Weinwerbung auf Digitalkurs

RHEINHESSEN

Foto: Isabelle Willersinn
Es habe schon etwas Mut bedurft, in dieser Zeit zur Mitgliederversammlung des Rheinhessenwein e. V. zu kommen, begrüßte Vorsitzender Thomas Schätzel am 25. Juni 2020 in Worms die Anwesenden. Während sich die Weinwirtschaft in der Corona-Krise neu zusammenruckelt gebe es neue Gewinner und Verlierer. „Das hätte keiner so gedacht“, erklärt Schätzel und stellt dabei fest, dass die Natur von der Pandemie vollkommen unbeeindruckt bleibt: „Die Weinberge stehen vielversprechend dar.“ In der Kommunikation von Rheinhessenwein sei der Wechsel von dem Slogan „Rheinhessen. Die Weine der Winzer“ hin zu „Weine aus Rheinhessen: Qualität, die man schmeckt“ in 2019 vollzogen worden. Die Umsetzung fand in Kooperation mit dem DWI statt. Dadurch können nun auch Gelder aus der Binnenmarktförderung der EU beansprucht werden. Doch um die Förderprogramme besser nutzen zu können, ist ein Ausbau der eigenen Finanzierungsbasis unabdingbar, erklärt Schätzel. Auch aus diesem Grund hat sich der Gesamtvorstand einstimmig für eine Erhöhung des Mitgliedbeitrages von 39 € auf 100 € pro Jahr geeinigt. Klar, sei das ein großer Sprung, aber in Bezug auf die lange Zeit (letzte Änderung des Beitrages war 1993) bestehe eine entsprechende Anpassungsnotwendigkeit, so Geschäftsführer Bernd Kern. Demgegenüber stehe ein großer Leistungskatalog (www.rheinhessenwein.de/mitglieder-rheinhessenwein).
Rückläufige Zahlen
Die Rheinhessen haben es geschafft, Marktanteile zurück zu gewinnen und vermarkteten 2019 34,3 % der deutschen Weine (2018: 31,5 %). Der Durchschnittspreis sei allerdings von 2,23 €/l in 2018 auf 2,15 €/l in 2019 zurückgegangen. Im Direktverkauf liegt er bei 5,54 € pro 0,75 l-Flasche und damit deutlich höher als im Vorjahr (5,08 €). Der 2018er RS Rheinhessen Silvaner war allerdings der letzte des Gemeinschaftsprogrammes. Der Export musste in Menge und Preis zurückstecken, die Strafzölle der USA seien dabei noch nicht abgebildet. Es gibt allerdings auch hoffnungsvolle Märkte wie Japan mit einem Zuwachs von 23 %.
Digitales Marketing forcieren
Bernd Kern freut sich über einen immer größeren Zulauf zur Homepage www.rheinhessen.de und zum Newsletter mit 10.000 Abonnenten sowie 17.000 Facebook-Follower. Das neue Roadmovie, welches Weinkönigin Eva Müller auf der Versammlung vorstellte, habe gute Impulse gebracht. Dem Ausfall vieler Veranstaltungen durch die Corona-Pandemie wurde mit unterschiedlichen Online-Formaten entgegengesetzt. Zudem hat Rheinhessenwein gemeinsam mit der VRM Digitalagentur für Marketing überlegt, wie durch digitales Marketing neue Zielgruppen erreicht werden können. Entwickelt wurden dabei auch Anzeigenrahmen für Instagram.
Nachhaltigkeit fängt im Kopf an
Prof. Dr. Hans Schultz von der Hochschule Geisenheim University zeigte durch unterschiedliche Studien auf, an welchen Stellschrauben im Weinbau gedreht werden muss, um dem Klimawandel entgegenzusetzen. So müsse zum Beispiel die Unterlagenfrage neu angegangen werden, um den Wassermangel in den Griff zu bekommen. Böden seien der unterschätzte Klimafaktor. Doch nur wenn ein verbessertes Klimapotenzial im Preis der Produkte ausgeglichen wird, könne es eine Lösung geben. Denn „billige Lebensmittel sind teuer“, so Schultz. Zudem müsse die Zweiteilung von ökologisch und konventionell aufgebrochen werden. Es gehe um die einzelnen Systeme und Möglichkeiten und was diese zum Klima beitragen - oder eben nicht. Aber um eine Verbesserung zu erreichen, müsse man dies auch wollen: „Nachhaltigkeit fängt im Kopf an“. iw