Vereinigte Hagel erneut gewachsen

Foto: Bettina Siée
Die Vereinigte Hagel veranstaltet derzeit ihre jährlichen Bezirksversammlungen. Bezirksdirektor Dr. Heinzbert Hurtmanns erklärte in der Stadthalle Alzey die Geschäftslage der Vereinigten Hagel. Der Herbst 2018 war zu warm und trocken, sodass die Rapsaussaat vielerorts nicht auflaufen konnte, was zu einem Einbruch bei der Rapsversicherung führte. Fast 200 000 ha Raps sowie frostbedingte Flächenverluste beim Kernobst konnten durch mehr Getreide- und Maisflächen ausgeglichen werden, sodass sich insgesamt ein Flächenplus ergab. Da Raps und Kernobst einen höheren Tarif haben als die ausgleichenden Kulturen, kam es zu einem Beitragsverlust in Höhe von 4,25 Prozent.

In der Nacht auf 5. Mai gab es Spätfrostschäden, vor allem in Luxemburg, das zur Bezirksdirektion Alzey gehört. Der deutsche Wein- und Obstbau hatte zwar regional hohe Ausfälle, ist aber in jener Nacht nur ganz knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Schwere Schadentage waren der 10. Juni in Bayern, der 20. Juli in Norddeutschland sowie der 18. August im Rhein-Main-Gebiet mit zahlreichen Sturmschäden. Erstmals in der Geschichte der Bezirksdirektion Alzey gab es 2018 mehr Schäden, die durch landwirtschaftliche Mehrgefahrenversicherung (MGV) abgedeckt waren als Hagelschäden.

Die Vereinigte Hagel bewertet die Schadenbilanz im Inland mit 62 Prozent positiv, durch die frühe Ernte der Mähdruschfrüchte und das stabile Hochdruckwetter. Im Ausland waren gute Zuwächse zu verzeichnen – fast ebenso viel Geschäft wie im Inland, die Schadenquote lag bei 72,6 Prozent. Die Bezirksdirektion Alzey verzeichnet leichten Flächenverlust von 0,6 Prozent bei stabilen Hektarwerten. Der fehlende Raps wurde durch Zuwächse bei Wein und Gemüse kompensiert. Hurtmanns resümierte also keinen Beitragsverlust.

In Luxemburg sind die Beiträge gestiegen, durch mehr Grünland, zunehmende Mehrgefahrenversicherung Secu­farm 7 und mehr Weinbau – mittlerweile sind 850 ha Reben gegen Frost versichert. Die Bezirksdirektion Alzey glänzt also insgesamt mit einer Beitragssteigerung von 4,94 Prozent auf 17 Mio. Euro.

Schadensereignisse im Jahr 2019

Die Bezirksdirektion Alzey zählte drei schwere Schadentage im Jahreslauf (24. April, 12. Juli und 18. August) mit über 10 000 Parzellen. Bereits am 24. April gab es Hagel im rheinhessischen Hügelland auf 3 400 ha. „Hagelschäden im Jahreslauf vor Frostschäden, das hatten wir noch nie“, sagte Hurtmanns. In Luxemburg gab es in der Nacht zum 5. Mai Frostschäden an Reben. Dank guter Regeneration der Reben liegt die Schadenquote der Bezirksdirektion Alzey bei 66 Prozent, in Luxemburg bei unvorstellbaren 192 Prozent, wegen Frost im Weinbau, Trockenschäden bei Mais und Grünland.

Wahlen in der Bezirksdirektion Alzey

Der Vorsitzende des Bezirksvereins Alzey, Franz-Josef Nattermann aus Alzey und der zweite Vorsitzende Gunther Hiestand aus Guntersblum wurden in ihren Ämtern bestätigt. Zum stellvertretenden Delegierten wurde Andreas Mohr aus Lonsheim gewählt.

Für über zehnjährige Sachverständigentätigkeit wurden Kurt Debo aus Nieder-Olm, Reinhard Lawall aus Alzey-Heimersheim und Georg Mann aus Flonheim-Uffhofen, jeweils mit der Silbernen Nadel geehrt.

Die Vereinigte Hagel ist mit einem neuen Internetportal am Start, um den Umgang mit Verträgen noch komfortabler zu gestalten. „MeineVH“ sei auf die Bedürfnisse der Mitglieder abgestimmt und alle Infos jederzeit abrufbar.

Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz, Hochschule Geisenheim University, gab Einblicke in die zunehmende Digitalisierung, die neue Möglichkeiten biete. Der Austausch von Daten ermögliche ein weiteres Optimieren der Arbeit. Mit einem Chip versehene Reben sorgen für Rückverfolgbarkeit bis zum Rebveredler. Da Arbeitskräfte fehlen, gewinnen autonomes Fahren, Schwarmtechnologie und Methoden, die den Traktorfahrer entlasten an Bedeutung. Auch ein Rebschnittro­boter ist in der Erprobung. bs