Rheinhessen-Konferenz: Börse für regionale Ideen

RHEINHESSEN

Foto: Isabell Spieß
Die Dachmarkeninitiative Rheinhessen lud Anfang September zur 11. Rheinhessen-­Konferenz ein. Unter dem Motto „Regionale Produkte: Rheinhessen genussvoll entdecken“ war es das Ziel, neue Impulse zu setzen und aufzuzeigen, wie Verbände, Winzer, Gastronomen und Verbraucher Regionalität leben. Über 50 Teilnehmende folgten der Veranstaltung, die live aus dem DLR in Oppenheim gestreamt wurde.
Innovative Konzepte
Bernd Matthies, Kulinarik-Redakteur beim Berliner Tagesspiegel, zeigte aktuelle Food­trends. Um den durch den Klimawandel mittlerweile lebensnotwendigen Umweltschutz forcieren zu können, müssen die Menschen ihren kulinarischen Lebensstandard ändern. Er skizzierte, wie trendsetzende Gastro­nomen und Erzeuger es vormachen: Restaurants bieten etwa nur regionale und saisonale Produkte an. Er verwies auch da­rauf, dass die globale Küche nicht komplett verschwinden wird, da die Region durch den Klimawandel immer mehr hergebe, wie hier reif werdende tropische Früchte. Den Aufschwung der vegetarischen oder veganen Ernährung sieht er noch nicht am Ende.
Strauß an Möglichkeiten für Direktvermarkter
Dr. Elisabeth Seemer, LWK Rheinland-Pfalz, gab Einblicke in die Direktvermarktung in der Region. Ihrer Meinung nach ist der Regional­trend nachhaltig und wird so schnell nicht abflachen. Durch die Direktvermarktung, etwa über Hofläden, können sich die Vermarkter mit Alleinstellungsmerkmalen profilieren. Laut Seemer gebe es einen „Strauß an Möglichkeiten“ für Direktvermarkter. Wichtig sei es, Hofläden zukunftsorientiert aufzustellen, etwa durch bargeldloses Zahlen oder unverpackte Lebensmittel. Absatzwege wie Verkaufsautomaten, Lieferservice oder die Selbsternte liegen im Trend. Sie zeigte auf, dass Direktvermarkter auch im Team über Netzwerke agieren können. Sie stellte dabei etwa den „Landmarkt“, bei dem Direktvermarkter-Produkte bei Rewe verkauft werden, oder „Marktschwärmer“ heraus, wo Verbraucher nach Online-Vorbestellung bei regionalen Erzeugern die Ware an einer Schwärmerei abholen können.
Konzepte in Kurzform
Zusätzlich gab es Impulsreferate zum Thema Regionaler Genuss. Stefan Gothe, Geschäftsführer der Regionalwert Impuls GmbH in Bonn, zeigte auf, was die Regionalwert AGs leisten. Bürger können Aktien kaufen, das Geld investiert die AG wiederum in regionale Betriebe. Damit unterstützen sie die Betriebe, die sich verpflichten, ökologisch zu arbeiten.Karen Michel, Cisterzienser-Weingut in Dittelsheim-­Heßloch, berichtete von ihren Erfahrungen mit ihrem Verkaufsautomaten „C-Cube“. Der Fokus des Automateninhalts liegt auf eigenem Wein und wird ergänzt durch Produkte der Kooperationspartner wie einer Bäckerei und Metzgerei. Vor allem Produkte für ein schnelles Mittagessen, Geschenkideen, für spontane Treffen und saisonale Produkte seien gefragt. Die Grundausstattung des Automaten liegt bei etwa 17.000 €, Gewerbe­betriebe können jedoch eine Digiboost-Förderung dafür beantragen. Karen Michel erhofft sich nach anfänglicher starker Nachfrage aktuell etwas mehr und will mit besserer Bedienfreundlichkeit durch Videos den Kauf wieder ankurbeln.
Stefan Kolb vom Weingut Schlossgartenhof in Saulheim stellte das Vinothekensiegel „Rheinhessen ausgezeichnet“ am eigenen Beispiel vor. Für das Qualitätssiegel sind Anforderungen wie eine authentische Architektur oder ein vielfältiges Angebot nötig. Zudem versteht sich das Weingut als kleine Tourismusaußenstelle und gibt wertvolle Tipps für Aktivitäten aus der Region.
Jan Willem Appeltrath vom Gasthaus Willems in Mainz zeigte, wie in seinen Restaurants vom Putzmittel bis zu den Speisen ausschließlich regionale Produkte verwendet werden, zum Beispiel für ein Kartoffelrisotto. Unter www.weinmarketing.rlp.de sind die Vorträge nochmal zum Nachlesen zu finden. isp