Weinpolitik – Konsum, Absatz und Etiketten

AREV-Webinar

Foto: Europäisches Parlament
Die AREV veranstaltete ein Webinar, bei dem ein Gremium aus Mitgliedern des EU-Parlaments und der EU-Kommission sowie aus Wissenschaftlern und Analysten, Themen wie den Weinmarkt, den Weinkonsum, die Absatzförderung, die Strategie zur Krebsbe­kämpfung und die Etikettierung analysierte.
Generalsekretär der AREV und Regionalminister für Landwirtschaft, Wasser und ländliche Entwicklung von Castilla-La Mancha, Francisco Martínez Arroyo, gab einen Überblick über die aktuelle Lage des Weinbaus und hob die jüngsten Fortschritte hervor. Das EU-Parlament einigte sich darauf, dass der Begriff des moderaten Weinkonsums vom Alkoholmissbrauch zu unterscheiden ist. Weinbau ist Teil unserer Kultur.
Moderater Weinkonsum versus Alkoholmissbrauch
Der EU-Abgeordnete Paolo De Castro dankte der AREV und den parlamentarischen Gruppen für die gemeinsam geleistete Arbeit, damit der Bericht des Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung diese Differenzierung in seine endgültige Fassung aufnimmt, bevor er vom EU-Parlament verabschiedet wird.
Die EU-Abgeordnete Clara Aguilera, S&D Koordinatorin im COMAGRI des EU-Parlaments und verantwortlich für die Eröffnung der Debatte, drückte ihre Sorge über die geänderten Etikettierungsregeln und deren Besonderheit für Wein aus. Sie erinnerte auch an die Gefahr, die Verwaltung der g.U. und g.g.A. an die Europäische Markenagentur mit Sitz in Alicante zu delegieren. Die AREV tritt für ein Verwaltungsmodell ein, dass das gleiche Schutzniveau wie derzeit gewährleistet. Schließlich erinnerte er daran, wie wichtig es sei, die Rolle von Investitionen bei der Förderung des Weins nicht zu unterschätzen.
Diskussion um Angabe der Inhaltsstoffe
Anschließend erinnerte der stellvertretende Generaldirektor in der Funktion des Generaldirektors für Gesundheit, der für die Direktionen Gesundheitssysteme, Medizinprodukte und Innovation sowie öffentliche Gesundheit der Europäischen Kommission zuständig ist, John-F. Ryan, an die Bedeutung der europäischen Krebsstrategie und der weiteren Aufklärung über Alkoholmissbrauch. Er betonte auch die Bedeutung einer angemessenen Kennzeichnung für die Prävention und die Angabe der Inhaltsstoffe und merkte an, dass es wichtig sei, die Kennzeichnung zu harmonisieren und auch den Energiewert von Getränken anzugeben.
Rafael del Rey, Generaldirektor der Stiftung des Observatoriums des spanischen Weinmarktes (OEMV), konzentrierte sich in seiner Präsentation auf den globalen Weinmarkt, seine Entwicklung, die aus der Pandemie gezogenen Lehren und die Zukunft. Er betonte die Widerstandsfähigkeit des Weinsektors gegenüber der Finanzkrise 2008, den Veränderungen im Konsumverhalten in China und der Corona-Pandemie. Er wies darauf hin, dass sich die Weinbranche sowohl im Vertrieb als auch im Konsum weiterentwickelt habe.
Die Vorträge verdeutlichten den Kulturkampf, der noch auf Jahre geführt werden muss. In einigen Ländern wie den USA gibt es Präventionsbotschaften auf den Flaschen. Es sollte auch Mäßigungsbotschaften geben, die den Wein nicht verteufeln.
Während des Webinars wurde die Bedeutung erwähnt, die die AREV der Überarbeitung der Politik zur Förderung von Agrar- und Ernährungsprodukten beimessen – ein für den Weinsektor sehr sensibles Thema - das im Herbst 2022 vorgelegt werden soll. Die Absatzförderungspolitik ist eine wichtige Herausforderung für den Weinsektor, da die reale Gefahr besteht, dass im Namen der Nachhaltigkeit und einer gesunden Ernährung alkoholische Getränke einschließlich Wein und Fleisch aus den europäischen Absatzförderungsprogrammen verbannt werden.
Wein darf nicht aus der Absatzförderung fallen
In den Arbeitsprogrammen 2021 und 2022 zur Absatzförderung wird viel Platz für Bioprodukte (unverhältnismäßig zum Marktpotenzial) sowie für Obst und Gemüse und sehr wenig Platz für andere Produkte eingeräumt. Dabei besteht das Risiko, dass die verfügbaren Mittel nicht ausgeschöpft werden. Bei Wein nutzt der Sektor Mittel aus nationalen Stützungsplänen, aber auch diese allgemeineren Mittel werden, wenn auch in geringem Umfang, genutzt.
Die EU-Kommission trifft ihre Entscheidung willkürlich, zum Beispiel ob sie bestimmten Sektoren Priorität einräumt, zum Beispiel den Strategien Farm to Fork oder dem Krebsbekämpfungsplan folgt, die noch keine Rechtsakte sind. Die EU-Abgeordnete Irène Tolleret diskutierte mit dem Publikum über die Notwendigkeit einer stärkeren Einbeziehung der Wissenschaft. Tolleret glaubt, es sei dringend notwendig Diskussionsrunden zu bilden, die Studien und Daten teilen. Um die Politik zur Bekämpfung des Alkoholismus zu stärken, müssten alle an mehreren Fronten zusammenarbeiten: Erstens müsse die Erziehung schon im frühen Alter gegen die Sucht kämpfen. Zweitens ist die Information der Verbraucher enorm wichtig. Die AREV erwartet, dass die EU-Kommission 2023 einen Vorschlag zur Überarbeitung der Verordnung über Verbraucherinformationen vorlegen wird. Tolleret befürchtet nichts Gutes: Einige sprechen von Nutriscore F auf schwarzem Hintergrund, andere von Mäßigungsbotschaften und wieder andere von alarmierenden Bildern wie beim Tabak. Aber zu viele Informationen töten die wichtigste Information, die nach wie vor der Alkoholgehalt sein sollte.
Die EU-Abgeordnete schloss mit einer Bemerkung zur Absatzförderungspolitik: „Diese hilft nicht nur bei der Vermarktung, sondern trägt auch zur Verbreitung von Botschaften des gemäßigten Konsums bei. Die Landwirtschaftsminister von 19 EU-Ländern haben am 21. Februar 2022 die EU-Kommission aufgefordert, Wein und Fleisch nicht von der zukünftigen Absatzförderungspolitik für europäische Agrarprodukte auszuschließen. AREV