Am Tag nach seinem 150. Verbandsjubiläum hatte der Deutsche Weinbauverband (DWV) zur Rebschutztagung in das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz nach Neustadt eingeladen. Weinbauliche Praxis, Wissenschaft und Politik diskutierten über die Anstrengungen der europäischen Pflanzenschutzmittelreduktion.
Moderiert von der Deutschen Weinkönigin, Eva Brockmann, ging es um die Entwicklung von der „Green Revolution zur Green Devolution“. António Graça, von Sogrape Vinhos SA, berichtete von Maßnahmen für mehr Biodiversität im portugiesischen Weinbau. Sogrape hat mehrere Weingüter und ist das größte Weinhandelsunternehmen Portugals, mit Sitz in der Region Bairrada, südlich von Porto. Weltweit bekannt ist die Marke Mateus, die entstand als es während des Weltkrieges nicht möglich war, den bei den Briten beliebten Portwein zu exportieren. So kelterten sie 1942 erstmals Rosé. Der leichte, fruchtige Cuvée war von Beginn an ein Verkaufsschlager, mit jährlich etwa 50 Mio. verkauften Flaschen. Graça meint, dass dem Klimawandel mit einem Bündel an Maßnahmen zu begegnen ist. Um geschmackliche Unterschiede auszugleichen, eignen sich Cuvées.
Chancen und Hemmnisse der künstlichen Intelligenz stellte Prof. Dr. Heiko Tapken, Hochschule Osnabrück, vor und gewährte damit einen Blick über den Tellerrand in die Landwirtschaft.
Historie des Rebschutzes
Die Historie des Rebschutzes zeigte Dr. Andreas Kortekamp, DLR Rheinpfalz, auf. Sein Resümee: „Historisch betrachtet hat die Weinbaupraxis bereits 90 % der Pflanzenschutzmittelreduzierung geschafft. Angefangen mit der Reblausbekämpfung durch Pfropfreben, über effektivere Mittel gegen Echten und Falschen Mehltau sowie verbesserte Applikationstechnik bis hin zum verbreiteten Pheromoneinsatz und dem Pflanzen von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten.
Dr. Gerd Stammler, BASF SE, berichtete von Ansätzen für zukünftige Bekämpfungsstrategien und wünscht, dass die Zulassungsverfahren an innovative Methoden, wie zum Beispiel Punktspritzungen, angepasst werden.
Wertvoller Austausch mit ausländischen Gästen
Am Nachmittag kamen internationale und nationale Gäste zu Wort. Der Generaldirektor der OIV John Barker, Aly Leonardy von der AREV, die Weinbaupräsidenten aus Österreich, Luxemburg, Niederlanden und Ungarn bereicherten die Tagung mit ihren Kurzvorträgen. So konnten sie Ideen, Programme und Ansätze zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes vorstellen und diskutieren. Forschungsprojekte wie VITIFIT und Oenotrace stellten sich den Fragen der Teilnehmenden. Aus der Sicht des Verbandes Deutscher Rebenpflanzguterzeuger berichtete Rudolf Eibach über Möglichkeiten durch Anpflanzung von Piwis mit Mehrfachresistenzen und neue gentechnische Verfahren. Recyclingtechnik, Entwicklungen des Biodiversitätsstärkungsgesetzes sowie die Forderungen der europäischen weinbaulichen Interessenvertreter wurden erörtert.
„Der Austausch mit den ausländischen Gästen war ein Highlight der Veranstaltung“, meint Klaus Schneider, Deutscher Weinbaupräsident. Sie stimmen mit den Deutschen überein, dass die Herausforderungen im Pflanzenschutz groß sind, aber durch Innovationen und Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene Lösungen gefunden werden können. Die DWV-Rebschutztagung bot eine Plattform, den Wissensaustausch mit der Politik und weiteren Akteuren anzustoßen.
Abschließend gab es eine Verkostung von Süßwein, Sekt und entalkoholisiertem Wein mit Kuchen, moderiert von der Deutschen Weinkönigin Eva Brockmann und Prof. Dr. Ulrich Fischer, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz. dwv/bs