwies auf den dualen Studiengang. Die wissenschaftliche Kompetenz der Institute sei anerkannt, wie der internationale Forschungsverbund und die enge Zusammenarbeit mit Drittmittelgebern aus der Wirtschaft beweise. „Das DLR ist ein wichtiger Partner in der Agrarbranche. Der Neubau für die Hochschule, der in Neustadt entsteht, ist ein sichtbares Zeichen für die Zukunft“, schloss Griese.
Der Kirschessigfliege auf der Spur
Im Anschluss wurden einige Forschungsprojekte vorgestellt. Dr. Friedrich Louis, Leiter des Instituts Phytomedizin, gab einen Überblick: Angefangen bei Esca über die Möglichkeiten der Kupferreduzierung in Weinbergsböden bis hin zu Pilzkrankheiten an Obst und Gemüse. Einen Schwerpunkt bildet, so Dr. Louis, die Kirschessigfliege. Es seien, neben Fragen zur Verbreitung und zur Überwinterung, auch Konzepte zur Optimierung des Rebstockmanagements erarbeitet worden. Dr. Andreas Kortekamp berichtete über die Esca-Forschung am DLR Rheinpfalz, die eng mit anderen Instituten in ganz Europa geführt wird. Der Krankheitskomplex Esca verursacht pro Jahr allein in Deutschland 20 bis 40 Mio. Euro Schaden durch Reb­ausfälle. In einem Forschungsprojekt arbeitet das DLR zusammen mit Kollegen aus Frankreich und der Schweiz an Esca und Falschem Mehltau. Im Projekt Winetwork wird die Praxis aus sieben verschiedenen europäischen Ländern mit einbezogen.
Prof. Dr. Ulrich Fischer, Leiter des Instituts für Weinbau und Oenologie, stellte sein Institut vor. Als Leuchtturmprojekte stellte Fischer die Etablierung des GrapeScan zur objektiven Bewertung der Traubenqualität vor, das es vor allem Winzergenossenschaften möglich macht, die Trauben schon bei der Anlieferung zu beurteilen. Auch der wissenschaftliche Beleg für Terroir wurde durch Forschungsarbeiten belegt und weltweit kommuniziert. „Aktuell untersuchen wir die Biodynamik der Mikroorganismen von der Traube bis in die Flasche“, erklärte Fischer ein Forschungsprojekt, das die unterschiedliche Bewirtschaftung der Weinberge und die Auswirkungen auf Mikroorganismen einbezieht.
Pilzresistente Sorten im Fokus
Prof. Dr. Jochen Bogs stellte die Forschungsaktivitäten zu Resistenz und Anbaueignung pilzwiderstandsfähiger Sorten vor, kurz Piwis genannt. „Es gibt verschiedene Projekte, die sich mit der Abwehrreaktion der Rebe gegen Pilze und mit der Frage, wie der Pflanzenschutz bei PiWis durchzuführen ist, befassen“, so Bogs. „Es geht darum, die Widerstandsfähigkeit gegen pilzliche Erreger zu erhalten“, so Klaus Rummel, der als Winzer in das drei Jahre dauernde Projekt einbezogen ist. „Das Resistenzmanagementprogramm ist ein Quantensprung für den Weinbau“, ist Rummel überzeugt.
Imke Brammert-Schröder