„Tempus Vini“ – Weinbruderschaft online

RHEINHESSEN

Ihre dritte Veranstaltung der Reihe „Tempus Vini“ veranstaltete die Weinbruderschaft Rheinhessen (WBS) wegen der Corona-Pandemie erfolgreich als gut zweistündige Zoom-Videokonferenz im Internet mit mehr als 50 Teilnehmern. Im Mittelpunkt stand dabei ein Impulsreferat von Prof. Dr. Ulrich Fischer vom Weincampus in Neustadt. Dieser beleuchtete die „Auswirkungen von Wetterextremen auf die Weinsensorik“, quasi rückblickend auf das 2021er-­Jahres­thema der WBS: „Weinkultur im Klimawandel“.
Brudermeister Prof. Dr. Axel Poweleit erklärte, dass sich der Bruderrat wegen Corona entschieden habe, mithilfe von „Tempus Vini“ eine Online-­Brücke zu den Mitgliedern zu schlagen. Grundsätzlich sei klar: „Weinkultur geht nur in Präsenz.“
Prof. Dr. Fischer formulierte Thesen, die für die Zukunft des Weinbaus richtungsweisend sein können: „Wir müssen die Bio-Diversität in den Weinbergen und in den Böden fördern. Denn mit der größeren Bio-Diversität bekommen wir resilientere Systeme, die auch stärkere Ausschläge aushalten können.“
Eine technische Möglichkeit, zu hohe Alkoholgehalte als Folge des Klimawandels aufzufangen, ist der Entzug von Alkohol. „Ich verstehe nicht, warum diese Technologie nicht öfter eingesetzt wird und wir immer wieder auch Weine mit 14,5 oder gar 15 % vol. bekommen“, gestand der Referent.
Weinprobe mit Cabertin und Silvaner
Der Abend wurde durch zwei Weine begleitet, die Kellermeister Andreas Hattemer ausgewählt hatte. Eingangs gab es einen schon etwas gereiften 2018er Cabertin Rotwein trocken (13,0 % vol.) zu verkosten. Der Cabertin kam bei der WBS gut an, besonders nachdem er in den Gläsern etwas Luft bekommen hatte.
Eine Online-Abstimmung ergab, dass die meisten Teilnehmer den Piwi-Sorten aufgeschlossen gegenüber stehen, aber der Ansicht sind, dass sie an die Qualität der klassischen Rebsorten nicht heranreichen. Hattemer hat da bei Verkostungen schon andere Erfahrungen gemacht und appellierte an die Runde, bei Winzern und in der Gastronomie aktiv nach Piwis nachzufragen und diese zu verkosten. Nur wenige Stimmen lehnten Piwis grundsätzlich ab.
Der zweite Wein war ein 2020er Silvaner trocken (13,0 % vol.) vom Weingut Posthof Doll-Göth in Stadecken-Elsheim. Nach der Weinvorstellung von Roland Doll, der noch kein Weinbruder ist, zeigte eine zweite Umfrage zum Thema Minimalschnitt auf, dass einige Teilnehmer Probleme mit der Ästhetik haben. Die allermeisten Weinbrüder und -schwestern hatten aber dafür Verständnis, dass die klimatischen Herausforderungen mit geeigneten Mitteln angegangen werden müssen. „Und da ist der Minimalschnitt ganz klar eine Option, auf Extremwetterereignisse und den Klimawandel einzugehen“, erklärte Andreas Hattemer, der auch als Vorsitzender des Verbands „Ecovin“ fungiert.
In seinem Schlusswort stellte Brudermeister Poweleit fest, dass wieder einmal deutlich geworden sei, dass die Weinkultur schon im Weinberg beginne und im Keller vollendet werde. Mit dem Gruß „In Vino Salvatio!“ endete die interessante Online-Veranstaltung. Norbert Krupp