Schwieriger Markt mit globalem Überangebot

Genossenschaften ziehen Erntebilanz

Gute Qualität, leicht unterdurchschnittliche Menge, so lautet die Bilanz der 140 deutschen Winzergenossenschaften zum Abschluss der Lese. „Die Verbraucher können sich in allen Anbaugebieten auf ansprechende Genossenschaftsweine des 24er Jahrgangs freuen. Die physiologi­sche Reife der Trauben war gegeben und Dank moderater Alkoholwerte liegen ideale Bedingungen für feine, fruchtbetonte Weine vor“, so Peter Jung, Weinexperte des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV).
Die Lesemenge sei schwer zu schätzen. Manche Regionen haben aufgrund der Frostnächte im April Einbußen von bis zu 70 %. „Unterm Strich fällt die Gesamtmenge für Deutschland dieses Jahr etwas geringer aus als in den Vorjahren“, meint Jung. Mit rund 3 Mio. hl steuern die 140 Winzergenossenschaften stets etwa ein Drittel der gesamten in Deutschland erzeugten Weinmenge sowie die Hälfte für die Vermarktung im Lebensmitteleinzelhandel und Discount bei. Am meisten erzeugen die genossenschaftlich organisierten Winzer und Weingärtner traditionell in den Anbaugebieten Baden und Württemberg.
Winzer hatten erheblichen Mehraufwand
Das regenreichste Jahr seit Wetteraufzeichnung brachte große Herausforderungen im Pflanzenschutz. Oftmals war die Befahrbarkeit der Anlagen nicht möglich. Jung: „Die Winzer haben erheblichen Mehraufwand, unter anderem durch kulturtechnische Bearbeitung geleistet, um die Reben gesundzuhalten und gute Qualität zu erreichen. Auch technische Innovationen wie etwa Drohnen und Vollernter haben einen Anteil daran, dass gesundes Lesegut in den Genossenschaften erfasst wurde.“
Oft wirtschaftlich prekäre Situation
Ungeachtet der guten Arbeit im Weinberg und Keller führt ein globales Weinangebot und rückläufiger Weinkonsum kombiniert mit hohen Kosten in vielen Betrieben zu einer wirtschaftlich prekären Situation. „Die großen Mengen drücken auf den Markt und führen zum teilweise ruinösen Preisverfall auf dem Offenweinmarkt“, macht der DRV-Wein­experte deutlich.
Nicht genossenschaftliche Betriebe hätten mitunter keine Absatzmöglichkeiten mehr. Die Genossenschaften erweisen sich im aktuell schwierigen Marktumfeld als verlässliche Partner und Stützpfeiler der Branche. Die Mitglieder haben die Garantie, dass ihre Genossenschaft alle Trauben abnimmt. Der DRV sieht in der Einführung einer Rotationsbrache ein geeignetes Instrument gegen das Überangebot. „Die Möglichkeit zu schaffen, Flächen temporär gegen eine Förderung von Umwelt- und Artenschutzmaßnahmen aus der Produktion zu nehmen, ist der richtige Ansatz“, so Jung.
Außerdem dürfe sich die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht weiter verschlechtern. Die im Vergleich zu anderen Weinbaunationen viel höheren Mindestlöhne für ungelernte Saisonarbeitskräfte stellen bereits eine große Belastung dar. Eine weitere Anhebung auf mehr als 15 Euro pro Stunde würde den Wettbewerbsnachteil der deutschen Weinwirtschaft weiter verschärfen. drv