Piwi-Weine – Genuss mit Zukunft

VITIFIT-Forschungsprogramm

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) meint: „Wer Weine aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, kurz Piwis, trinkt, trägt zum ökologischen Wandel im Weinbau bei.“ Vergleiche des im BÖLN finanzierten Projekts VITIFIT haben ergeben, dass Muscaris, Helios, Fidelio, Cabertin geschmacklich mit klassischen Sorten mithalten können.
Piwi-Weine gibt es in fast allen Geschmacksrichtungen, zum Beispiel mundet Muscaris wie Muskateller. Cabernet blanc und Sauvignac können dem Sauvignon blanc täuschend ähnlich sein. Wer Burgunderweine sucht, findet Helios ebenbürtig mit Weißburgunder und Souvignier Gris vergleichbar mit Grauburgunder. Liebhaber von Riesling sollten Fidelio oder Calardis blanc probieren. Cabernet Cortis und Cabertin entsprechen dem Cabernettyp, während Satin Noir dem Pinot Noir ähnelt.
Vergleichstests: Piwis schmecken auch Profis
80 Weinexperten verkosteten im Projekt VITIFIT die am DLR Rheinpfalz (DLR) in verschiedenen Stilrichtungen ausgebauten Weine, ohne die Rebsorten zu kennen. Sie verglichen Weine aus sieben Piwi-­Sorten mit aus dem gleichen Weinberg stammenden Weinen traditioneller Sorten Riesling, Muskateller, Sauvignon Blanc oder Merlot. Bei Weiß- und Rosé-Weinen schnitten Piwis gleich oder besser ab. Bei den Rotweinen bewerteten die Fachleute die Piwiweine mit einer Ausnahme als gleich gut.
Weniger Pflanzenschutz, weniger Arbeitszeit
Die klassischen Rebsorten sind anfällig für Pilzkrankheiten. Gerade im vergangenen, sehr nassen Jahr machten Falscher Mehltau und Grauschimmel den heimischen Trauben schwer zu schaffen. Helfen könnte der Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (Piwis). Derzeit werden Piwis auf weniger als drei % der Rebfläche angebaut.
Piwi-Rebsorten benötigen je nach Jahrgang nur etwa ein Drittel der Pflanzenschutzmaßnahmen, die herkömmliche Sorten erfordern. Dies gilt sowohl für den konventionellen Weinbau als auch für die ökologische Traubenerzeugung. Das spart nicht nur Pflanzenschutzmittel wie Kupfer, sondern auch CO2 und Arbeitszeit, denn die Winzer müssen seltener mit dem Traktor durch den Weinberg fahren, verbrauchen also weniger Kraftstoff. Das schont gleichzeitig die Böden. Flora und Fauna können sich ungestörter entfalten.
Die Bilanz: Nachhaltiger Weinbau, der schmeckt
„Weine aus Piwi-Sorten sind häufig etwas eigenwilliger, aber in ihrem Qualitätspotenzial auf Augenhöhe mit Standardrebsorten“, bilanziert Professor Ulrich Fischer, Leiter des Instituts für Weinbau und Oenologie am DLR. Insofern seien sie nicht nur für neugierige Verbraucher ein spannendes Angebot, sondern auch für alle, die mit ihrem Kauf- und Genussverhalten einen Beitrag zu einem nachhaltigen Weinbau leisten möchten.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) das Verbundvorhaben „VITIFIT – Gesunde Reben (Vitis vinifera) im Ökoweinbau durch Forschung, Innovation und Transfer“. Die BLE betreut das größte Praxisforschungsprojekt im Ökoweinbau, bei dem nahezu alle führenden Einrichtungen der deutschen Weinbauforschung mit Öko-Anbauverbänden und Praxispartnern kooperieren.
Ziel ist, kupferhaltige Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus im Ökoweinbau zu minimieren und langfristig zu ersetzen. Mit der Züchtung von Piwis, verbesserten Anbau- und Kulturbedingungen sowie einer Kombination aus reduzierten Kupfermengen und Naturstoffen, suchen Weinbaupraxis und -forschung gemeinsam Wege zur Gesund­erhaltung der Rebe (www.vitifit.de). BLE