Zurück zu den Wurzeln – Boden im Fokus

8. ECOVIN Jungwinzertagung

Foto: Ecovin

Mehr als 50 Teilnehmende trafen sich, dieses Jahr wieder in Präsenz in Neustadt, zur Ecovin-Jungwinzertagung rund um das Thema Boden. „Im Bioweinbau spielt ein gesundes Bodenleben eine zentrale Rolle. Es ist die Grundlage für unser Wirtschaften mit der Natur“, sagte Ecovin-Geschäftsführerin Petra Neuber.
Was in der Online-Tagung im Vorjahr nur theoretisch erörtert werden konnte, wurde in Neustadt praktisch erprobt. Herzstück des Treffens bildeten interaktive Vorträge, Praxisworkshops und haptische Erfahrungen. Ein Impulsvortrag am Freitagabend zur Rhizosphäre der Reben stimmte die Teilnehmenden auf die Workshops am Samstag ein. Die Tagungsgäste konnten zwei von drei parallelen Arbeitsgruppen wählen.
Der Workshop des Bodenberaters Dr. Manfred Schulte-Karring drehte sich um die Bodenstruktur, Bodenanalyse und Bodenverbesserung. In einem Rieslingweinberg des Ecovin-Weinguts Platz legten die Teilnehmenden Bodenprofile frei, ermittelten pH-Wert und Kalk­anteile, diskutierten Techniken der mechanischen Bodenbearbeitung sowie den Einsatz von Komposten und Pflanzenkohle.
Pflanzenkohle selbstgemacht im Kon-Tiki
Die Pflanzenkohle stand im Mittelpunkt der Arbeitsgruppe von Prof. Claudia Kammann von der Hochschule Geisenheim. Wie wirkt Pflanzenkohle im Boden, wie wird sie hergestellt, welchen Beitrag leistet sie zum Klimaschutz? Höhepunkt der Workshops war die eigene Herstellung von Pflanzenkohle im so genannten Kon-Tiki, einem Pyrolyseofen, im Weingut Schäffer.
Ein dritter Workshop diskutierte die Potenziale von Agroforstsystemen im Weinbau. Nicolas Haack von Triebwerk und Lukas Mischnick von der Demeter-Beratung stellten Praxisbeispiele vor, in denen Obst- und Nussbäume zwischen und neben Weinreben wachsen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es werden die Ernterisiken einer Fläche gestreut, die Artenvielfalt erhöht, die CO2-
Bilanz verbessert. Dennoch sahen die Workshop-Teilnehmenden auch Hemmnisse wie eine schwierige Mechanisierung von Agroforstsystemen.
Klima prägt Wein viel stärker als der Boden
Am Samstagabend konnte man in einer Sensorikschulung den Einfluss des Bodens auf den Wein erforschen. Martin Darting von Wine System moderierte drei Doppelproben, die unterschiedliche Weinlagen und -stile miteinander verglichen. Ergebnis: Der Ausbau im Keller und das Klima prägen einen Wein viel stärker als der Boden, auf dem die Trauben gewachsen sind.
Der Tagungssonntag weitete den Blick vom Boden hin zum System Ökoweinbau und seine Leistungen für eine nachhaltige Entwicklung. Christian Hiss von der Regionalwert AG forderte bislang nicht bepreiste Leistungen des Ökoweinbaus für Umwelt, Gesellschaft und regionale Wirtschaft einen Wert zu geben, damit sich Nachhaltigkeit messen lässt.
Das Organisationsteam freute sich über die begeisterten Jungwinzer: „Ich habe viele Ideen und Impulse mitgenommen, die ich gerne schrittweise in unserem Weingut umsetzen würde“, sagte eine Pfälzer Winzerin. „Wir brauchen diese Art von Laboratorium, um Neues auszuprobieren und den Weinbau über das Etablierte hinaus weiterzudenken“, so ein Teilnehmer von der Mosel. Das Organisationsteam wertete noch in Neustadt die 2022er Tagung aus, um erste Ideen für 2023 zu spinnen. Der Bundesverband Ökologischer Weinbau dankt dem Ministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz sowie allen Sponsoren für die För­derung der Tagung. Petra Neuber, Ecovin