Wissen aus der Praxis als Grundlage für Politik

Arbeitstreffen mit EU-Abgeordneten

Foto: Claudia Albrecht
Am 3. Juli erkundigte sich Christine Schneider, Mitglied des Europäischen Parlaments (MdEP), bei einem Arbeitstreffen im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt nach Forschungsergebnissen zu aktuellen Themen. Im Mittelpunkt standen die sich abzeichnenden Engpässe im Pflanzenschutz durch fehlende Zulassungen und Alternativen zum Glyphosat durch Perspek­tiven der Unterstockbegrünung im Weinberg.
EU-Abgeordnete Christine Schneider betonte die Bedrohung der Ernährungssicherheit durch den Rückgang zugelassener Pflanzenschutzmittel. „Ohne neue Wirkmechanismen können wir den wachsenden Herausforderungen durch Klimawandel und invasive Arten wie der Schilf-Glasflügelzikade nicht begegnen“, so Schneider. Die Schilf-Glasflügelzikade breitet sich rasant aus und befällt inzwischen nicht nur
Zuckerrüben, sondern auch Kartoffeln, Wurzelgemüse und Dauerkulturen wie Spargel und Rhabarber – ohne dass wirksame Mittel oder Alternativen in der Kulturführung zur Verfügung stehen.
Seit 2019 gibt es keine Neuzulassungen von neuen Wirkstoffen mehr. Das Zulassungsverfahren ist komplex, besonders in Deutschland. Gewisse Erleichterungen habe die CDU mühsam in den Koalitionsvertrag hineinverhandelt. Christine Schneider sprach sich für mehr Forschung zum Pflanzenschutz (Schädlinge und Krankheiten) aus. Flankierend setzt sie sich für ein risikobasiertes und verschlanktes Zulassungsverfahren auf EU-Ebene ein.
Das Arbeitstreffen ermöglichte einen Austausch mit dem Deutschen Weinbaupräsidenten Klaus Schneider, Weinbaupräsident der Pfalz Reinhold Hörner und der Deutschen Weinkönigin Charlotte Weihl. Dr. Andreas Kortekamp, Katharina Weihbrecht und Dr. Claudia Huth berichteten von laufenden Forschungsarbeiten am DLR Rheinpfalz.
„Der Austausch zeigte, dass es Hoffnungsschimmer in der Forschung gibt“, meinte Schneider und hob die Ergebnisse von Katharina Weihbrecht am DLR Rheinpfalz zur Unterstockbegrünung im Weinbau hervor. Unterstockbegrünung bietet eine Alternative zu Herbiziden und zur mechanischen Bodenbearbeitung, fördert Biodiversität und verbessert die Bodenqualität – ein gelungenes Beispiel für nachhaltige Anbaustrategien. Weihbrecht unterscheidet dabei zwischen Gassenbegrünung, bei der die Biodiversität stärker im Vordergrund stehe und Unterstockbegrünung, bei der niedrig wachsende Arten im Fokus stehen. Mit zum Beispiel Rotschwingel machte sie auf allen Standorten beste Erfahrungen.
„Die Engpassanalyse zum Pflanzenschutz von Isabelle Lampe zeigt, wie wir faktenbasiert die Debatte führen und daraus konkrete Lösungen entwickeln können. Genau das brauchen wir – eine ehrliche Bestandsaufnahme und zielgerichtete Forschung“, betonte Christine Schneider. Joachim Eder, DLR Rheinpfalz, verdeutlichte die aktuelle Problematik der Rebveredler, denen kein Pflanzenschutzmittel mehr zur Verfügung stehe.
Bei neuen Züchtungstechnologien hofft die EU-Abgeord­nete auf Vernunft in den EU-­Gremien. Dr. Andreas Kortekamp ergänzte: „Beim Zulassungsverfahren sollte die bisherige Gefährdungsbewertung von einer wissenschaftsbasierten Risikobewertung abgelöst werden.“ bs