Strategien für widerstandsfähige Reben

WiVitis

Foto: WBI
Wie kann der Weinbau besser gegen Folgen des Klimawandels gewappnet werden und dabei gesellschaftliche Forderungen nach Nachhaltigkeit sowie ökologischer Bewirtschaftung berücksichtigen? Dies ist eine zentrale Fragestellung des Weinbaus der Oberrheinregionen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Auf beiden Seiten des Rheins ist der Weinbau wirtschaftlich und kulturell von großer Bedeutung. Durch zunehmende Extremwetterereignisse wird dieser allerdings stark bedroht. Spätfröste, heiße und trockene Sommer, anhaltende feuchte Witterungen: all diese Faktoren verlangen den Winzern so einiges ab. Besonders die Ausbreitung und der Befall mit Schadpilzen wie Peronospora, Echtem Mehltau, Botrytis und Schwarzfäule nehmen durch extreme Wetterverhältnisse stark zu und mindern den Ertrag sowie die Qualität der Trauben.
Von der EU gefördertes Interreg-Projekt
Mit „WiVitis – Strategien für widerstandsfähige Reben im Zeichen des Klimawandels“ hat ein Forschungsprojekt begonnen, das sich mit ausgewählten, resistenten Rebsorten befasst. Für dieses von der EU geförderte Interreg-Projekt, das für eine Laufzeit von drei Jahren eine Kofinanzierung von 1.176.553 Euro erhält, kommen weinbauliche Forschungszentren aus drei Nationen zusammen.
Zu den Projektpartnern gehören das Julius-Kühn-Institut (JKI) in Siebeldingen als Projektträger, das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz (DLR), das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg (WBI), das Institut National de Recherche pour l“Agriculture, l“Alimentation et l“Environnement Grand Est (INRAE) in Colmar, das Swiss Nanoscience Institute (SNI) in Basel, das Schweizer Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) in Frick und die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Aargau. Unterstützende Projektpartner aus Praxis und Wirtschaft sind zudem die Auer Reben GmbH, die Rebschule Freytag GmbH & Co KG, das schweizerische Kompetenzzentrum Agroscope und das Institut Français de la Vigne et du Vin (IFV). Zentrales Thema der Arbeiten ist die Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels auf den Krankheitsbefall von Trauben durch Schadpilze.
Es sollen Sorten ermittelt werden, die sich für den Anbau am Oberrhein besonders gut eignen und mit ihrer Qualität den wirtschaftlichen Erfolg der daraus gewonnenen Weine garantieren können. Dabei steht auch ein Anbau mit minimalem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Fokus der Forschung.
Mehrere sogenannte Resistenzloci
Im Projekt werden vor allem pilzwiderstandsfähige Rebsorten untersucht, die geringere Anfälligkeiten gegen einige pilzliche Schaderreger aufweisen. Diese Reben besitzen ein oder mehrere sogenannte „Resistenzloci“, welche die Abwehr der Pflanzen erhöht.
Inwiefern auch die physikalische Barriere der Beerenhaut eine Rolle bei der Widerstandsfähigkeit gegen Schadpilze spielt, wird im Rahmen von WiVitis untersucht. Ein besonderes Augenmerk liegt daher auf der Ana­lyse der Beerenstabilität und Beschaffenheit der Beerenhaut bereits etablierter Piwi-Sorten. Hierzu wird die Beerenoberfläche mikroskopisch untersucht, ihre physikalisch-mechanischen Eigenschaften bestimmt und die Zusammensetzung der Beerenhaut chemisch analysiert.
Widerstandsfähige Beerenhaut getestet
Mit Hilfe von künstlich herbeigeführten Infektionen kann die Widerstandsfähigkeit verschiedener Sorten und der Infek­tionsverlauf der Rebenperonospora, dem Echtem Mehltau und Botrytis evaluiert werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können dann gezielt zur Züchtung widerstandsfähiger Sorten genutzt werden.
Mit Blick auf den Klimawandel, sollen die resistenten Sorten auf klimatischen Stress getestet werden. Hierbei wird das Augenmerk vor allem auf Resilienz gegenüber hohen Temperaturen, wie sie bereits in den letzten Jahren im Ober­rheingraben vermehrt auftraten, gelegt werden.
Final sollen die umfassenden Ergebnisse zur Entwicklung von angepassten Anbauempfehlungen und Prognosemodellen in VitiMeteo beitragen, um die Einführung solcher Sorten in die Weinbaupraxis beidseitig des Rheins zu fördern und stabile Erträge zu sichern. Noemi Flubacher, WBI Freiburg