Tessior

Neuer Ansatz in der Esca-Bekämpfung

Foto: BASF
Die von Holzkrankheiten (Esca) verursachten Schäden haben im deutschen Weinbau deutlich zugenommen. In vielen älteren Anlagen ist die hohe Zahl an Stockausfällen durch Holzkrankheiten der begrenzende Faktor für längere Standzeiten. Bereits bei einem jährlichen Stockausfall von 1 % (40 bis 50 Stöcke/ha) ist mit Vollkosten von 400 bis 500 €/ha für die Nachpflanzung zu rechnen.

Wundschutz-System

Die Ursachen für die Zunahme von Holzkrankheiten sind vielseitig. Haupt­eintrittspforten für die Erreger sind Wunden beim Rebschnitt im Kopfbereich. Der Trend zu milderen und feuchteren Wintern wird die Infektionsbedingungen für die Erreger von Holzkrankheiten zum Zeitpunkt des Rebschnitts fördern. Um bei Neupflanzungen geplante Standzeiten von 30 Jahren realisieren zu können, müssen bereits in Junganlagen Maßnahmen ergriffen werden, um frühe Infektionen zu vermeiden. BASF hat zusammen mit der Firma Mesto hierfür ein Wundschutz-System entwickelt: Das Tessior-­System aus einem sprühbaren Wundverschluss inklusive Fungiziden und dem speziellen Anwendungsgerät.

Haltbarer Wundfilm

Tessior enthält nach BASF-Angaben eine ­wasserbasierte, sprühbare Polymer­dispersion und zwei breit wirksame fungizide Wirkstoffe (Pyraclostrobin, Boscalid). So wird laut BASF ein doppelter Schutz erzielt: Tessior bildet eine physikalische Barriere durch einen haltbaren Film auf der Wunde und eine chemische Barriere durch die Breitbandfungizide. Damit sich die vollständige Abdeckung der Schnittwunden bei der Applikation kontrollieren lässt, ist in Tessior ein Farbstoff enthalten, der nach dem Antrocknen verblasst. Tessior ist nach Herstellerangaben in einem weiten Temperaturbereich einsetzbar, auch bei leichtem Frost. Nach dem Antrocknen ist der Wundverschluss wetterfest und die Wunde dauerhaft geschützt.

Spezieller Applikator

Zur präzisen Ausbringung von Tessior auf die Schnittwunden hat die Firma Mesto einen speziellen Applikator entwickelt. Das akkubetriebene Gerät ist leicht und gut zu tragen. Die Dosierung der anwendungs­fertigen Formulierung kann laut Mesto über einen Regler mit vier unterschiedlichen Sprüh­einstellungen der Wundgröße angepasst werden. Die Applikationspistole mit Magnetventil ermöglicht dabei eine präzise Ausbringung auf die Schnittwunden. Der Akku ist laut Mesto identisch mit dem der Felco-Rebschere und hat eine hohe Leistung von mehr als einem Arbeitstag.

Tests im Freiland

In 53 Feldversuchen wurde nach BASF-Angaben gemeinsam mit amtlichen Forschungsanstalten die Wirksamkeit von Tessior im Vergleich zu einem biologischen Standard gegen wichtige Erreger von Holzkrankheiten geprüft. Dabei wurden frische Schnittwunden am einjährigen Holz behandelt und anschließend mit hoher Sporendichte inokuliert. Nach mindestens sechs bis acht Monaten im Weinberg wurden Holzproben entnommen und im Labor wurde der Befall mittels Re-Isolation ermittelt.

Trotz künstlicher Inokula­tion mit hoher Sporendichte zeigte Tessior laut BASF bei allen wichtigen Erregern von Holzkrankheiten hohe Wirkungsgrade. Zusätzlich wurden in Europa sechs Langzeitversuche angelegt, um die Wirksamkeit langfristig unter Praxisbedingungen zu dokumentieren. Erste Ergebnisse sind nach Angaben von BASF vielversprechend und bestätigen die Ergebnisse der Freilandversuche.

Erfahrungen in der Praxis

In den letzten Jahren wurden in Anlagen bis zum fünften Standjahr zahlreiche Ausbringtests mit Praktikern durchgeführt. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass für eine junge Spalieranlage mit Bogenerziehung (4.000 bis 5.000 Stöcke/ha) mit einem Zeitaufwand von 3 bis 6 h/ha zu kalkulieren ist. Für die Wundbehandlung im Kopfbereich werden 3 bis 5 l Tessior/ha benötigt.

Ausblick

Ab der Schnittsaison 2020/21 steht das Tessior-System zur Verfügung. Um frühe Infektionen zu vermeiden, muss bereits in Junganlagen mit dem Wundschutz begonnen werden. Die Behandlung muss einmal jährlich zeitnah auf die frischen Wunden erfolgen. Hierbei sind alle Wunden im Kopfbereich inklusive Ersatzzapfen wichtig. Für einen sicheren und dauerhaften Wundverschluss müssen Rebschnitt und Tessiorbehandlung vor dem Bluten der Reben erfolgen. Um zukünftig Stand­zeiten von 30 Jahren realisieren zu können, sollte das Tessior-­System mindestens in den ersten zehn bis 15 Standjahren zum Einsatz kommen. www.tessior.basf.de