Zum Finale der Agrartage in Nieder-Olm lädt traditionell der Weinbauverband Rheinhessen zu seiner Jahreshauptversammlung ein. Weinbauminister Dr. Volker Wissing überreichte mit der rheinhessischen Weinprinzessin Ellen Kneib den Anerkennungsbescheid für die Schutzgemeinschaft Rheinhessen. „So können diejenigen über die Kriterien des rheinhessischen Weines entscheiden, die den Wein herstellen“, betonte Wissing. Stolz ist der Minister auf die GeoBox, ein Pilotprojekt aus Rheinland-Pfalz, das bundesweit übernommen und weiterentwickelt werden soll zu einer deutschlandweiten Drehscheibe für den Datenaustausch. Die GeoBox ist Grundlage für ein Geodatenportal für die landwirtschaftliche Praxis. Der Weinbauminister stellte das Kulturgut Wein in den Mittelpunkt. Er setzt sich als aktueller Vorsitzender der Agrarministerkonferenz dafür ein, dass Wein als Immaterielles Kulturgut der UNESCO anerkannt werden soll. „Wein prägt die Region, die Lebensart und die Identität“, erklärte Wissing. „Die Schutzgemeinschaften arbeiten an der Profilierung der Herkunft“, so Wissing. Er ist zuversichtlich, dass sich die rheinland-pfälzische Weinbranche auf eine gemeinsame Strategie zur Weinvermarktung, insbesondere im Export, verständigt.
Weinmarkt ist derzeit einigermaßen stabil
Ingo Steitz, Weinbaupräsident Rheinhessen, blickte auf das außergewöhnliche Jahr 2018 zurück. Nach dem historischen Tiefststand der Weinvorräte wurden die Keller wieder voll, zudem mit guten Qualitäten. „Im Augenblick ist der Weinmarkt einigermaßen stabil“, sagte Steitz. Die Mengenregulierung habe sich also bewährt. Aktuell ist die Weinbaupolitik mit dem Bezeichnungsrecht befasst. Auch die Diskussionen um eine Zutatenliste und Nährwertangaben reißen nicht ab. Der Weinbaupräsident sieht in der Schutzgemeinschaft eine Chance die Region gemeinsam mit den Kellereien weiter voranzubringen. Steitz schlägt vor die Herkunft „Rheinhessen“ oben auf der Kapsel jeder Flasche anzubringen. Für Alexander Rittlinger, Geschäftsführer Reh Kendermann, ist das eine Frage der Machbarkeit. Rittlinger wies darauf hin, dass derzeit viele Weine wegen Fehltönen abgelehnt würden. Der Handel verhandele knallhart um die Preise. „Spaß macht das nicht“, versicherte Rittlinger. „Deutschland sollte sich im Export auf Weißwein fokussieren, das können andere nicht.“ Dr. Michael Koehler, Leiter des Referats Wein im Bundesministerium, ist optimistisch: „In Rheinhessen gibt es jede Menge junge, dynamische Winzer, die mit Qualität eine stärkere Profilierung erreichen. Norbert Kießling, Bezirkswinzergenossenschaft Wonnegau, appellierte an Fassweinwinzer Trauben abzuliefern, um Mengen zu bündeln und den Markt zu stabilisieren. „Wir brauchen Partnerschaften, um Aktionen zu starten mit den Kellereien und dem Handel. Die rheinhessische Werbung muss sich komplett neu aufstellen, weil die Kampagne auf Winzer aufbaute und von der EU nicht kofinanziert wird. Die Herkunft muss im Fokus stehen, also Landschaften. Die Gebietsweinwerbung ist Opfer der Vergaberichtlinien für Werbegelder. bs